Infektionskrankheiten

Serum gegen Ebola: Experten zurückhaltend

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San Diego/Hamburg -

Nach der anscheinend erfolgreichen Behandlung des an Ebola erkrankten US-Arztes Dr. Kent Brantly reagieren Experten zurückhaltend auf das Mittel ZMapp. „Ich denke, wir sollten sehr vorsichtig sein und keine Schlüsse über die Rolle von ZMapp ziehen, bis wir mehr Details erfahren“, sagte der US-Mikrobiologe Professor Dr. Thomas Geisbert von der University of Texas in Galveston, einer der führenden Ebola-Forscher.

Brantly könne auch zu jenen rund 40 Prozent der Patienten gehören, die die Erkrankung ohne Behandlung überleben. „Ich denke, wir benötigen mehr Daten, um eine definitive Aussage zu treffen“, sagte Geisbert.

Brantly war mit dem antikörperbasierten Mittel ZMapp behandelt worden, nachdem er sich in Liberia mit Ebola infiziert hatte. Zuvor war das Mittel lediglich an Affen getestet worden. Nach der Verabreichung habe sich Brantlys Zustand binnen einer Stunde gebessert, hatte der Sender CNN berichtet. Geisbert zweifelte das an. „Es ist nicht realistisch zu erwarten, dass ernste klinische Symptome in einer Stunde verschwinden“, betonte er. „Das passiert nur in Filmen.“

„Wir müssen sehr vorsichtig sein“, sagte auch der Virologe Dr. Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin. „Wir brauchen noch mehr Daten. Ich würde nicht sagen, dass das Serum die Lösung ist, um alle Ebola-Patienten zu retten. Vielleicht kann es jedoch unterstützend sein.“

Dr. Roman Wölfel vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München schließt Nebenwirkungen nicht aus. „ZMapp ist bisher rein experimentell“, sagte er. Das Immunsystem könne stark auf die Antikörper reagieren. Da es bislang noch keine Daten oder Tests an Menschen gebe, seien Aussagen über Nebenwirkungen von Zmapp schwierig. Theoretisch reiche die Bandbreite von leichtem Fieber bis hin zu Schockzuständen.

ZMapp beruht auf dem Wirkstoff MB-003, der unter anderem von Mitarbeitern der US-Armee mitentwickelt und getestet wurde. Dieser besteht aus Antikörpern, die an die Viren binden und es dem Immunsystem ermöglichen sollen, infizierte Zellen zu eliminieren. Produziert werden die Antikörper in Tabakpflanzen.

Unterdessen meldete die Weltgesundheitsorganisation WHO, dass in den betroffenen Ländern bis zum 1. August insgesamt 1603 Ebola-Fälle gemeldet wurden, darunter 887 Tote. Erfasst werden dabei nicht nur mit Labortests bestätigte, sondern auch Verdachtsfälle. Am 12. Juli hatte die Zahl gemeldeter Fälle noch bei 964 gelegen. In den vergangenen Tagen dürften die Zahlen erneut sprunghaft nach oben gegangen sein.

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