Apotheker-Karrieren

Vom HV-Tisch ans Rednerpult

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Berlin -

Kommt man aus einer Apothekerfamilie, ist der Berufsweg oft schon vorgegeben. So sollte es auch bei Dr. Katja Renner sein, dennoch ging die Sauerländerin ihren eigenen Weg. Die Apothekerin arbeitet in der Apotheke, schreibt für pharmazeutische Fachzeitschriften, leitet aber außerdem Seminare und ist im Athina-Leitungsteam tätig - für sie das beste Konzept.

Renner stammt aus einer Apothekerfamilie und ist seit ihrer Kindheit an die Apotheke gewöhnt. Ihr Kindheitstraum war es, Lehrerin oder Journalistin zu werden. Dennoch entschied sie sich nach dem Abitur für Pharmazie. An der Rheinischen-Friedrich-Wilhelm-Universität in Bonn absolvierte sie das Studium. Danach dachte sie sich: Was jetzt? In einer Apotheke zu arbeiten, war nicht ihr erstes Ziel.

Die junge Frau hatte während des praktischen Jahres sechs Monate in der Industrie gearbeitet und so trat sie nach der Approbation eine Doktorandenstelle in der Dermatologie in Köln an. Haben viele promovierte Apotheker den Titel „Dr. rer. nat.“, so schloss Renner mit „Dr. rer. medic.“ ab – Doctor rerum medicinalium, Doktor der Medizinwissenschaften. Parallel jobbte sie in einer Apotheke und übernahm Notdienste.

Nach der Promotion arbeitete sie in einer Apotheke und bekam ihr erstes Kind. Nach einigen Jahren und dem dritten Kind war klar: Die Apotheke des Vaters würde sie nicht übernehmen. Renner teilte sich ihre Arbeitszeit auf, sodass sie in Teilzeit in der Apotheke tätig sein und zusätzlich als Referentin für die Apothekerkammer Nordrhein arbeiten konnte.

Vor etwa 18 Jahren absolvierte sie Train-the-Trainer-Kurse der BAK in der Indikation Asthma und COPD. Steckenpferde ihrer Fort- und Weiterbildungen sind heute auch die Themen Depression, Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit und das Medikationsmanagement. Die Apothekerin gibt Tages- und Abendseminare mit hohem Praxisbezug. „Leitliniengerechte Therapie ist die Grundlage des Seminars, im Vordergrund steht aber die praktische Umsetzung im Rahmen der Beratung in der Apotheke. Interaktive Übungen mit den Teilnehmern sollen die Inhalte festigen.“ Ihre eigene Art der Wissensvermittlung hat sich Renner nach und nach selbst angeeignet.

Teilnehmen können Apotheker und PTA an den Seminaren der Apothekerin. War es anfangs noch die eigene Apothekerkammer, arbeitet Renner heute auch für andere Kammern. Die Zeiten ändern sich, daher bietet die Apothekerin auch Webinare an. Diese sind unter anderem im Programm „Arzneimittel-Therapiesicherheit in Apotheken“ (Athina) zu finden.

Renner ist seit dem Projektbeginn in Nordrhein dabei und hat das Schulungskonzept zur Medikationsanalyse mit erarbeitet. Wesentlicher Ansatzpunkt ist das Medikationsmanagement, das in der Apothekenbetriebsordnung als pharmazeutische Tätigkeit definiert ist. Die Apothekerin betreut das Schulungsprojekt und hat das Curriculum mit Dörte Lange und Bernd Dewald entwickelt. Außerdem ist sie Referentin der Fortbildungen und der Webinare.

Athina ist für Renner mehr als eine Schulung zum Medikationsmanagement, es ist ein Gesamtkonzept, um diese Dienstleistung in Apotheken zu implementieren. Fortbildungstage, Webinare und das Tutorensystem sollen die Apothekenmitarbeiter fit machen. Ein Netzwerk aus klinischen Pharmazeuten steht den Teams zur Seite und arbeitet Fälle aus der Praxis fachlich auf. Das Konzept wurde von den Apothekerkammern Niedersachsen, Bremen, Hessen und Baden-Württemberg bereits übernommen.

Gegenstück zu Athina ist Armin. Insgesamt besteht das Modellprojekt aus Sachsen und Thüringen aus drei Stufen: der Wirkstoffverordnung, dem Medikationskatalog und dem Medikationsmanagement. Inzwischen sind 171 Monosubstanzen und 17 Kombinationen für die Wirkstoffverordnung gelistet, dazu ein Medikationskatalog mit zwölf Indikationen. In der Testphase wurde das neue Medikationsmanagement mit zwei Patienten geübt. 2014 waren zunächst die Wirkstoffverordnung und der Medikationskatalog an den Start gegangen. Der Start des Medikationsmanagements war ursprünglich für 2015 geplant, verzögerte sich jedoch aufgrund technischer Probleme. Das Modellprojekt soll zunächst bis 2018 laufen. Für Renner stehen Athina und Armin nicht in Konkurrenz, sondern führen die Apotheker auf unterschiedlichen Wegen gleichermaßen zur Umsetzung der Medikationsanalyse.

Die Apothekerin hat ihr ideales Konzept gefunden. Sie hat keine starren Arbeitszeiten in der Apotheke, sondern ist flexibel: Welche Veranstaltungen und Seminare sie übernimmt, kann sie selbst entscheiden. Sie begeistert die Vielfalt, die sich ihr bietet. Vor allem im Rahmen der politischen Umbruchsituation ergeben sich spannende Themen für sie als Referentin und als Standespolitikerin bei der Kammer Nordrhein. „Die Fortbildung muss immer am Puls der Zeit sein, die Themen abdecken, die die Kolleginnen und Kollegen interessieren und sie auf neue Herausforderungen des Apothekerberufs vorbereiten.“

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