Porträt

Walgreens: Arzneimittel, Burger, Druckerpatronen

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Berlin -

Mit der Kombination Boots/Walgreens kommt erstmals eine der großen US-Apothekenketten nach Europa: Walgreens ist mit derzeit knapp 8300 Filialen, davon 700 mit integrierten Arztpraxen, und mehr als 244.000 Mitarbeitern Marktführer in den USA. Für die Amerikaner ist die Megafusion der erste Schritt ins Ausland überhaupt.

 

Die Geschichte von Walgreens begann 1901 in Chicago, als der Apotheker Charles R. Walgreens seine erste Apotheke öffnete. Als die US-Wirtschaft in den 1920er Jahren florierte, steigerte sich auch Walgreens: Bis 1930 hatte der Unternehmer gewordene Pharmazeut aus einer Kleinstadt im Bundesstaat Illinois schon knapp 400 Apotheken im ganzen Land eröffnet. Bis heute ist der Firmensitz am Lake Michigan, in einem Vorort von Chicago.

Punkten konnte die Apothekenkette damals mit ihren räumlichen Verbindungen zu JunkFood-Geschäften: Mit einem direkten Durchgang waren vielerorts Imbissbuden und Restaurants an die Apotheke angeschlossen. Auch heute gibt es in Walgreens-Filialen nicht nur Arzneimittel: In mehr als 3000 Filialen können beispielsweise Druckerpatronen nachgefüllt oder Videos ausgeliehen werden. Viele Standorte haben auch eine „Drive-Through-Apotheke“.

Trotzdem macht Walgreens mehr als 65 Prozent seines Umsatzes mit Rx-Medikamenten. Im vergangenen Jahr setzte der Konzern insgesamt 72 Milliarden US-Dollar um, umgerechnet 57 Milliarden Euro. Im Durchschnitt eröffnet Walgreens pro Jahr 425 neue Apotheken. Der Konzern befindet sich komplett im Streubesitz: Wie in den USA üblich, teilen sich große Finanzinvestoren und Rentenfonds die Aktienpakete.

 

 

Die Verbindung mit Alliance Boots kommt überraschend: Bislang war Walgreens nur auf dem Heimatmarkt aktiv. Bis auf wenige Niederlassungen in Puerto Rico betreibt der Konzern keine Apotheken in anderen Ländern.

In den vergangenen Jahren hat sich Walgreens nicht nur Freunde gemacht: Immer wieder legte sich die Apothekenkette mit den mächtigen Pharmacy Benefit Managern (PBM) an. Im Dezember stoppte Walgreens beispielsweise die Zusammenarbeit mit dem Marktführer Express Scripts, weil der Konzern seine Erstattung drastisch reduziert hatte.Auch mit CVS/Caremark hatte ein ähnlicher Konflikt bestanden.

Im März 2011 hatte sich Walgreens zudem dem Trend der vertikalen Integration der Gesundheitskonzerne widersetzt und von seiner allerdings vergleichsweise kleinen PBM-Sparte getrennt. Zuletzt war Walgreens den unabhängigen Apotheken im Dauerstreit zwischen den PBM-Konzernen zur Seite gesprungen: Als einzige Kette unterstützt Walgreens die Interessengemeinschaft der unabhängigen Apotheke „Rx-Ally“ (Die Rx-Alliierten).

 

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