Drohnen-Apotheke

„Ich habe noch keine Drohne fliegen sehen“

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Berlin -

Erstmals hat in Deutschland eine Drohne Arzneimittel ausgeliefert: Der „DHL Paketkopter“ flog gestern in Bonn einmal über den Rhein zur Konzernzentrale. Die Arzneimittel kamen aus der Mohren-Apotheke. Inhaber Rüdiger Hartong ist mit dem Projekt, das noch bis Freitag läuft, zufrieden – auch wenn einige seiner Kollegen die Drohnenflüge kritisch sehen.

„Ich finde es schön, bei einer innovativen Idee dabei zu sein“, sagt Hartong. „Und ich war erfreut, dass DHL an Medikamente gedacht hat.“ Arzneimittel seien ein besonders Gut, das manchmal auch akut gebraucht werde. Es gehe darum zu zeigen, was technisch möglich sei.

Dass gerade Arzneimittel für den Testlauf verwendet werden, sieht man in der Apothekerkammer Nordrhein kritisch: Geschäftsführer Dr. Stefan Derix betont, dass nur die persönliche Beratung und der direkte Kontakt die Qualität der Versorgung gewährleisteten. Angesichts der Versorgungsdichte sind Drohnen aus Sicht der Kammer unnötig. Die Geschäftsstelle war bei dem Projekt nicht eingebunden.

Die Bonner Apothekerin Ute Schneider-Jacobs findet die Arzneimittel-Lieferung per Drohne „ausgesprochen bedenklich“. Sie kritisiert, dass Apotheken Personal schicken müssten, um Arzneimittel zu liefern, während die Drohne unbemannt daher komme – sie könne nicht einmal klingeln.

Auch Hartong ist überzeugt: „Für die öffentliche Apotheke ist das definitiv nichts.“ Der Apotheker betont, die Flüge seien eine reine Pilotphase. „Ich teile die Skepsis der Kollegen: Der Versand von Arzneimitteln sollte nicht forciert werden.“

Die Suche nach Apotheken hat Hartong zufolge Ende November begonnen. „Das war dann relativ spontan“, erzählt der Pharmazeut. Fünfmal bereitet seine Apotheke nun die Päckchen für den Drohnenflug vor: Die Bestellungen liefen telefonisch oder per E-Mail in der Apotheke ein, die Arzneimittel würden anschließend in Tütchen verpackt, erzählt Hartong. Auf diesen sind die Daten des Kunden verzeichnet und – speziell für den Flug – das Gewicht der Lieferung.

Die Tütchen werden öffentlichkeitswirksam in eine Kiste der Post gepackt und von DHL-Mitarbeitern abgeholt. „Das ist eine Übergabe an DHL“, so Hartong. Rechtliche Schwierigkeiten sieht er daher nicht.

Die DHL-Mitarbeiter bringen die Kiste zum Rheinufer und sortieren dort, welche Tütchen mit der Drohne geschickt und welche per Auto transportiert werden. Dafür sind die Gewichtsangaben des Apothekers wichtig, denn die Drohne kann nur ein Kilogramm tragen. Mit diesem Prozess hat der Apotheker aber nichts mehr zu tun: „Ich habe noch keine Drohne fliegen sehen“, sagt Hartong.

Bei seinen Kunden stößt die Aktion auf geteiltes Echo: „Es wurden ein paar Witze gemacht, manche halten es für einen Marketing-Gag.“

Ob und wie die Drohnen in Zukunft eingesetzt werden könnten, kann Hartong noch nicht absehen. Er kann sich vorstellen, dass sie beispielsweise von Krankenhausapotheken genutzt werden könnten, die akut benötigte Arzneimittel über das Uni-Gelände in eine andere Abteilung schicken. „Das ist gar nicht so unrealistisch“, findet Hartong.

Ein Einsatz in großem Stil liegt aus seiner Sicht aber noch in weiter Ferne, dafür müssten erst einmal zahlreiche Gesetze geändert werden.

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