Generikakonzerne

Stada: Das große Auszählen

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Berlin -

Die Frist ist abgelaufen: Wer als Stada-Aktionär aussteigen wollte, konnte bis Mitternacht das Angebot der Investoren Bain und Cinven annehmen. Mindestens 67,5 Prozent mussten zusammenkommen, sonst platzt der Deal. Ob der zweite Anlauf geklappt hat, entscheidet sich frühestens am Montagabend.

Einem Cinven-Sprecher zufolge müssen alle Buchungen vollzogen sein, bevor mit dem Auszählen begonnen werden kann. Da die Aktionäre bis Mitternacht Zeit hatten, das Angebot anzunehmen, dauere es, bis die Zusagen bei den mit der Transaktion beauftragten Bank in Deutschland ankämen. Das sei bei Transaktionen nicht ungewöhnlich. Da es anders als bei der Bundestagswahl keine Umfragen am Wahlbüro gebe, könne man auch keine Prognosen abgeben.

Zuletzt sah es eng aus: Bis Donnerstagmittag hatten nur 45,3 Prozent der Stada-Aktionäre das Angebot für 66 Euro je Aktie angenommen. Die Aktie fiel bereits geringfügig von mehr als 64 Euro auf 63 Euro. Allerdings hat die Wasserstandsmeldung auch nur beschränkte Aussagekraft, da sie sich ebenfalls nur auf die bereits eingegangenen Zusagen beziehe, so der Sprecher.

Vor zwei Wochen mussten Bain und Cinven die Annahmequote von 75 auf 67,5 Prozent senken und die Frist verlängern, weil nicht genug Stada-Aktionäre ihre Papiere angedient hatten. Sollten die Investoren nun auch das neue Ziel nicht schaffen, können sie aus rechtlichen Gründen erst im kommenden Jahr ein weiteres Angebot vorlegen. In Finanzkreisen wird dies aber als wenig wahrscheinlich gesehen.

Zwar ist es bei Übernahmen üblich, dass Großanleger die Frist ausreizen. Doch an Stada halten auch Privatanleger laut Firmenangaben mit 27 Prozent einen relativ hohen Anteil. Unter ihnen sollen viele traditionsbewusste Ärzte und Apotheker sein. Von den Privatanlegern hätten bisher nur etwas mehr als die Hälfte Aktien angedient, hieß es in Bankkreisen. Mit weiteren Zuläufen sei kaum zu rechnen.

Eine zusätzliche Hürde sind Indexfonds, die 12 Prozent der Anteile besitzen und die Entwicklung des MDax abbilden. Sie sind aus rechtlichen Gründen gebunden, bestimmte Annahmequoten abzuwarten. Die Finanzinvestoren rechneten nicht mehr damit, die Papiere noch angedient zu bekommen, verlautete es in den Kreisen. Als Problem gilt auch, dass Hedgefonds in der Hoffnung auf ein höheres Angebot zu hohen Kursen eingestiegen seien und nun zögerten.

Sollte der Deal platzen, befürchten Analysten einen Kursrutsch der Aktie, Konzernchef Matthias Wiedenfels wäre düpiert. Auch Active Ownership Capital (AOC) muss hoffen, dass der Deal nicht platz. Der aktivistische Investor hatte vor einem Jahr rund 5 Prozent der Stada-Aktien eingesammelt und dann für allerhand Wirbel gesorgt. Der Großaktionär hat seine Anteile bereits angedient – und hätte in kurzer Zeit seinen Einsatz verdreifacht.

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