Australien

Behörde verbietet Sex am HV-Tisch

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Berlin -

Der Dialog beginnt wie so ziemlich jedes Gespräch zwischen Kunden und Apotheker: „Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?“ Die Apothekerin spricht ein junges Pärchen an. „Ja“, sagt der blonde Surferboy, der mit seiner Freundin gekommen ist. „Ja, ich bin auf der Suche nach einem Kondom.“ Bis dahin nichts Ungewöhnliches. Wegen der restlichen 30 Sekunden wurde der Werbespot in Australien allerdings verboten.

„Kennen Sie Ihre Größe?“, fragt die Apothekerin, und erntet einen irritierten Blick. Der Vorschlag hingegen, ein Kondom anzuprobieren, stößt auf Gegenliebe: Das Pärchen lässt seiner Libido freien Lauf und schläft sich in der folgenden halben Minute quer durch die Offizin. Nummer 1: In Reiterposition auf dem HV-Tisch. Die Apothekerin begutachtet die Szenerie und fragt nach dem Befinden. „Gut“, sagt der junge Mann. „Sehr angenehm.“ Und ein Kollege hinter dem Tresen kommentiert: „Sehr schön, es betont die Farbe Ihrer Augen.“

Der Lover ist unsicher, möchte gerne eine Größe größer anprobieren. Seine Freundin findet aber, Stellung 2, es fühle sich zu groß an. Dann in Missionarsstellung auf dem Boden, schlussendlich sie auf seinem Schoß, die Mutter ruft an. „Ja, Mama, es geht uns gut! Wir probieren gerade ein paar Kondome an.“ Als die richtige Größe gefunden ist, ist der junge Mann begeistert, seine Freundin hingegen abgelenkt: „Diese Größe passt super!“, ruft er. Und sie: „Oh, die Zahnpasta ist im Angebot.“ Und noch ein Kalauer: Als sich das Paar verabschiedet, ruft der Apotheker hinter dem HV-Tisch freundlich hinterher: „Kommen Sie wieder!“

Kondomhersteller Four Seasons hatte den Clip 2013 ins australische Fernsehen gebracht. Die vier verfügbaren Größen der Verhüterli-Serie „Naked“ erfüllten jeden Bedarf, so die Botschaft. Aus Sicht der australischen Werbeaufsicht CAD war der Hersteller über das Ziel hinausgeschossen: Zu explizit sei die Darstellung von Sex-Szenen.

Die Behörde verlangte, dass alle „sexuellen Referenzen“ entfernt werden. Gegenüber dem australischen Branchenmagazin AdNews sagte Gründer und Geschäftsführer Graham Porter, die Werbung sollte durchaus für Aufsehen sorgen. „Man muss ein bisschen respektlos sein, um bei der jüngeren Zielgruppe zu punkten“, sagte er. Alle sexuellen Anspielungen zu entfernen, stelle die komplette Kampagne in Frage.

Tatsächlich hat Four Seasons dann aber doch noch eine entschärfte Variante für das Fernsehen produziert. Die Bildausschnitte sind in der zahmen Version so gewählt, dass außer einem nackten männlichen Oberkörper kaum mehr nackte Haut zu sehen ist; sogar die ineinander verschlungenen Beine des Liebespärchens auf dem Boden der Offizin wurden verpixelt. Allzu viel Fantasie braucht es dennoch nicht, um aus den Andeutungen zu schließen, was in der Apotheke vor sich geht. Für die CAD reichte das immerhin aus.

Die ursprüngliche Version des Clips gibt es immer noch – allerdings nur im Internet. Der Kondomhersteller hatte die Entscheidung der CAD als PR-Anlass genutzt und bewirbt das verbannte Stück auf der eigenen Website mit den Worten: „Schauen Sie hier unsere verbotene #Getnaked-Werbung an!“ Auch auf der Videoplattform Youtube gibt es das unzensierte Stück noch zu sehen – für angemeldete, volljährige User.

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