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Apotheken-Website: Falle Datenschutz

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Berlin -

Über manche Internetseiten von Apotheken werden täglich Tausende von Bestellungen abgewickelt, andere sind einfach nur da, weil sie irgendwie dazu gehören. So oder so kann es für die Betreiber der Seiten spannend sein, die Wirkung ihrer Homepage statistisch auszuwerten. Dafür kann man beispielsweise den Marktführer Google Analytics „einschalten“. Schon sieht man, wie viele Nutzer auf der Seite sind, woher sie kommen und was sie machen – Google allerdings auch.

Das Problem: Zumindest müssen die Nutzer darauf hingewiesen werden, dass sie auf der Seite beobachtet werden. Außerdem müssen die IP-Adressen anonymisiert werden. Schließlich muss ein zusätzlicher Vertrag mit Google abgeschlossen werden, der den Konzern verpflichtet, sich an die deutschen Datenschutzbestimmungen zu halten. Nur dann kann die Auswertung der Webseite datenschutzkonform erfolgen.

Mit einem einfachen Programm hat das IT-Unternehmen Grüne und Faust Apotheken-Webseiten analysiert. Das Ergebnis: 42,5 Prozent der Apotheken, die den Service des Suchmaschinenanbieters einsetzen, nutzen ihn nicht datenschutzkonform.

„Genauso wie wir kann auch jeder andere ein Programm schreiben, dass die Internetseiten findet, die Google Analytics oder eine andere Webcontrolling-Lösung nicht datenschutzkonform nutzen“, warnt Tobias Schulz, Mitautor der Studie. So lande eine Apotheke schnell im Netz von auf Abmahnungen spezialisierten Kanzleien.

Vor allem für Apotheken mit einem schlichten und wenig genutzten Internetauftritt kann Google Analytics zum Problem werden: „Da gibt es Webseiten, die wurden vor drei oder vier Jahren angelegt und seitdem nicht mehr bearbeitet“, erklärt Schulz. Inzwischen seien Datenschutz-Probleme bei dem US-Konzern jedoch immer mehr ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Mit etwas Geschick kann man das Problem selbst lösen: Im Hilfe-Menü von Google Analytics wird erklärt, wie man den Quellcode seiner Internetseite so ändert, dass die IP-Adresse der Nutzer anonymisiert wird. Dort findet man auch den Vertrag zur Auftragsdatenverarbeitung.

Außerdem muss das Impressum angepasst werden: Die Nutzer der Webseite müssen darauf hingewiesen werden, dass das Angebot des US-Konzerns verwendet wird. Außerdem sollte ein Deaktivierungs-Tool angeboten werden: Dieses kann der Nutzer herunterladen und in seinem Browser installieren, um so das Tracking zu verhindern. Außerdem sollte der alte Google-Account deaktiviert und ein neues Profil angelegt werden, da die einmal erhobenen Daten üblicherweise nicht gelöscht werden können.

Wem das alles zu kompliziert ist, der kann sich auch von IT-Unternehmen Hilfe holen. Die Preise dafür liegen zwischen 300 und 400 Euro. Alternativ können Apotheken auf kostenpflichtige Anbieter ausweichen, deren Programme datenschutzkonform eingesetzt werden können.

Insgesamt haben laut Grüne und Faust 10.167 von mehr als 20.000 Apotheken eine eigene Webseite, das entspricht 53 Prozent. Auf knapp 1300 Webseiten werden kostenlose Analyseprogramme eingesetzt: Der Großteil der Apotheken (1043) verwendet dabei Google Analytics. Auf Platz 2 folgt Piwik, das auf 231 Webseiten eingesetzt wird. 17 Webseiten nutzen Statcounter und eine Homepage Open Web Analytics.

Das kostenpflichtige Programm eTracker aus Hamburg wird bei knapp 900 Apotheken-Seiten eingesetzt. Der Anbieter bietet selbst eine Möglichkeit, die Software datenschutzkonform zu nutzen. Besonders Apotheken, die einen eigenen Versand betreiben oder zu einer Kooperation gehörten, sind Schulz zufolge bereits sehr professionell aufgestellt. Bei den übrigen Apotheken-Webseiten konnte kein Analyseprogramm festgestellt werden.

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