Arzneimittelkriminalität

Polizei: Bei Rezeptfälschung 110

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Berlin -

Rezeptfälschungen sind in Apotheken zwar nicht unbedingt an der Tagesordnung, aber auch keine Seltenheit mehr. Den Betrug zu erkennen wird allerdings immer schwieriger: „Die Rezeptfälschungen werden immer professioneller“, so ein Sprecher der Berliner Polizei. „Auch unsere Profis haben mitunter Probleme zu erkennen, ob es sich um ein echtes Rezept oder eine Fälschung handelt.“

Allein in Berlin gibt es laut Polizei bis zu 1000 Fälle von Rezeptfälschungen im Monat, so der Polizeisprecher. Wie viele Fälle es tatsächlich gibt und wie die Täter jeweils vorgehen, erhebt die Polizei nicht. „Am deutlichsten spürbar sind für unsere Mitarbeiter nach wie vor gestohlene Rezeptvordrucke“, so der Sprecher. Aus seiner Sicht sollten Ärzte vorsichtiger sein und Rezeptblöcke nicht unbeaufsichtigt liegen lassen.

Tatsächlich gibt es dem Sprecher zufolge aber viele Formen, Rezepte zu fälschen – etwa verschiedene Druckverfahren und gefälschte Stempel. Einige dieser Stempel seien schon seit Jahren unterwegs und noch nicht gefunden worden.

Teile der gestohlenen Rezepte werden häufig für später aufgehoben, verkauft oder weitergereicht – und fallen dabei der Polizei in die Hände. Rezeptfälschungen tauchen nicht nur in Apotheken auf, sondern etwa auch bei Hausdurchsuchungen. Das macht es der Polizei auch schwerer, bestimmte Schwerpunkte in der Stadt auszumachen, in denen die Fälscher besonders aktiv sind.

Angesichts der professionellen Rezeptfälschungen rät der Polizeisprecher den Apothekern, auf ihren Instinkt zu vertrauen, wenn ein fremder Kunde mit einem Rezept über Tilidin oder Diazepam vor ihnen steht. „Entscheidende Frage für den Apotheker sollte nicht sein, ob er die Fälschung erkennt, sondern ob er ein gutes Gefühl bei dem Rezept hat“, so der Sprecher.

Im Zweifel könnten Apotheker telefonisch beim LKA nachfragen. Unter der 030/4664-943720 erreichen sie die zuständigen Mitarbeiter der Polizei, die Auskunft zu Rezeptfälschungen geben können. „Ist dort niemand erreichbar und steht der Kunde wartend in der Offizin, können Apotheker auch die 110 wählen und ihren Verdacht prüfen“, erklärt der Sprecher. Sorgen, dass wegen eines falschen Alarms Kosten auf sie zukommen, müsse sich kein Apotheker machen. „Wir wünschen uns, dass im Zweifel angerufen wird“, betont der Polizeisprecher.

Der Großteil der Rezeptfälschungen fällt in den Bereich der Beschaffungskriminalität und dient dem Bezug von Drogen für den eigenen Gebrauch oder zum Verkauf. Das Opioid Tilidin und Diazepam sind typische Mittel, die Rezeptfälscher zu beziehen versuchen. Um dem Herr zu werden, sind Tilidin/Naloxon-haltige Produkte mit schneller Wirkstofffreisetzung seit Anfang 2013 Betäubungsmittel.

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