Organbeteiligung, Komplikationen & Co.

Die Unterschiede: Covid-19 vs. Influenza APOTHEKE ADHOC, 07.01.2021 14:56 Uhr

Covid-19 und Influenza unterscheiden sich vor allem in Bezug auf die Pathognese – bei Covid-19 kommt es daher häufiger zu gravierenden Komplikationen und Todesfällen. Foto: CROCOTHERY/shutterstock.com
Berlin - 

In Bezug auf die Symptomatik wurden Erkältung, Influenza und Covid-19 bereits häufiger gegenübergestellt. Gravierende Unterschiede gibt es jedoch vor allem in Bezug auf die Pathogenese und daraus resultierende Komplikationen.

Während bis vor gut einem Jahr nur zwischen Erkältung und saisonaler Influenza unterschieden werden musste, rückt in diesem Jahr vor allem auch die Abgrenzung zu Covid-19 in den Fokus. Denn mittlerweile sind zahlreiche Details über Infektionen mit Sars-CoV-2 bekannt, die einen Vergleich zulassen.

Organbeteiligung als wesentliches Merkmal

Sowohl Influenza wie auch Covid-19 gelten als Atemwegserkrankung. Eine Pneumonie tritt daher bei beiden Krankheiten als häufige Komplikation auf. Während sich Influenza jedoch meist auf die Lungen beschränkt, kommt es bei Covid-19 zu einer massiven Beteiligung anderer Organe – fast jedes Organ des Körpers kann vom Virus befallen werden. Mittlerweile ist klar, dass es sich nicht nur auf die Lunge beschränkt, sondern auch Gehirn, Blutgefäße, Herz, Nerven und vieles mehr befallen kann.

Bei einer Influenza werden häufig erst die hinzukommenden bakteriellen Superinfektionen gefährlich. Zwar kann es auch zu anderen Komplikationen abseits der Lunge kommen wie beispielsweise einer Entzündung der Skelettmuskulatur, sowie der Auflösung von Herzmuskelfasern (Rhabdomyolyse) mit gleichzeitiger Myoglobinurie. Diese sind jedoch seltener und meist nicht entscheidend für den Ausgang der Erkrankung.

Das neue Coronavirus Sars-CoV-2 infiziert häufig die Endothelien: Dabei handelt es sich um die innersten Zellen der Blutgefäße, welche diese auskleiden und wichtig für die Regulierung der Durchblutung sind. Durch die Beteiligung der Blutgefäße kann praktisch der ganze Körper befallen werden und Prozesse außer Kontrolle geraten. Häufig kommt es dann zu einem Multiorganversagen. Durch Vorerkrankungen ist das Gewebe meist schon geschädigt: Bluthochdruck, Diabetes, Herzinsuffizienz oder koronare Herzkrankheit bieten Sars-CoV-2 ideale Voraussetzungen für einen aggressiven und häufig sogar tödlichen Verlauf.

Eine besonders kritische Komplikation ist der sogenannte „Zytokinsturm“: Dabei handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystems, die mit einer erhöhten Bildung von entzündungsrelevanten Zytokinen einhergeht und somit zu einer systemischen Entzündungsreaktion führt. Dadurch kann es bei Covid-19 zu schweren und zum Teil lebensbedrohlichen Atemwegs-Komplikationen kommen. Außerdem können die Viren möglicherweise über die Riechnerven ins Gehirn eindringen und neurologische Komplikationen verursachen.

Komplikationen wesentlich häufiger

Forscher der Washington University in St. Louis stellten kürzlich eine Analyse der US-Veteranen-Behörde vor. Dabei wurden rund 3600 Covid-Patienten mit etwa 12.600 Influenza-Patienten gegenübergestellt. Auch hier zeigte sich, dass bei Covid-19 fast alle Organe betroffen waren: Es kam häufiger zu akutem Nierenversagen und Dialyse, Lungenembolien, Venenthrombosen, Schlaganfall, Myokarditis, Arrhythmien, plötzlichem Herztod und schwerem septischem Schock. Außerdem war eine notwendige Insulingabe und eine Kreislaufstabilisierung mit Vasopressoren öfter angezeigt. Im Blutbild zeigten sich bei den Covid-Patienten zudem Anstiege von Troponin, Aspartataminotransferase und Alaninaminotransferase, sowie Anzeichen einer Rhabdomyolyse.

Insgesamt ergab sich aus der Multiorganbeteiligung und den zahlreichen Komplikationen auch ein erhöhtes Sterberisiko – bei Covid-19 war es fast 5-fach höher als bei der saisonalen Influenza. Von 100 hospitalisierten Veteranen starben 5,3 an Influenza und 18,6 an Covid-19. Umgerechnet ergibt das 16,85 zusätzliche Todesfälle auf 100 Patienten. Die Erkrankten mussten rund 2,5-Mal häufiger auf einer Intensivstation behandelt werden und sie waren 4-fach häufiger auf eine mechanische Beatmung angewiesen.