Versandapotheken

DocMorris: Grünes Licht für Apo-Rot-Übernahme APOTHEKE ADHOC, 04.07.2018 14:38 Uhr

Berlin - 

DocMorris darf die Versandapotheke Apo-Rot übernehmen. Das Kartellamt hat nach Informationen von APOTHEKE ADHOC gestern grünes Licht gegeben. Ab Ende des Jahres soll das Versandgeschäft der Hamburger Apotheke vom niederländischen Heerlen aus betrieben werden. Die vier Präsenzapotheken von Inhaberin Birgit Dumke bleiben bestehen, ebenso die gleichnamige von ihr geführte Apothekenkooperation.

Die Schweizer Gesellschaft Zur Rose, die hinter DocMorris steht, hatte bereits weitere Übernahmen angekündigt, um zur größten Versandapotheke Europas zu expandieren. Bislang war die niederländische Shop-Apotheke Marktführer.

DocMorris wird zukünftig das Versandhandelsgeschäft von Apo-Rot eigenverantwortlich von den Niederlanden aus betreiben. Zusätzlich wollen DocMorris und Apo-Rot im Rahmen einer strategischen Zusammenarbeit gemeinsam das bestehende Omni-Channel-Konzept ausbauen sowie inhaltlich weiterentwickeln. 80 Mitarbeiter der Marketing- und Service-Teams von Apo-Rot sowie der allgemeinen Verwaltung werden in eine neue Gesellschaft mit Sitz in Hamburg überführt. Der Web-Shop soll weiter von dort aus vermarktet werden.

Apo-Rot ist unter der Gründerin Dumke in 15 Jahren zu einer der Top 5 Versandapotheken in Deutschland aufgestiegen. Die auf rezeptfreie Medikamente fokussierte Versandapotheke erzielte 2017 mit nach eigenen Angaben mehr als 780.000 aktiven Kunden einen Umsatz in Höhe von rund 100 Millionen Euro. In der Verbindung von Versand- und Vor-Ort-Apotheken sehen beide Partner einen Garanten für Erfolg.

Über die Partnerapotheken in der Kooperation soll auch der Vertrieb der Eigenmarken von Apo-Rot weitergeführt werden, die Produktpalette soll ebenfalls bestehen bleiben. Etwa 170 Mitarbeiter können demnach in Hamburg bleiben. Den festangestellten Mitarbeitern im Versand wird DocMorris Job-Angebote für Bremen und Heerlen machen.

Das „Click&Collect”-Modell der Vor-Ort-Apotheken von Apo-Rot soll fortgeführt und in einer späteren Phase auf den gesamten Kundenstamm von DocMorris ausgedehnt werden. Im Bereich des Medikationsmanagements wird gemeinsam ein elektronischer Medikationsplan eingeführt. Das Marketing- und Serviceteam von Apo-Rot soll am bisherigen Standort in Hamburg verbleiben.

Zur Rose-CEO Walter Oberhänsli hatte mit Aussagen über mögliche Akquisitionen die Spekulationen bereits angeheizt. Und auch Shop-Apotheke sieht sich als „aktiven Konsolidierer“ am Markt – und hat sich kürzlich noch einmal 100 Millionen Euro an frischem Kapital organisiert, um zukaufen zu können. Jetzt hat sich Zur Rose mit Apo-Rot einen sehr attraktiven Übernahmekandidaten geschnappt.

Die jüngsten Zahlen waren ohnehin gut: Das Umsatzwachstum von knapp 30 Prozent lag leicht über den Erwartungen von Finanzexperten; selbst ohne positiven Währungseffekt lag das Plus – dank der Übernahme von Vitalsana und Eurapon – noch bei 24 Prozent. Auch der sich abzeichnende fehlende politische Wille zur Umsetzung des Rx-Versandverbots macht eine Wette auf die Wachstumsstory wieder interessanter.

Apo-Rot feierte gerade sein 15-jähriges Jubiläum. 2002 gründete Dumke die Apotheke am Rothenbaum. Als wegen einer Baustelle kaum noch Kunden in die Apotheke kamen, begann sie, Produkte über den Onlineshop zu versenden. Bei Apo-Rot konnten die Kunden zunächst Kosmetik- und Drogerieartikel kaufen. Als 2004 im Rahmen des Gesundheitsmodernisierungsgesetzes (GMG) der Versandhandel mit Arzneimitteln erlaubt wurde, kamen auch Medikamente hinzu. 2009 führte Apo-Rot die ersten Eigenmarken ein. 2018 soll der Umsatz damit verdoppelt werden.

Gegenüber APOTHEKE ADHOC erklärte Dumke den Verkauf ihres Versandgeschäfts so: „Es gab viele Gründe. In Deutschland habe ich nicht die gleichen Möglichkeiten, die eine niederländische Versandapotheke hat. Als „eingetragener Kaufmann“ hafte ich persönlich für das gesamte Geschäft, ich bin für viele Mitarbeiter verantwortlich. Natürlich handle ich da anders als ein Konzern. Boni auf Rx-Arzneimittel sind bekanntermaßen in Deutschland ebenfalls nicht möglich. Das habe ich berücksichtigt, als ich mir überlegt habe, wie ich mein Geschäft für die Zukunft stabil aufstelle. Der konsequente Schritt zur Kooperation mit dem Marktführer war zugleich der sozialverträglichste für mein gesamtes Team.“