Wasser abkochen

Bakterien im Trinkwasser Alexandra Negt, 06.08.2021 14:15 Uhr

Aufgrund des Hochwasser mussten viele Haushalte ihr Trinkwasser abkochen. Aber auch generell bergen die Aufräumarbeiten ein potentielles Infektionsrisiko. Foto: Yuri Samsonov/shutterstock.com
Berlin - 

Es kommt immer mal wieder vor, dass einzelne Ortschaften ihr Trinkwasser abkochen müssen. Häufig ist ein bestimmter Erreger schuld an dem Mehraufwand. Im Falle der Hochwassergebiete in NRW und Rheinland-Pfalz wurde gleich aufgrund mehrerer Keime zum Abkochen geraten. Bakterien wie Escherichia coli, Campylobacter und Shigella, sowie Noro- und Rotaviren haben leichtes Spiel im verdreckten Wasser. Auch Tetanus spielt eine Rolle.

Nach dem Hochwasser mussten viele Ortschaften ihr Trinkwasser abkochen. In einigen Regionen hält dieses Prozedere weiter an. Das Hochwasser hat zu Verunreinigungen geführt, die potenziell krank machen könnten. Bakterien wie Escherichia coli können zu gastrointestinalen Beschwerden führen. Gerade Noro- und Rotaviren können bei Kleinkindern und älteren Personen zu schweren Durchfällen mit weiteren Folgen führen.

E. coli – nicht immer gefährlich

E. coli darf laut Trinkwasserverordnung im Trinkwasser gar nicht vorkommen. Ist E. coli im Trinkwasser vorhanden, gilt es als fäkal verschmutzt. Das Bakterium kommt natürlicherweise im Darm vor. An sich ist es also nicht gefährlich für den Menschen. Wird E. coli belastetstes Wasser getrunken kann es sein, dass die Person gar keine Symptome entwickelt. Das hängt jedoch auch stark vom Grad der Verschmutzung ab. Besonders Säuglinge, Kleinkinder, Immunsupprimierte und ältere Personen können nach dem Verzehr von belastetem Trinkwasser starke Symptome entwickeln.

Gefährlicher ist das Bakterium, wenn es auf direktem Wege in die Blutbahn gelangt. Das kann aktuell vor allem bei den noch lange anhaltenden Aufräumarbeiten der Fall sein. Wunden sollten stets desinfiziert und versorgt werden, bevor weitergearbeitet wird. Um Schnitt- und Stichverletzungen vorzubeugen empfiehlt sich das Arbeiten mit Handschuhen. Wunden die eitrig werden und eine Rötung am Wundrand bilden sollten genau beobachtet werden. Nehmen Schwellung und Rötung zu sollte man sich nicht scheuen einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann gegebenenfalls eine antibiotische Salbe verschreiben.

Für Noro- und Rotaviren gibt die Trinkwasserverordnung keine klaren Grenzwerte vor, da sie nicht 100-prozentig entfernt werden können. Krankheitserreger dürfen jedoch nie in krankmachenden Mengen im Wasser vorhanden sein. Viren benötigen eine Wirtszelle, um sich zu vermehren. Wie lange ein Virus im Wasser überleben kann hängt von zahlreichen Faktoren ab. Je nach Virustyp, Wassertemperatur und sonstigen Umgebungsbedingungen kann es sein, dass Viren mehrere Wochen im Wasser „überleben“ können. Am widerstandsfähigsten sind unbehüllte Viren. Neben den Rota- und Noroviren gehören auch Hepatitis- und Polio-Viren dazu.

Innerhalb der Trinkwasseraufbereitung haben Viren schlechte Chancen. Durch Langsamsandfiltrationen werden die Erreger Stück für Stück abfiltiert. Am Ende erfolgt in vielen Wasserwerken eine Abschlussdesinfektion mittels UV-Licht. Dennoch: Einige unbehüllte Viren finden ihren Weg durch die Aufbereitung in die Wasserleitung. Die Konzentration ist so gering, dass Leitungswasser im Normalfall bedenkenlos getrunken werden kann.

Mindestens drei Minuten abkochen

Kommt nun die Empfehlung zum Abkochen, dann muss die benötigte Menge Wasser auf 100 Grad erhitzt werden. Um sicheres Wasser zu erhalten wird das sprudelnde Kochen für über drei Minuten empfohlen. Es sollte bedacht werden, dass auch das Wasser welches zum Zähneputzen genutzt wird abgekocht wird. Bei anhaltender bakterieller Belastung können sich die Städte zur temporär erhöhten Chlorierung des Trinkwassers entscheiden. Gerade in solchen Katastrophenfällen wie in NRW und Rheinland-Pfalz ist dieses Vorgehen sehr effektiv. Gesundheitsschädlich sei der Zusatz nicht, bestätigen zahlreiche Wasserbetriebe.

Auch Tetanus spielt eine Rolle. Gerade bei den Aufräumarbeiten besteht ein potentielles Infektionsrisiko. Bei Tetanus handelt es sich um eine bakterielle Infektionskrankheit, die durch verunreinigte Wunden entstehen kann. Bereits kleinste Verletzungen können ausreichen. Ausgelöst wird die Erkrankung durch Bakterien mit dem Namen Clostridium tetani. Ihre Sporen sind extrem widerstandsfähig, daher können sie auch über lange Zeit im Erdreich ohne Wirt überleben. Oft sind sie auch in Kot von Tieren enthalten.

Impfstatus überprüfen

Symptome, die auf eine Tetanus-Infektion hindeuten sind Muskelkrämpfe und Muskelsteifigkeit in Nacken und Gesicht. Es kann zu Atemproblemen, Unruhe mit Herzrasen und Schwitzen sowie allgemeine Krankheitssymptome mit Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen kommen. Bei ersten Symptomen sollte schnellstmöglich gehandelt und ein Arzt aufgesucht werden. Es empfiehlt sich den Impfstatus zu überprüfen und gegebenenfalls eine Auffrischimpfung vorzunehmen.

Die Behandlung einer Tetanusinfektion ist langwierig und beinhaltet ein Ausschneiden der Wunde. Anschließend wird ein Antibiotikum – meist Metronidazol – verabreicht. Die bereits produzierten Toxine können dadurch jedoch nicht eliminiert werden. Diese können bis zu zwölf Wochen im Körper verbleiben und Schäden anrichten. Eine Besserung der Symptomatik tritt daher meist erst nach vier bis acht Wochen ein.