Gesundheitscheck

Linda: 9 Euro für Generali-TÜV Patrick Hollstein, 24.06.2016 13:53 Uhr

Berlin - 

Kompetenz und Kundenbindung, lautet das Motto bei Linda. Mit der Teilnahme am Versicherungsprogramm Generali Vitality soll dieser Ansatz erstmals institutionalisiert in die Breite getragen werden. Die Kunden der entsprechenden Tarife müssen regelmäßig zum Check in die Apotheke, wenn sie ihren Status aufpolieren wollen. Dafür gibt es Honorar, Image und hoffentlich Zusatzgeschäft.

Laut Vereinbarung zwischen Linda und Generali können die Apotheken pro Gesundheitscheck neun Euro abrechnen. Dabei werden BMI- und Taillenumfang erfasst sowie Blutzucker, Blutdruck und Gesamtcholesterin gemessen. Alle Linda-Apotheken wurde mit einem Messgerät der Firma Roche kostenfrei ausgerüstet, auch die erste Testkassette gab es gratis dazu.

Die Apotheke dokumentiert die Werte auf einem Erfassungsbogen, der dem Kunden mitgegeben wird. Für die Übermittlung an Generali ist der Versicherte selbst verantwortlich. In der Apotheke bleiben keine Daten. Über eine Webschnittstelle wird dokumentiert, wann die Untersuchung für welchen Kunden stattgefunden hat. Einmal im Quartal wird über die Systemzentrale mit dem Versicherungskonzern abgerechnet.

Theoretisch kann die Untersuchung beliebig oft durchgeführt werden; die Kunden erhalten jedoch nur bis zu einer gewissen Grenze Punkte: Pro Messung werden 1500 Punkte gutgeschrieben, weitere 1000 Punkte gibt es für jedes Ergebnis im gesunden Bereich. Da maximal 12.500 Punkte pro Jahr auf diese Weise gut geschrieben werden, ist eine Analyse pro Jahr der Standard.

Rabatte für die Generali-Kunden sind einer Linda-Sprecherin zufolge aktuell nicht geplant. Der Gesundheitscheck sei ein toller Vorteil, denn mit dem Test erhielten die Vitality-Kunden viele Punkte für ihren Status.

Vorteile verspricht Linda auch den Mitgliedsapotheken, die dank der Kooperation über ein Alleinstellungsmerkmal verfügten. Die Apotheken übernehmen laut Linda eine differenzierende Vorreiterrolle im Gesundheitsmarkt und profilieren sich in den Bereichen Kompetenz, Beratung und Kundenservice. Dabei profitierten sie von einer starken medialen Bewerbung durch Generali Vitality und alle Kooperationspartner.

Der Gesundheitscheck sei ein Instrument zur Kundengewinnung und -bindung. Der jährliche Turnus führe zu regelmäßigen Besuchen und mehr Umsatz durch Zusatzverkäufe. Außerdem könnten weiterer Gesundheitschecks auch mit anderen Kunden durchgeführt werden.

Stolz ist man in Köln auch darauf, sich in einem Partnerverbund mit starken Marken wie Adidas und Fitness First präsentieren zu können: „Erneut werden die Apotheken unserer Kooperation als Ansprechpartner in allgemeinen Gesundheitsfragen von marktstarken Partnern präferiert.“ Die Mitglieder müssten nun dazu beitragen, dass das Programm der Generali zum Erfolg werde: „Diese Chance müssen wir nutzen!“

Bedenken versucht Linda zu zerstreuen: Die Apotheken trügen nicht zur Unterminierung des solidarischen Versicherungssystems bei. Das Gegenteil sei der Fall: „Durch die allgemeine Gesundheitsförderung im Rahmen der von Generali für Vitality angebotenen, risikoadjustierten Versicherungstarife und -arten können durchaus positive Abstrahleffekte für andere private Versicherungen sowie das Solidarsystem erfolgen. Insofern kann von einem Solidaritätsbruch mitnichten die Rede sein.“

Linda beziehungsweise der Marketing Verein Deutscher Apotheker (MVDA) haben sich in ihrem Positionierungsprogramm 2020+ zum Ziel gesetzt, pharmazeutische Kompetenz und betriebswirtschaftlichen Erfolg zusammenzubringen. Das Interaktionsregister soll nach Abschluss der Pilotphase demnächst in die Fläche gehen und als Grundlage für andere Bausteine wie das Medikationsmanagement dienen. Dazu sollen auch Gespräche mit Ärzten geführt werden.

Ein anderes Projekt ist die Diabetes-Initiative, die Linda in Zusammenarbeit mit Phoenix vor einem halben Jahr aufgesetzt hat. Hier machen einige hundert Apotheken mit; wer sich regelmäßig fortbildet, bekommt ein entsprechendes Sortiment zu besonderen Konditionen angeboten.

Am Ende sollen auch die Industriepartner von der „verbindlichen Stringenz“ profitieren können. Coaches gehen in die Apotheken, um den Qualitätsanspruch auch bei den Mitarbeitern am HV-Tisch zu verankern. Einen VIP-Club innerhalb der Kooperation soll es aber nicht geben.

Kooperationen gab es bereits in der Vergangenheit: Linda betreute für Pfizer etwa Champix-Kunden, Versicherte von Signal Iduna, Deutschem Ring oder Axa erhielten 10 Prozent Rabatt auf OTC-Produkte. Zudem ist Linda Partner bei Payback und arbeitet mit dem ADAC zusammen.

Der MVDA ist seit 1999 als Verein eingetragen und hat derzeit 3400 Mitglieder, von denen rund 1200 als Linda-Apotheke auftreten. Neben Verträgen mit Herstellern gibt es Vereinbarungen mit den Großhändlern Phoenix/Hageda-Stumpf. Die Geschäftsstelle in Köln leitet Lars Diederich; Vorstände von Linda sind Georg Rommerskirchen, Helmut Trahmer und Volker Karg.