Russland & China

Weitere Impfstoffe kurz vor der Zulassung Alexandra Negt, 25.09.2020 12:05 Uhr

In Russland und China könnten bald schon weitere Impfstoffe zugelassen werden. Foto: Numstocker/shutterstock.com
Berlin - 

Während die Impfstoffforschung bei den meisten Pharmafirmen aktuell noch auf Hochtouren läuft und nur wenige Hersteller bereits den Eintritt in Phase-III verkündet haben, könnte in Russland bald schon der zweite Impfstoff zugelassen werden. Auch in China stehen Medienberichten zufolge mehrere Kandidaten kurz vor der Markteinführung.

Mitte August wurde der erste russische Impfstoff mit dem Namen „Sputnik V” für eine breite Anwendung in der Bevölkerung registriert. Es handelt sich um den generell ersten Impfstoff gegen Covid-19. Die Genehmigung erfolgte, bevor die wichtige Phase-III überhaupt begonnen hatte. Das Vorgehen löste international viel Kritik aus. Mittlerweile wurden Teile der Studieninhalte zu „Sputnik V“ von russischen Wissenschaftlern veröffentlicht. Die vorläufigen Ergebnisse wurden Anfang September im medizinischen Fachblatt „The Lancet“ publiziert. Demnach regt der Impfstoff eine Immunantwort an. So seien bei Teilnehmern – insgesamt waren es 76 – in der Testphase I/II Antikörper gegen das Virus nachgewiesen worden. Bei dem Vakzin handelt sich um einen sogenannten Vektorimpfstoff, der aus zwei Injektionen besteht.

Nun hat Putin gegenüber der Agentur Interfax von einer baldigen zweiten Registrierung eines Impfstoffes gesprochen. Nähere Einzelheiten wurden nicht genannt. Weiteren Berichten zufolge könnte es sich bei der Vakzine erneut um einen Vektorimpfstoff des russischen Forschungszentrums für Virologie und Biotechnologie handeln. In den kommenden Wochen soll die Testung an tausenden Freiwilligen starten. Russland rechnet damit, den Impfstoff Mitte Oktober zuzulassen. Das Institut hatte vor wenigen Tagen bekannt gegeben, dass die Phase-II erfolgreich abgeschlossen werden konnte.

Auch China sieht baldige Zulassung

Auch China sieht eine mögliche Zulassung von Covid-Impfstoffen Medienberichten zufolge in den kommenden Wochen für möglich. Die chinesische National Medicinal Products Administration (NMPA) teilte mit, dass mehrere Kandidaten kurz vor der Zulassung stehen. Virologin Wu Guizhen, Chefexpertin für Biosicherheit am Chinesischen Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention zeigte sich zuversichtlich und datierte eine mögliche Zulassung auf November. Ins Detail ging die Virologin nicht.

Bereits Ende August sprach die chinesische Arzneimittelbehörde von vier Impfstoffkandidaten, die in die klinische Phase-III eingetreten waren. Unter den Kandidaten befinden sich zwei inaktivierte Impfstoffe, die von der China National Biotec Group (CNBG) entwickelt wurden. In einem Interview mit dem staatlichen Sender China Central Television (CCTV), sagte Yang Xiaoming, Chefwissenschaftler der chinesischen Impfstoffentwicklung und CEO der CNBG, dass bereits mehr als 20.000 Menschen mit der Vakzine geimpft worden seien. Auch der inaktivierte Impfstoff von Sinovac Biotech gehöre zu den Kandidaten, die noch in diesem Jahr die Zulassung erhalten könnten. Aktuell wird er in Südamerika und Südostasien erprobt.

Picovacc, so der Name des Impfstoffes von Sinovac Biotech, besteht aus Virusfragmenten, die selbst nicht mehr zur Replikation fähig sind. Am Tier war die Vakzine bereits Mitte Mai erfolgreich: Affen konnten nach der Injektion in ausreichenden Mengen Antikörper bilden und sich nicht mehr mit Sars-CoV-2 infizieren. Die Arbeiten zur Entwicklung eines Impfstoffes begannen im Januar in Zusammenarbeit mit weiteren akademischen Forschungsinstituten in China. Im April erhielt Sinovac die Genehmigung zur Durchführung der Phase-I/II-Studien. Die Phase-I-Studie schließt 144 gesunde Erwachsenen im Alter von 18 bis 59 Jahren ein.

Keine Haftung für Hersteller

Die Europäische Union (EU) hatte den Herstellern von potentiellen Impfstoffen gegen Covid-19 zuletzt eine eingeschränkte Haftung im Falle von unvorhergesehenen Nebenwirkungen gewährt. Das erklärte die Vorsitzende des Verbandes Europäischer Impfstoffhersteller (Vaccines Europe), Sue Middleton, am Dienstag bei einer Anhörung vor dem EU-Parlament. Die EU-Kommission habe dahingehende Haftungsklauseln in die Verträge mit AstraZeneca und Sanofi eingebaut und verhandle darüber auch bereits mit anderen Herstellern.