ApoRetrO – Der satirische Wochenrückblick

Sonderfolge: „Jauch gegen ... die Vor-Ort-Apotheker“ 25.01.2025 08:03 Uhr

Berlin - 

Günther Jauch ist vor allem als Moderator von „Wer wird Millionär?“ und natürlich Testimonial von Shop Apotheke bekannt. Etwas in Vergessenheit geraten ist seine Quizsendung „Jauch gegen ...“, in der er sich mit prominenten Gegnern misst. Die letzte Staffel lief Anfang 2023 aus, doch nun feiert die Show ihr Comeback – und zwar mit einer knackigen Sonderfolge: Jauch gegen das Team „Vor-Ort-Apotheker“.

Das Spielprinzip der Sonderfolge ist denkbar einfach: Die Kontrahenten beantworten in zehn Runden abwechselnd Fragen mit vier Antwortmöglichkeiten. Im Finale werden dieselben Fragen beantwortet, der Schnellere kommt dran. Gewinner ist, wer am Ende die meisten Punkte ergattern konnte.

Im Vorfeld soll Jauch lediglich erfahren haben, dass eine Sonderfolge zum Auftakt der neuen Staffel auf ihn wartete. Umso mehr staunte er, als fünf echte Apothekerinnen und Apotheker in weißen Kitteln das Studio betraten und sich ihm gegenüberstellten. „Na das kann ja was werden“, soll der als „Alleswisser“ betitelte Moderator gemurmelt haben, als schon die erste Frage an ihn gestellt wurde: „Wie viele Apotheken schlossen im Jahr 2023?“ Jauch entgegnete: „Ist doch klar, dass ich das nicht weiß, oder?“ Er tippte auf Antwort C, 100. Das Team Apotheke vor Ort konnte nur mit dem Kopf schütteln. „Das passiert, wenn man nur von zu Hause aus bestellt, Herr Jauch“, kommentierte einer der Apotheker spitz, während das Publikum in Gelächter ausbrach.

Und so ging es Runde um Runde. Während das Team „Apotheke vor Ort“ Fragen zu Notdienst, Akutversorgung und Kontraindikationen problemlos beantworten konnte, guckte Jauch in die Röhre. „Woher soll ich das alles wissen? Kann da nicht mal was zu Rabatten oder E-Rezepten kommen?“, ärgerte er sich lautstark.

Dann schien sein Wunsch erhört: Die nächste Frage lautete: „Sind Rabatte auf verschreibungspflichtige Arzneimittel in Deutschland erlaubt?“ Jauch grinste breit und wollte schon einen Monolog starten: „Also, bei Shop Apotheke kriegt man —“, doch im selben Moment wurde ihm das Mikro abgedreht. Eine Stimme aus dem Off erklärte nüchtern: „Herr Jauch, das ist hier keine Werbeveranstaltung.“ Das Publikum tobte, während der Moderator rot anlief und hektisch an seinem Mikrofon nestelte, als würde es sich wieder einschalten lassen.

Im Finale hatte dann tatsächlich die Stunde des Moderators geschlagen: „Wann wurde das CardLink-Verfahren in deutschen Apotheken eingeführt?“ Jauch schlug auf den Buzzer und sprang auf: „Das weiß ich, das weiß ich, im Mai 2024! Antwort B!“ Die Apothekerinnen und Apotheker warfen sich eindeutige Blicke zu. Der Moderator der Sendung musste Jauch leider mitteilen, dass er falsch lag. Also waren die Apothekerinnen und Apotheker dran: „Die Frage bezog sich auf eine echte Apotheke, Herr Jauch. Die richtige Antwort ist D, August 2024“, stellte eine Apothekerin klar. Den Kommentar: „Ist doch nicht einfach nur dranhalten“ konnte sie sich einfach nicht verkneifen.

Und so musste sich der Moderator am Ende geschlagen geben – und das Team Vor-Ort-Apotheker nahm das Preisgeld mit nach Hause.

Kritik an Jauchs Nebenjob kommt nicht mehr nur von den Vor-Ort-Apotheken. Als die Stamm-Apotheke der 65-jährigen Chronikerin Michaela Axtner aus Kulmbach schloss, platzte ihr der Kragen. Sie verfasste „ein paar kleine Denkanstöße“ im Stil von „Wer wird Millionär?“ Auch die Freie Apothekerschaft (FA) ermutigt Apothekenkundinnen und -kunden, Jauch ihre Meinung zu sagen. Dazu stellt sie kostenlos ein Umfragepapier zur Verfügung. Die Antworten, die bisher in der Punkt Apotheke von Reinhard Rokitta eingegangen sind, sprechen für sich: „Hier vor Ort sollte man alles tun, um die Apotheke zu erhalten. Hat Herr Jauch nicht genug Geld? Hat er das nötig?“

Konkurrent DocMorris hat derweil mit finanziellen Problemen zu kämpfen: Hohe Marketingkosten für das E-Rezept haben die liquiden Mittel schrumpfen lassen, während die Nettoverschuldung wohl wieder auf mehr als 300 Millionen Franken gestiegen ist. Eine Kapitalerhöhung scheint unvermeidlich.

dm-Chef Christoph Werner gab beim „Business Insider“ zu Protokoll, dass er sich durchaus hin und wieder bei Bedarf ein Schmerzmittel in der Apotheke kaufe. Dafür könnte er doch erst einmal ins Hilfsmittelgeschäft einsteigen: Pflegebedürftige können Hilfsmittel in Drogerien kaufen und Quittungen bei der AOK einreichen. Nach drei Monaten erfolgt eine automatische Zahlung von 42 Euro monatlich. Apothekeninhaber Jörn Graé kritisierte: „Die Kasse wirbt regelrecht dafür, Bons aus der Drogerie einzureichen.“

In diesem Sinne: Schönes Wochenende!