Rx-Versandverbot

Appell an SPD: Apotheken brauchen Schutz des Staates APOTHEKE ADHOC, 13.03.2017 12:42 Uhr

Berlin - 

Die kontroverse Diskussion um das Rx-Versandverbot treibt die Apotheker seit Monaten wie kein anderes Thema um. So ergeht es auch Apothekerin Uta Elzer aus der Stadt Apotheke in Immenstadt im Allgäu. Lange hat sie nur beobachtet. Die gemeinsame Erklärung des Seeheimer Kreises mit der SPD-Linken brachte jetzt das Fass zum überlaufen. Elzer und ihr Ehemann schickten eine Mail an die SPD-Gesundheitspolitikerinnen Hilde Mattheis und Sabine Dittmar: Wie sie eigentlich dazu kämen, mit dem 1-Euro-Bonus den Apotheken ihr Einkommen wegzunehmen.

Mit dem EuGH-Urteil werde die deutsche Arzneimittelpreisverordnung durch ausländische Versandapotheken zu Lasten der deutschen Apotheken vor Ort unterlaufen. „Die stationären deutschen Apotheken werden einem ruinösen Wettbewerb ausgesetzt und die politisch gewollte Regelversorgung gerät damit in Gefahr. Eine verantwortliche Politik sollte die Situation neutralisieren“, fordern Apothekerin Elzer und ihr Mann Werner Elzer, der sich als Unternehmensberater mit der wirtschaftlichen Lage auskennt.

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) habe das „erkannt und konsequent reagiert“. Die SPD hingegen „windet sich mit allen fadenscheinigen Argumenten um ein konsequentes Rx-Versandverbot und ergeht sich in Vorschlägen, die mit einer problemorientierten Lösung nichts mehr zu tun haben“. Darunter falle leider auch der Vorschlag, mit dem angeblich „gleich lange Spieße oder Waffengleichheit“ zwischen ausländischen Versandapotheken und stationären deutschen Apotheken herbeigeführt werden solle: der 1€ Bonus, den laut SPD-Vorschlag alle Apotheken gewähren sollen können.

Für diese Idee hat Apothekerin Elzer kein Verständnis: „Eine Deckelung der Boni auf 1 Euro bringt doch den deutschen Apotheken nichts anderes, als dass sie quasi gezwungen sind, diesen Bonus von vornherein auf ihr gesamtes Rx-Sortiment anzuwenden, und damit deutliche Einkommenseinbußen zu realisieren. Wie kommen Sie dazu, über wesentliche Teile des Einkommens der Apotheker zu verfügen, um eine politische Problemstellung scheinbar zu lösen!?“, empört sich das Ehepaar Elzer.

Ob die Apotheker im Gegenzug auch Vorschläge zu ihrem Einkommen machen dürften, wollen die beiden wissen. Offensichtlich sei vielen Politikern gar nicht klar, „in welchem Ausmaß die Apotheken finanziell bei einer solchen Vorgehensweise betroffen sind“. Unternehmensberater Elzer rechnet vor: Bei circa 30.000 Rx-Packungen im Jahr bedeutetet der 1-Euro-Bonus eine Minderung des Rohertrages von 30.000 Euro. Das könnten viele Apotheken nicht verkraften.

„Was Sie vorschlagen, ist – plakativ ausgedrückt – nichts anderes, als dass Sie den Apotheken erlauben, wirtschaftlichen Selbstmord zu begehen, bevor sie von den ausländischen Versendern wirtschaftlich gemeuchelt werden. Eine phantastische Idee und so kreativ“, findet Apothekerin Elzer. Es sei nicht nachvollziehbar, dass „die Partei des kleinen Mannes“ die Interessen ausländischer Versandapotheken und damit internationaler Konzerne schütze, statt die inhabergeführte deutsche Apotheke im Rahmen der Regelversorgung zu erhalten. Es werde nie „gleich lange Spieße“ zwischen einer deutschen stationären Apotheke und einer ausländischen Versandapotheke wie DocMorris geben: „Die deutsche Vor-Ort-Apotheke wird immer den Schutz der Politik brauchen, wenn wir das hohe Niveau der Regelversorgung halten wollen!“

Für den Unternehmensberater Elzer liegt die Erklärung dafür auf der Hand: Weil der Apothekenmarkt stark reglementiert sei, könne man die üblichen Wettbewerbsregeln nicht anwenden. Viele Tätigkeiten in den Apotheken werden nicht kostendeckend honoriert: „Da kann doch die Politik nicht auch noch sukzessive die Geschäftselemente mit Marge wegnehmen.“