Neue Studiendaten

Colchicin nicht ausreichend wirksam bei Covid-19 Alexandra Negt, 12.01.2022 14:54 Uhr

Colchicin senkt die Sterblichkeit bei Covid-19 nicht. Foto: Mario Krpan/shutterstock.com
Berlin - 

Im Kampf gegen Covid-19 wurden seit Pandemiebeginn nicht nur neue, sondern auch bereits bekannte Wirkstoffe getestet. Einer von ihnen war das Alkaloid Colchicin; bereits 2020 hatten sich mehrere Studien mit dem Einsatz gegen Sars-CoV-2 beschäftigt. Neueste Studienergebnisse zeigen, dass das Gichtmittel keine ausreichende Wirksamkeit besitzt.

Bei der Behandlung von Covid-19 sollte Colchicin vor allem gegen einen sogenannten „Zytokinsturm“ helfen. Dabei handelt es sich um eine Überreaktion des Immunsystems, die mit einer erhöhten Bildung von entzündungsrelevanten Zytokinen einhergeht und somit zu einer systemischen Entzündungsreaktion führt.

Colchicin: Colchicin ist eine natürlich vorkommende Substanz der giftigen Herbstzeitlosen. Der Stoff bewirkt in der Zelle eine Mitosehemmung – Colchicin wird daher auch als Spindelgift bezeichnet: Durch die Unterbindung der Ausbildung des Spindelapparats während der Mitose bleibt diese in der Metaphase stehen. Die Anwendung des Alkaloids ist aufgrund der geringen therapeutischen Breite umstritten: Richtig dosiert kann es gegen die typischen Beschwerden eines akuten Gichtanfalls helfen. Wird es jedoch überdosiert, kann es schnell zu Vergiftungserscheinungen kommen. In einigen Fällen kam es durch eine Falscheinnahme bereits zu Todesfällen.

Sterblichkeit wird nicht gesenkt

Neueste Ergebnisse der Recovery-Studie zeigen, dass Colchicin die Sterblichkeit bei Covid-19 nicht senken kann. Die Ergebnisse wurden im „The Lancet Respiratory Medicine“ veröffentlicht. 177 Krankenhäuser aus Großbritannien, Indonesien und Nepal untersuchten die Wirksamkeit des Mitosehemmers. Das durchschnittliche Alter der Patient:innen, die eine Behandlung mit Colchicin erhielten, war 63,4 Jahre. Die initiale Colchicin-Dosierung betrug 1 mg. Danach wurde auf 500 µg herunterdosiert.

Als primärer Endpunkt der Studie wurde die Sterblichkeit festgelegt. Diese reduzierte sich durch die Colchicin-Gabe nicht. Sowohl in der Colchicin- als auch in der Standardtherapie-Gruppe starben 21 Prozent der Patient:innen innerhalb von 28 Tagen. Colchicin begünstigte auch keine mögliche frühzeitige Entlassung der Patient:innen.

Innerhalb der Recovery-Studie wurden zahlreiche Wirkstoffe auf eine potenzielle Wirksamkeit gegen Sars-CoV-2 untersucht, darunter Lopinavir/Ritonavir, Azithromycin, Dexamethason und Hydroxychloroquin.