UV-Strahlung, Klimaanlage & Stress

Sonnen-Herpes: Zwischen Lippenpflege & LSF Cynthia Möthrath, 11.07.2022 08:58 Uhr

Hitze, Klimaanlage, UV-Strahlung: Im Sommer können verschiedene Risikofaktoren für einen Lippenherpes-Ausbruch sorgen. Foto: Davdeka/shutterstock.com
Berlin - 

Einige Menschen leiden immer wieder unter Lippenherpes. Wenn die juckenden Bläschen im Sommer oder gar beim Strandurlaub zum Vorschein kommen, ist das besonders ärgerlich. Doch warum bricht Lippenherpes so oft im Sommer aus? Wie können sich Betroffene schützen und was hilft, um die Symptome schnellstmöglich loszuwerden?

Weil der Lippenherpes besonders häufig in den warmen Sommermonaten zum Vorschein kommt, hat er mittlerweile einen eigenen Namen: Der „Sonnen-Herpes“ tritt bei vielen Betroffenen nach ausgiebigem Sonnenbaden auf – oftmals mitten im Urlaub. Viele suchen daher bereits im Voraus nach Hilfe in der Apotheke. Die Reiseapotheke kann entsprechend aufgestockt werden, damit die nervigen Bläschen erst gar nicht zum Vorschein kommen, oder schnell wieder verschwinden.

Zur Erinnerung: Die Erstinfektion mit Herpes-simplex-Viren Typ 1 (HSV1) verläuft oft unbemerkt und findet bereits im Kindesalter statt. Wer sich mit HSV1 infiziert hat, bleibt lebenslang Träger des Virus, denn es nistet sich in die Nervenzellen des Rückenmarks ein und schlummert dort, bis es irgendwann reaktiviert wird.

Sonne sorgt für Virus-Reaktivierung & Reizungen

Im Sommer können verschiedene Risikofaktoren für einen Lippenherpes-Ausbruch sorgen. Zum einen kann die UV-Strahlung selbst für Reizungen sorgen: Sie stimuliert und reaktiviert die Herpesviren, außerdem kann die UV-Strahlung das Immunsystem schwächen, wodurch es zum Ausbruch der Erkrankung kommen kann.

Sind die Lippen ausgetrocknet oder gar von der Sonne verbrannt, können die Herpesviren außerdem leichter ins Gewebe eindringen und zu den klassischen Symptomen führen. Ein weiterer Faktor ist der Wechsel von Hitze und Kälte: Denn die zarte Haut der Lippen wird durch Klimaanlage und Sommerhitze stark beansprucht. Zuletzt kann auch Stress eine Rolle spielen – beispielsweise, wenn die Urlaubszeit auf der Arbeit für Überstunden sorgt oder die eigenen Urlaubsvorbereitungen für Stress sorgen.

Um einem Sonnen-Herpes vorzubeugen, können verschiedene Maßnahmen helfen:

  • regelmäßige Lippenpflege: Die Lippen besitzen keine eigenen Talgdrüsen, daher sind sie auf regelmäßige Pflege „von außen“ angewiesen. Lippenpflegestifte oder Lippencremes sollten daher zum täglichen Pflegeprogramm der empfindlichen Hautpartie gehören. Denn trockene oder rissige Lippen stellen die ideale Eintrittspforte für Krankheitserreger dar.
  • Sonnenschutz: Nicht nur Körper und Gesicht, sondern insbesondere auch die Lippen benötigen einen UV-Schutz. Daher sollte vor allem im Sommer (aber auch im Winterurlaub) auf eine Lippenpflege mit Lichtschutzfaktor gesetzt werden.

    Tipp: Mittlerweile sind Lippenpflegeprodukte auf dem Markt, die durch ihre Inhaltsstoffe Herpes-vorbeugend und pflegend wirken und gleichzeitig einen Lichtschutzfaktor enthalten. Sie können als regelmäßige Pflege verwendet werden und sorgen so für eine gute Herpesprophylaxe.
  • Immunsystem stärken: Nicht nur in der kalten Jahreszeit macht es Sinn, das Immunsystem gezielt zu unterstützen. Wer im Sommer zu Herpesinfektionen neigt, sollte bereits vorbeugen und der Abwehr auf die Sprünge helfen. Gut geeignet sind beispielsweise Nahrungsergänzungsmittel mit hochdosiertem Zink und Vitamin C.

    Zur diätetischen Behandlung von Lippenherpes sind unterschiedliche Präparate im Handel, darunter das Lysin-haltige Lyranda (Weber & Weber). Die Aminosäure soll im Falle einer Herpesinfektion die Argininverwertung der Viren reduzieren und die Virusvermehrung stoppen. Lysin verdrängt Arginin im Körper, das ein wichtiger Nährstoff für das Virus ist und dessen Vermehrung begünstigt.
  • Stress vermeiden: Da Stress das Immunsystem schwächen kann, sollte möglichst auf nervliche Belastungen verzichtet werden. Da das nicht immer leicht ist, können fest eingeplante Auszeiten helfen, in denen ein Ausgleich zum Alltagsstress stattfindet.

Virustatika & pflanzliche Alternativen

Doch was, wenn der Herpes trotz aller Pflege und Vorsicht ausbricht? Meist wird ein Virustatikum als Creme für die lokale Behandlung empfohlen: Zu den Klassikern gehören Aciclovir und Penciclovir. Die Behandlung sollte bereits beim ersten Kribbeln begonnen werden, denn die Virusvermehrung findet hauptsächlich in den ersten 48 Stunden nach dem Ausbruch statt. Sind die Bläschen bereits aufgeplatzt, ist es schon zu spät für die antiviralen Wirkstoffe.

  • Aciclovir wird fünfmal täglich im Abstand von vier Stunden aufgetragen. Der Arzneistoff wird von der Virus-DNA-Polymerase in die Virus-DNA eingebaut – es kommt zum Kettenabbruch.
  • Penciclovir wird im Abstand von zwei Stunden und mindestens sechsmal täglich aufgetragen. Der Wirkstoff soll auch noch in der Papel- und Bläschenphase wirksam sein und die Replikation der Virus-DNA hemmen. Die Virusvermehrung wird gestoppt, der Heilungsprozess vorangetrieben und Schmerzen vermindert.
  • Als pflanzliche Alternative kann Lomaherpan (Infectopharm) auf Basis der Zitronenmelisse empfohlen werden. Der Melissenextrakt soll die Hautzellen vor dem Eindringen der Viren schützen und gleichzeitig für die Bekämpfung der Viren sorgen. Die Creme wird zwei- bis viermal täglich aufgetragen.
  • Außerdem hat Cesra mit der Ilon Lippencreme HS eine pflanzliche Alternative im Markt. Das Kosmetikum enthält den aus Mikroalgen gewonnenen Aktivstoff Spiralin. Die Alge Spirulina platensis besitzt ein Abwehrsystem gegen natürliche Feinde: Sie bildet Abwehrsubstanzen, die dem Spiralin-Extrakt antimykotische, antibakterielle, antivirale und entzündungshemmende Wirkungen verleihen. Außerdem wird die Kollagensynthese erhöht und die Zellregeneration verbessert, wodurch die Wundheilung optimiert werden soll.

Kleben statt Cremen

Eine Alternative zu Cremes sind Herpes-Patches (z.B. Compeed, J&J). Die Hydrokolloid-Pflaster sind wirkstofffrei und decken den infizierten Bereich ab – somit werden Übertragung und Ausbreitung der Viren unterbunden. Das Pflaster nimmt zudem das Bläschensekret und sorgt für ein ideales feuchtes Wundheilungsmilieu. Die Wunde heilt schneller ab und die Krustenbildung ist vermindert. Außerdem schützen die Pflaster auch vor äußeren Reizen, Schutz oder Bakterien. Das Patch haftet bis zu zwölf Stunden und kann überschminkt werden. Sie dürfen jedoch nicht eigenständig abgelöst werden, da die Wunde sonst aufreißen kann.

Mit Hitze gegen Herpesviren

Bei Lippenherpes kann auch das Medizinprodukt Herpotherm von Mibetec eingesetzt werden. Es handelt sich um eine Art Stift mit einer keramischen Kontaktfläche an der ein kurzer konzentrierter Wärmeimplus von etwa 51 Grad erzeugt wird. Die Temperatur wird für etwa drei Sekunden aufrechterhalten – solange sollte auch Kontakt mit der betroffenen Körperstelle bestehen. Das physikalische Verfahren ist auch für Schwangere, Allergiker und Kinder geeignet.

Hygiene an oberster Stelle

Herpes kann durch Tröpfcheninfektion über den Speichel durch Husten, Niesen oder Sprechen übertragen werden. Möglich ist auch eine Infizierung durch das gemeinsame Benutzen von Gläsern, Besteck oder Lippenstiften per Schmierinfektion, daher sollten die Betroffenen Flaschen oder Gläser nicht weitergeben, aus denen sie bereits getrunken haben. Ein direkter Kontakt durch Berührung oder Küssen kann die Viren ebenfalls übertragen. Vorsicht ist auch bei Handtüchern und Waschlappen geboten, die weiter benutzt werden.

Zum Auftragen der Cremes eignen sich Wattestäbchen, diese können nach Gebrauch entsorgt werden. Wer dennoch die Arzneimittel mit den Fingern auftragen will, sollte vor und nach der Behandlung die Hände gut waschen und desinfizieren. Ist die Verkrustungsphase überstanden und das Bläschen abgeheilt, sollten die Betroffene die Zahnbürste wechseln.