Gehaltstarifvertrag

Hasse: Betriebsfrieden sticht Honorar-Debatte Julia Pradel, 22.12.2015 15:07 Uhr

Berlin - 

Für die Apothekenmitarbeiter gibt es ab Januar mehr Geld. Darauf haben sich in der vergangenen Woche der Arbeitgeberverband ADA und die Apothekengewerkschaft Adexa verständigt. Obwohl ihre eigene Vergütung nicht angepasst wurde, müssen Apothekenleiter künftig tiefer in die Tasche greifen. Aus Sicht von ADA-Chef Theo Hasse ist das allerdings notwendig: für die Motivation der Mitarbeiter und das Betriebsklima.

Laut dem neuen Tarifvertrag bekommen die Angestellten ab Januar – je nach Berufsgruppe und Erfahrung – zwischen 1,8 und 2,5 Prozent mehr Gehalt. Für Pharmazeuten im Praktikum (PhiP) gibt es im ersten halben Jahr 17 Prozent mehr sowie für PTA im Praktikum und für PKA in der Ausbildung jeweils rund 6 Prozent mehr.

Um den Abschluss war lange gerungen worden. Der ADA hatte stets betont: „Ohne Bewegung in der Politik wird es keine Tariferhöhung für Apothekenmitarbeiter geben können.“ Im Juli sprachen ADA und Adexa im Bundesgesundheitsministerium (BMG) vor und forderten gemeinsam eine bessere Vergütung. Denn ohne Honorarerhöhung sahen sich die Arbeitgeber außerstande, ihren Mitarbeitern höhere Gehälter anzubieten.

„Wir hatten gehofft, mit dem Argument durchzudringen, dass es nicht nur um 20.000 Apotheken geht, sondern auch um 130.000 Mitarbeiter“, sagt Hasse heute. Zu diesem Zeitpunkt habe man noch gedacht, dass man Druck ausüben könne. „Aber die Politik war nicht bereit, sich auch nur ein Jota zu bewegen“, zeigt sich Hasse resigniert.

Anfang September kündigte das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) dann an, ein externes Gutachten zum Apothekenhonorar einholen zu wollen. Bis Mitte März soll der Zuschlag erteilt werden, das Forschungsvorhaben ist auf 18 Monate angelegt. „Wir wissen also, dass wir zwei Jahre lang nichts von der Politik zu erwarten haben“, so Hasse. „Jetzt noch Druck zu machen, wäre Quatsch. Das kann man nicht drei Jahre lang aufrecht erhalten.“

Von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) ist Hasse enttäuscht: „Es ist ein Skandal, die Apotheken komplett im Regen stehen zu lassen.“ Aufgeben will der ADA-Vorsitzende aber nicht, sondern nach der Bundestagswahl 2017 wieder vorsprechen: „Wir müssen dann auf die neue Regierung Druck ausüben und zu einem neuen Abschluss kommen.“

Allerdings: „Jetzt sind die Würfel gefallen.“ Deshalb sahen sich die Arbeitgeber nun zum Handeln gezwungen. „Wenn man nichts tut, leidet die Motivation der Mitarbeiter und das Betriebsklima“, erklärt Hasse. Er ist überzeugt: „Die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist wichtiger als ein politisches Signal, das verpufft.“

Man habe deshalb umdenken müssen und versucht, gemeinsam mit der Adexa einen Weg zu finden. Immerhin: „Die Adexa ist von ihrer früheren Position von 4,5 Prozent weit abgerückt – die Zahlen, die wir vorgelegt haben, waren nachvollziehbar.“ Die Arbeitgeber hätten insgesamt bis zu 2 Prozent mehr für das Personal ausgeben können – diese Summe sei auf die verschiedenen Berufe verteilt worden.

„Das Plus kommt vor allem PTA in den Einstiegsklassen zugute“, sagt Hasse. Der ADA hätte ihnen auch mehr gegönnt, die Adexa habe aber auch auf einem Plus für andere Mitarbeiter bestanden. Prozentual gewinnen die PhiP am meisten.

Hasse sieht zwei Vorteile darin, das PhiP-Gehalt im gesamten Jahr auf Niveau zu heben: Zum einen vermeide man damit Stress bei der Verteilung der beiden Halbjahre, zum anderen sei die Mindestlohndiskussion vom Tisch. Ohnehin kostet die Steigerung die Apotheken absolut nicht übermäßig viel: „Bei der geringen Zahl der Praktikanten nivelliert sich das.“ Zumal Apotheken fast nie mehr als einen PhiP zur gleichen Zeit angestellt hätten.