HPV-Impfstoffe

Sanofi Pasteur kippt AOK-Ausschreibung APOTHEKE ADHOC, 21.03.2014 16:56 Uhr

Berlin - 

Die gemeinsame Ausschreibung der AOKen Hessen und Niedersachsen über HPV-Impfstoffe wird vorzeitig aufgehoben: „Grund ist die öffentliche Aussage eines Pharmaunternehmens im eng begrenzten Anbietermarkt, sich an der aktuellen Ausschreibung nicht beteiligen zu wollen“, teilte die AOK Niedersachsen mit. Sanofi Pasteur MSD hatte Anfang der Woche angekündigt, für seinen Impfstoff Gardasil kein Gebot abzugeben.

Die beiden AOKen hatten Ende Februar die Versorgung mit Impfstoffen gegen Gebärmutterhalskrebs ausgeschrieben. Gegenstand waren Impfstoffe gegen humane Papillomaviren, die auf Basis der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) verordnet werden können: Gardasil und Cervarix von GlaxoSmithKline.

Sanofi Pasteur wollte sich an der Ausschreibung nicht beteiligen, weil die beiden Impfstoffe aus Sicht des Herstellers nicht vergleichbar sind: Während Cervarix vor den beiden Gebärmutterhalskrebs auslösenden HPV-Typen 16 und 18 schützt, wirkt Gardasil auch gegen die Genitalwarzen auslösenden HPV-Typen 6 und 11. Der tetravalente Impfstoff hat nach Angaben von Sanofi Pasteur einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent.

Mit dem Boykott hatte Sanofi Pasteur nun Erfolg: „Eine vernünftige Ausschreibung lässt sich nicht mehr durchführen“, sagt ein Sprecher der AOK Niedersachsen. Wenn einer von zwei Anbietern öffentlich austrete, sei kein Wettbewerb möglich und der Grundsatz der Ausschreibungen ausgehebelt.

Die öffentliche Ankündigung von Sanofi Pasteur während des laufenden Verfahrens stößt bei der AOK Niedersachsen auf Kritik: „Dadurch sind die Voraussetzungen für ein einwandfreies wettbewerbliches Verfahren zum Abschluss eines Rabattvertrages sowie eine wirtschaftliche und qualitativ hochwertige Versorgung der Versicherten nicht mehr gegeben.“ Außerdem habe es bei der Kasse wettbewerbsrechtliche Bedenken gegeben.

In Niedersachsen werden der AOK zufolge jährlich rund 7400 bei der Kasse versicherte Mädchen und junge Frauen im Alter von zwölf bis 17 Jahren vor dem Beginn erster sexueller Kontakte mit einer HPV-Schutzimpfung versorgt. Die Kosten belaufen sich demnach auf 3,7 Millionen Euro.