Bremen

Klämbt: Ärzte sollen Apotheker wertschätzen Julia Pradel, 17.03.2015 13:51 Uhr

Berlin - 

Ein besseres Verhältnis zwischen Apothekern und Ärzten – das wünscht sich Dr. Richard Klämbt, Präsident der Bremer Apothekerkammer. Bei der Kammerversammlung am Montag rief er seine Kollegen dazu auf, ihr Fachwissen zu nutzen und auf Augenhöhe mit dem Arzt zu diskutieren. „Es muss einfach gelingen, die Wertschätzung des Apothekers – als Kontrollfunktion – durch den Arzt zu erhöhen.“

Aus Sicht des Kammerpräsidenten muss das Verhältnis zwischen Arzt und Apotheker verbessert werden – schon allein um in Zukunft den Medikationsplan gemeinsam zu erstellen. Wenn, wie im E-Health-Gesetz geplant, ab 2016 bei mehr als fünf verordneten Arzneimitteln ein Medikationsplan angefertigt werden muss, „dann kommt wieder eine Herausforderung auf uns zu“.

Voraussetzung für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei das Fachwissen des Apothekers. Außerdem bedürfe es eines Gespürs für Sensibilität, damit der Arzt die Anmerkung zur Verordnung nicht als Kritik verstehe. „Habe ich ein nachbarschaftliches Verhältnis zu meinem Arzt – so wie es auf dem Land üblich ist – ist es sicher einfacher als in einer Stadt, wo der Arzt den Apotheker überhaupt nicht kennt“, so Klämbt.

Als gute Chance sieht er die in Bremen neu geschaffene Möglichkeit, Ärzte bei schwerwiegenden Interaktionen mit Hilfe eines Faxes zu informieren und um Rückantwort zu bitten. Das Pilotprojekt war im Januar gestartet. „Mein Appell an Sie: Nutzen Sie die Möglichkeit, den Arzt von unserem Wissen zu überzeugen, um Vertrauen in die Aussagen des Apothekers aufzubauen“, so Klämbt. „Lassen Sie sich nicht entmutigen, aller Anfang ist schwer, wir sollten nicht resignieren.“

Ein weiteres Thema der Kammerversammlung war die „Pille danach“: Die Entlassung aus der Rezeptpflicht habe für viele Fragen gesorgt, so Klämbt. Das habe die Informationsveranstaltung der Kammer in der vergangenen Woche gezeigt, die 300 Apotheker besucht. In Bremen gibt es insgesamt 150 Apotheken.

Für Klämbt steht fest, dass mit der Freigabe der „Pille danach“ eine neue Dimension für die Apotheker eröffnet worden sei: „Wir werden uns der ethischen und pharmazeutischen Herausforderung in heilberuflicher Weise stellen und unser Beratungsprofil schärfen können“, so Klämbt.

„Seien Sie sich der Herausforderung bewusst und beweisen Sie Ihre Kompetenz“, forderte Klämbt seine Kollegen auf. Diese Kompetenz würde der eines Orthopäden im Notdienst, der ein Rezept für die „Pille danach“ in kürzester Zeit ausgestellt habe, nicht nachstehen. Gleichzeitig gab der Kammerpräsident zu bedenken, ob all die Fragen, die laut Leitfaden der Bundesapothekerkammer (BAK) gestellt werden sollten, auch nachts im Notdienst gestellt werden könnten.

Vor diesem Hintergrund warnte Klämbt vor Testkäufen „mit negativem Touch“. Er kritisierte: „Es wundert einen immer wieder, dass die Sender die Abverkäufe zum Beispiel von Halstabletten kritisieren, aber selbst in großem Stil Werbung für diese Produkte senden und viel Geld damit machen.“

Daneben wurden in der Kammerversammlung der Etat und die Beiträge für 2015 beschlossen. Veränderungen zum Vorjahr gab es laut Geschäftsführerin Dr. Isabel Justus nicht. Als Gast war Dr. Astrid Kaunzinger vom Zentrallabor Deutscher Apotheker (ZL) geladen, die über die Erfahrungen mit Ringversuchen und Validierungsmethoden sprach. Klämbt ist ZL-Vorsitzender.

Außerdem wurde ein Tag der Offenen Tür geplant: Nachdem die Apothekerkammer im Herbst 2013 in neue Räume gezogen ist, sollen sich Mitglieder diese nun anschauen dürfen. Eingeladen hat die Kammer zum 15. April zwischen 16 und 19 Uhr.