Varizella zoster

Shingrix kurz vor EU-Zulassung APOTHEKE ADHOC, 30.01.2018 13:38 Uhr

Berlin - 

Shingrix (GlaxoSmithKline) könnte als rekombinanter Totimpfstoff dem bislang einzigen zugelassenen Gürtelrose-Impfstoff Zostavax (MSD) Konkurrenz machen – vorausgesetzt die EU-Kommission gibt grünes Licht.

Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) hat sich für die im November beantragte EU-Zulassung für Shingrix ausgesprochen. In den USA ist die Vakzine bereits seit Oktober zugelassen. Analysten trauen dem Impfstoff ein Umsatzpotential von mehr als 1,6 Milliarden US-Dollar zu. Zostavax brachte MSD 2016 etwa 685 Millionen Dollar ein. Der Totimpfstoff könnte demnächst auch in Deutschland zur Prophylaxe von Infektionen mit Herpes zoster sowie postherpetischer Neuralgie ab einem Alter von 50 Jahren eingesetzt werden.

Shingrix könnte laut EMA als Pulver und Suspension zur Herstellung einer Injektionslösung auf den Markt kommen. Aktive Substanz ist das Varizella zoster Glykoprotein E-Antigen (VZV gE), das mit dem Adjuvans AS01B kombiniert wird. Die Vakzine soll Antigen-spezifische zelluläre und humorale Immunantworten bei Patienten mit bestehender Immunität gegen das Virus induzieren.

Bei Zostavax hingegen handelt es sich um eine Lebendvakzine, die für Erwachsene ab 50 Jahren indiziert ist. Im August sprach sich die Ständige Impfkommission (STIKO) gegen eine Empfehlung als Standardimpfung aus. Das Problem: Das Risiko an einer Gürtelrose zu erkranken, steigt zwar mit dem Alter, jedoch nimmt im Laufe des Lebens die Wirksamkeit des Impfstoffes ab. Für Personen im Alter zwischen 50 und 59 Jahren ist die Wirksamkeit mit etwa 70 Prozent am höchsten, diese fällt auf etwa 41 Prozent im Alter von 70 bis 79 Jahren und liegt danach bei etwa 20 Prozent. Ob geimpft werde, müsse eine individuelle Nutzen-Risiko-Bewertung ergeben, so die Expertenkommission.

Shingrix konnte die EMA jedoch in puncto Wirksamkeit überzeugen. Zu den häufig beschriebenen Nebenwirkungen zählen Reaktionen an der Einstichstelle, Müdigkeit und Kopfschmerzen.

Seit Längerem ist ein Zusammenhang zwischen Gürtelrose und Windpocken bekannt. Der erste Kontakt mit dem Erreger Varizella zoster findet meist im Vorschulalter durch eine Tröpfcheninfektion statt. Nach etwa zwei Wochen entsteht ein juckender Ausschlag auf der Haut. Sind die Windpocken überstanden, wandern die Viren in die Hirnnerven und Nervenwurzeln des Rückenmarks. In den Nervenknoten verbleiben sie in einer Art „Schlaf“. Werden sie durch Stress, UV-Strahlung, ein schwaches Immunsystem oder durch das erreichte höhere Alter reaktiviert, entsteht eine Gürtelrose.

Die Reinfektion tritt lokal begrenzt beispielsweise an Brust, Bauch, Rücken oder Kopf auf. Besonders gefährlich kann es werden, wenn die Viren in Auge oder Ohr eine Gürtelrose hervorrufen. Behandelt wird lokal mit Lösungen oder Salben, die einen austrocknenden Effekt haben, und systemisch mit Virustatika wie Aciclovir, Valaciclovir sowie Brivudin.