Ernährungsstudie

Kaffeetrinker leben länger Deniz Cicek-Görkem, 13.07.2017 14:41 Uhr

Berlin - 

Bisherige Untersuchungen zu regelmäßigem Kaffeekonsum geben Hinweise auf eine höhere Lebenserwartung. Ein Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum bei Todesfällen durch Krebserkrankungen bei Frauen wurde bislang nicht identifiziert. Zwei aktuelle Studien liefern nun neue Zahlen und Erkenntnisse, die im Fachjournal „Annals of Internal Medicine“ veröffentlicht wurden. Französische Wissenschaftler konnten nachweisen, dass Kaffeekonsumenten ein niedrigeres Sterberisiko haben und dass Todesfälle an Ovarialkarzinomen bei Frauen mit einem hohem Kaffeekonsum korrelieren. Auch US-Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass Kaffeetrinker länger leben. 

Kaffee trinken hat für viele Menschen weltweit einen festen Platz im Alltag, insbesondere am Morgen. Doch das Getränk wirkt nicht nur durch das enthaltene Xanthinderivat Koffein stimulierend. Weiterhin finden sich in den Kaffeebohnen sekundäre Pflanzenstoffe, wie beispielsweise Chlorogensäure, denen antioxodative und antidiabetische Wirkungen zugerechnet wird. Forscher früherer Studien hatten erkannt, dass Kaffeetrinker seltener an Typ-2-Diabetes, Lebererkrankungen sowie Parkinson und Alzheimer erkranken.

Die prospektive EPIC-Studie analysierte Daten von mehr als 520.000 Personen ab einem Alter von 35 Jahren aus zehn EU-Ländern, unter anderem aus Frankreich, Dänemark und Italien. Untersucht wurde das Mortalitätsrisiko bei Kaffeetrinkern. Um die Hintergründe zur Ernährung der Teilnehmer zu erfahren, wurden Fragebögen eingesetzt und Interviews durchgeführt. Den höchsten Kaffeekonsum stellte man dabei in Dänemark mit 900 ml pro Tag fest; den niedrigsten mit etwa 92 ml in Italien. Die Personen, die mehr Kaffee tranken, waren mit einer größeren Wahrscheinlichkeit auch jünger, rauchten, tranken, aßen mehr Fleisch sowie weniger Obst und Gemüse.

Das Follow-Up wurde auf 16,4 Jahre festgelegt. In diesem Zeitraum sind etwa acht Prozent der Teilnehmer aufgrund von Krebs, Kreislauf-Erkrankungen und Schlaganfall verstorben. Erstautor Dr. Marc Gunter und Mitarbeiter vom International Agency for Research on Cancer (IARC) beobachteten, dass das Sterberisiko bei Kaffeetrinkern im Vergleich zu Nicht-Kaffeetrinkern – in Bezug auf alle Todesursachen – reduziert war. Bei Frauen, die viel Kaffee trinken, reduzierte sich das Mortalitätsrisiko insbesondere bei Erkrankungen des Kreislaufs sowie des Verdauungssystems.

Unter den Kaffeekonsumenten wurde zudem ein geschlechtsspezifischer Unterschied festgestellt: Männer, die starke Kaffeetrinker waren, hatten ein um 12 Prozent niedrigeres Mortalitätsrisiko, im Vergleich zu Frauen mit 7 Prozent, die auch einen hohen Kaffeekonsum verzeichneten. Todesfälle an Ovarialkarzinomen wurden bei Frauen mit hohem Kaffeekonsum häufiger verzeichnet.

Die Resultate waren statistisch signifikant und unabhängig von der Art der Zubereitung des Kaffees. „Von Bedeutung ist auch, dass die Ergebnisse in allen zehn europäischen Ländern vergleichbar waren, obwohl diese unterschiedliche Gewohnheiten und Sitten bezüglich des Kaffeekonsums haben“, sagt Gunter.

Außerdem wurden Blutproben einer Subkohorte mit 14.800 Personen auf Biomarker untersucht. Ein höherer Kaffeekonsum war mit besseren Leberwerten assoziiert: Die Enzyme Alanin-Aminotransferase, Alkalische Phosphatase, Aspartat-Aminotransferase und Gamma-Glutamyltransferase lagen in einer niedrigen Konzentration vor. Die Kaffeekonsumentinnen hatten auch niedrigere Werte für C-reaktives Protein, Lipoprotein (a) und HbA1C.

Die Wissenschaftler weisen darauf hin, dass das Studienergebnis durch reverse Kausalität verzerrt worden sein könnte. Ein Beispiel wäre, wenn Menschen aufgrund von Erkrankungen aufhören Kaffee zu trinken. Die Gewohnheiten des Kaffeekonsums wurden während der Studie nur einmal bestimmt. „Aufgrund der Schwächen der Beobachtungsstudie, sind wir nicht in der Lage den Menschen zu empfehlen, dass sie weniger oder mehr Kaffee trinken sollten“, so Gunter. Ein moderater Kaffeekonsum von etwa drei Tassen pro Tag sei dem Autor zufolge nicht gesundheitsschädlich und habe eher positive Effekte auf die Gesundheit.

Die Limitation derartiger Untersuchungen ist auch auf die MEC-Studie zu übertragen. Um den Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Sterberisiko zu analysieren, wurde eine Kohorte von etwa 186.000 Amerikanern fünf ethnischer Gruppen untersucht. Die Arbeitsgruppe um Dr. Veronica Setiawan von der Keck School of Medicine in Los Angeles hat herausgefunden, dass der tägliche Konsum von einem Becher zu einer 12-prozentigen Risikoreduktion führt.

Bei Amerikanern, die zwei bis vier Becher pro Tag trinken, war das Risiko um 18 Prozent gesenkt. Die Kaffeetrinker starben unter anderem seltener an Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Atemwege und der Niere. Die Resultate wurden durch die ethnische Zugehörigkeit nicht beeinflusst. Da die Assoziation sowohl für koffeinhaltigen als auch für koffeinfreien Kaffee galt, macht Setiawan andere Inhaltsstoffe der Kaffeebohne für die Wirkung verantwortlich.