Digitale-Versorgung-Gesetz

Neukeferloh: Apotheke schließt wegen E-Rezept APOTHEKE ADHOC, 07.02.2020 07:35 Uhr

Schließung statt Digitalisierung: Inhaberin Dr. Johanna Zimmermann schließt ihre Ottilien-Apotheke in Neukeferloh, weil sie aufgrund der Gesetzgebung zur Digitalisierung keine wirtschaftliche Perspektive mehr sieht. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Apotheker in der ganzen Republik blicken mit Verunsicherung den Herausforderungen der Digitalisierung entgegen – nicht zuletzt, weil die Politik den digitalen Wandel zunehmend forciert. Für die Apotheke von Dr. Johanna Zimmermann bedeutet sie den Todesstoß: Nach 24 Jahren sieht die Inhaberin der Ottilien-Apotheke in Grasbrunn bei München auch aufgrund neuer rechtlicher Vorgaben keine wirtschaftliche Grundlage mehr für ihren Betrieb.

Bis September dieses Jahres müssen alle Apotheken an die Telematikinfrastruktur (TI) angeschlossen sein, um E-Rezepte und elektronische Patientenakten empfangen und verarbeiten zu können. Das hat der Gesetzgeber im Digitale-Versorgung-Gesetz (DVG) festgeschrieben. Für die Ottilien-Apotheke gilt das nicht – denn sie wird es dann nicht mehr geben. Ende März ist nach 24 Jahren Schluss mit Zimmermanns Betrieb.

Grund seien die zusätzlichen Anforderungen an die Apotheke, die mit den Digitalisierungsvorgaben aus dem Bundesgesundheitsministerium kommen. „Diese sind mit einem großen finanziellen und organisatorischen Aufwand verbunden, beispielsweise für die Anschaffung eines neuen Computersystems sowie dem Umbau der Arbeitsplätze entsprechend den aktuellen rechtlichen Vorgaben”, so Zimmermann.

Mittelfristig seien die künftigen Anforderungen an die Arbeitsplätze in den derzeitigen Räumlichkeiten „technisch nicht mehr oder nur mit einem unverhältnismäßig hohen finanziellen Aufwand zu erfüllen“, heißt es da. Allerdings seien auch der Nachwuchsmangel und die unsichere finanzielle Perspektive durch die wachsende Konkurrenz durch Versandapotheken mit verantwortlich für die Entscheidung.

Laut Zimmermann ist das DVG ein maßgeblicher Grund für die Schließung. Mehr will sie der umstrittenen Sachlage wegen aber nicht sagen, es gebe da „zu viele Meinungen“. In den lokalen Medien wurde die Schließung aufgegriffen, weil sie – wie so oft in ländlichen Regionen – den Ort vor ein Problem stellt: Anwohner und Gemeindeverwaltung sind besorgt um die Arzneimittelversorgung.

Zimmermann hatte sich deshalb im Dezember an Bürgermeister Klaus Korneder gewandt, weil sie gemeinsam mit ihm nach Lösungen suchen wollte, um die Versorgungssicherheit ihrer Mitbürger sicherzustellen, insbesondere für diejenigen, die nicht mehr allzu mobil sind.

Jene Lösung fanden die beiden in Apotheker Tobias König. Der betreibt die Anker-Apotheke in Haar sowie die Elch-Apotheke und die Margarethen-Apotheke in Baldham. Nicht nur kommen dort Zimmermanns Mitarbeiter unter, sondern König habe auch zugesagt, die Versorgung sicherzustellen – nicht zuletzt dank der Vorzüge der Digitalisierung. Bestellungen könnten ihn auch per Mail oder die App CallMyApo erreichen, betont er auf Anfrage. „Wenn mich eine Bestellung erreicht, bin ich in der Lage, die Arzneimittel auszuliefern“, so König.