Versandapotheken

Aponeo holt Investor an Bord Carolin Bauer, 18.02.2016 09:58 Uhr

Berlin - 

Die Berliner Versandapotheke Aponeo hat jahrelang nach einem neuen Standort gesucht. Jetzt ist Inhaber Konstantin Primbas fündig geworden. Finanziell wird er beim Expansionskurs von dem britischen Finanzinvestor Marcol unterstützt, der beim neu gegründeten Logistikdienstleister Pharmahera eingestiegen ist.

Aponeo plant den Umzug für Mitte 2017. Noch steht auf dem Gelände kein Gebäude. Auch der Bauantrag sei noch nicht gestellt, sagt Primbas. Der erste Spatenstich ist für Herbst geplant. Der Apotheker hat rund 10.000 Quadratmeter in Rudow im Süden Berlins angemietet. Rund 8000 Quadratmeter sollen auf das neue Lager entfallen.

Die restliche Fläche ist beispielsweise für Verpackung und die Vor-Ort-Apotheke eingeplant, die daneben entstehen soll. Der Mietvertrag wurde in der vergangenen Woche unterschrieben – für Primbas eine Erleichterung: Im vergangenen Jahr war der Anbieter eines Grundstücks im Berliner Ortsteil Adlershof kurzfristig abgesprungen, was den Einstieg von Marcol verzögert hatte.

Pharmahera ist laut Primbas ein pharmazeutischer Großhandel, der – nach dem Vorbild von Apotheke Zur Rose und Zur Rose Pharma – als Dienstleister aktiv werden soll: Die anonymisierten Aufträge werden weitergeleitet, von Pharmahera fertiggestellt und an Aponeo zurückgeschickt. Dort werden die Bestellungen verpackt und mit der Adresse des Empfängers versehen. Die Zusammenarbeit sei „juristisch einwandfrei“, so Primbas.

Von der Partnerschaft erhofft sich der Apotheker mehrere Vorteile: Marcol habe das nötige Kapital, um Artikel auf Lager zu haben. „Außerdem bin ich aus dem wirtschaftlichen Risiko raus.“ Primbas hatte sich zuvor lange um einen Kredit bemüht. Doch die Banken zahlten nicht. „Ich hätte es gerne alleine geschafft.“

Die Versandapotheke wird laut Primbas am Standort in der Plauener Straße im Stadtbezirk Hohenschönhausen im Frühjahr 2017 an ihre Kapazitätsgrenzen kommen. „Wir wachsen immer noch mit angezogener Handbremse“, sagt Primbas. Im vergangenen Jahr erzielte Aponeo einen Umsatz von rund 44 Millionen Euro (plus 22 Prozent). Die Zahl der im Durchschnitt verschickten Pakete pro Tag stieg um 40 Prozent auf rund 4500.

Das Hauptgeschäft macht Aponeo mit rezeptfreien Arzneimitteln sowie Kosmetik-, Wellness- und homöopathischen Produkten. Rx-Medikamente spielen nahezu keine Rolle. „Das ist bei allen großen Versandapotheken ähnlich“, sagt Primbas. Solange es in Deutschland kein elektronisches Rezept gebe, werde sich an den Umsatzanteilen wenig ändern.

Auch die Zahl der Kunden ist gestiegen: Sie lag zum Jahreswechsel bei 1,3 Millionen. Die ersten 500.000 Kunden hatte Aponeo in sechs Jahren zusammen, die zweiten in drei Jahren. Die nächste halbe Million soll in eineinhalb Jahren eingesammelt sein. Das größte Plus verzeichnet die Versandapotheke bei homöopathischen Präparaten. Am neuen Standort will sich Primbas noch stärker auf den Bereich der alternativen Medizin spezialisieren.

Auch 2016 erwartet er ein Wachstum: Der Umsatz werde voraussichtlich rund 50 Millionen Euro erreichen. Aponeo wurde 2006 von Primbas gegründet und hat rund 140.000 Produkte im Sortiment. Insgesamt werden rund 85 Mitarbeiter beschäftigt. Für das neue Logistikzentrum werde ein pharmazeutischer Leiter eingestellt. „Ich bleibe in der Apotheke“, so Primbas.

2013 wurde die Expresslieferung für Kunden in Berlin eingeführt: Wer bis 12 Uhr bestellt, bekommt die Ware seitdem am Abend nach Hause geliefert. Kunden in anderen Städten können sich seit 2014 ab dem Folgetag einen Wunschtermin für die Belieferung aussuchen. Seit einem Jahr gibt es zudem für Berliner Kunden die Möglichkeit, telefonisch verschreibungspflichtige Medikamente zu bestellen. DHL holt das Rezept dann ab, bringt es zu Aponeo und liefert die Ware noch am selben Abend aus.

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