Mangel an Verpackungsmaterial

Lieferengpass bei ACC akut: Nächster XXL-Defekt Carolin Ciulli, 18.10.2022 10:46 Uhr

Nächste Lücke in der Sichtwahl? Beim Hustenlöser ACC akut gibt es einen Lieferengpass.
Berlin - 

Apotheken müssen sich auf einen weiteren massiven Engpass in der Erkältungssaison einstellen: Hexal hat Lieferschwierigkeiten beim Hustenlöser ACC akut. Damit ist ein weiterer Klassiker in der Sichtwahl betroffen. Der Generikakonzern will beruhigen und über den Winter kontinuierlich für Nachschub sorgen – dieser liegt mengenmäßig jedoch deutlich unter den eigentlichen Abverkaufszahlen.

Hexal kann ACC akut in mehreren Packungsgrößen nicht liefern. Der Hustenlöser mit dem Wirkstoff N-Acetylcystein (NAC) ist als Brausetablette, Pulver zum Einnehmen oder für Kinder als Saft erhältlich. „Es ist richtig, dass wir derzeit einen Lieferengpass bei ACC haben, allerdings wird es kontinuierlich über die Wintersaison auch in großen Mengen Nachschub geben“, sagt eine Sprecherin.

Begehrter Klassiker bei Husten

ACC akut gehört zu den Klassikern in der Selbstmedikation. Der Hustenlöser ist bei der Kundschaft begehrt: Pro Saison wurden in den Jahren vor Beginn der Corona-Pandemie rund 5 Millionen Packungen verkauft. Im Gesamtjahr waren es bis zu 7,5 Millionen Stück. Bei diesen Dimensionen dürfte die Ankündigung des Herstellers zu den prognostizierten Liefermengen während des Engpasses kaum beruhigen. „Allein bis Mitte Dezember werden wir den Markt mit 1,6 Millionen Packungen versorgen“, kündigte die Sprecherin an.

Grund für den Engpass ist nicht etwa ein Mangel an Wirkstoff. Er sei vorliegend auf fehlende Verpackungsmaterialien zurückzuführen, so die Sprecherin: Insbesondere die Folien für das Präparat seien schwer erhältlich. Der Mangel an Verpackungsmaterial war bereits einer der Gründe, weshalb Fiebersäfte in dieser Saison nur schwer erhältlich sind. Alufolien für Tablettenblister und Kartonmaterial sind für die Hersteller mitunter nicht ausreichend zu bekommen.

In Apotheken wird bereits vor dem nächsten großen Ausfall gewarnt. Denn erfahrungsgemäß werden die vergleichbaren Präparate mit NAC in so einem Fall stark nachgefragt, und der Markt kann nur eingeschränkt reagieren. Ein Inhaber erwartet, dass der Lieferengpass bei ACC akut „die gleiche Dimension wie Kinder Nasenspray Ratiopharm“ haben könnte. Teva hatte im Sommer die Winterbevorratung gestrichen.

Weitere NAC-Präparate

Der Wirkstoff NAC wird in Brausetabletten sowie anderen Darreichungsformen auch von Ratiopharm, Aristo (Bromuc) sowie Aliud, Axcount und Zambon (Fluimucil) angeboten. Das auswurffördernde und schleimlösende Mittel wird in der Erkältungszeit häufig in der Selbstmedikation eingesetzt, um Patient:innen das Abhusten zu erleichtern. Die sekretolytische und sekretomotorische Wirkung der Substanz beruht auf der Fähigkeit, Disulfidbrücken innerhalb des Schleims zu spalten und somit die Viskosität herabzusetzen. Folglich wird der Schleim gelöst und kann abgehustet werden. Darüber hinaus wirkt NAC antioxidativ und antiinflammatorisch, was zur schnelleren Abheilung der Erkältungssymptome beitragen kann.

Apotheken könnten auch auf Ambroxol ausweichen. Der Wirkstoff kann eine Alternative darstellen und das Abhusten von zähem Schleim erleichtern. Die Flimmerhärchen werden angeregt, den Schleim nach draußen zu befördern. Ambroxol ist ebenfalls entzündungshemmend und darüber hinaus lokal betäubend. Allerdings: Sanofi/Nattermann ist beim Klassiker Mucosolvan derzeit ebenfalls mitunter nicht lieferfähig.

Ausfall vor Börsengang

Für Hexal kommt der Ausfall noch aus einem andere Grund zur Unzeit: Der Mutterkonzern Novartis will seine Generikasparte Sandoz, zu der auch Hexal gehört, im zweiten Halbjahr 2023 als eigenständige Firma an die Börse bringen.