Firmenchef hofft auf schnelle Umsetzung

Kinderarzneimittel: Infectopharm freut sich über Eckpunkte Patrick Hollstein, 21.12.2022 08:07 Uhr

Dr. Markus Rudolph, Geschäftsführer von Infectopharm, hofft, dass sich die Situation bei Arzneimitteln für Kindern nun tatsächlich verbessert. Foto: Alexandra Beier
Berlin - 

Als „Weihnachtsgeschenk“ für die Kinder hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) seine Eckpunkte bezeichnet, mit denen er die Arzneimittelversorgung insbesondere im Bereich der Pädiatrie verbessern will. Ein Unternehmen, das sich auf diesen Bereich spezialisiert hat, ist Infectopharm. Geschäftsführer Dr. Markus Rudolph hofft, dass die Anküdigungen auch umgesetzt werden.

„Wir sehen die angedachten Änderungen für die Verbesserung der Arzneimittelversorgung kranker Kinder im Eckpunktepapier des Gesundheitsministers grundsätzlich als positiv an“, sagt Rudolph auf Nachfrage. „Es freut uns, dass die Politik endlich erkannt hat, dass sie sich des Themas der Kinderarzneimittel und insbesondere der Festbetragsproblematik annehmen muss.“

Infectopharm sichert seit Jahren die Versorgung mit Produkten, die andere Hersteller längst aufgegeben haben. Als Spezialist für Kinderarzneimittel leistet sich das Familienunternehmen aus Hessen sogar den Luxus, unrentable, aber für Pädiater wichtige Produkte querzufinanzieren. Allerdings gibt es Grenzen: So müssen Kinder bei Wurmerkrankungen seit Jahren Molevac in Form des unangenehm schmeckenden Safts einnehmen, weil die Produktion der Dragees aufgrund des Farbstoffs zu teuer ist.

Aufzahlung bei Antibiotika

Vor Kurzem dann der Paukenschlag: Aufgrund gestiegener Kosten sah sich Infectopharm gezwungen, die Preise für seine Säfte mit den Wirkstoffen Cefadroxil und Cefixim über Festbetrag anzuheben. In einem offenen Brief informierte der Hersteller Lauterbach über die Hintergründe.

„Niedrige Festbeträge haben Arzneimittel für Kinder häufig unwirtschaftlich werden lassen. Im Vergleich zu Tabletten werden die teureren kindgerechten Darreichungsformen mit geringen Absatzmengen nicht adäquat berücksichtigt und die aktuellen Produktionskosten nicht mehr aufgefangen“, so Rudolph. „Festbeträge aufzuheben beziehungsweise den Preisspielraum bei Produkten, die dem Preismoratorium unterliegen, zu erweitern, sind deshalb ein Signal in die richtige Richtung.“

Gute Ansätze schnell umsetzen

Laut Rudolph sind der Willen und die Entschlossenheit zur Veränderung in der Politik zu spüren. „Das ist gut, aber jetzt gilt es auch zu liefern, den ein Papier alleine wird nicht reichen. Die Uhr tickt! Entscheidend wird sein, dass die guten Ansätze im Bereich der Kinderarzneimittel aus dem Eckpunkte-Papier gesetzlich auch schnell umgesetzt werden.“

Rudolph fordert Klarheit darüber, welche Arzneimittel vom Beirat auf die Liste der versorgungsrelevanten Kinderarzneimittel aufgenommen werden. „Der Verzicht auf Rabattverträge wird sich unserer Meinung nach positiv auf den Markt und die Versorgung mit Kinderarzneimitteln auswirken, da sich die Versorgung auf mehr Schultern verteilt.“

Sein Fazit: „Wenn man sich zu Weihnachten etwas wünschen darf, dann, dass die guten Ansätze des Eckpunkte-Papiers auch in einem zählbaren Ergebnis münden und nicht im Gesetzgebungsverfahren zu einem zahnlosen Papiertiger mutieren.“ Und er weist auch darauf hin, dass es auch in anderen Versorgungsbereichen ähnliche Probleme gibt: „Was die angedachten Regelungen zu Festbeträgen bei allen anderen Medikamenten angeht, muss ganz sicherlich nachgelegt werden.“