Erkältungsmittel

Boxagrippal-Saft komplett storniert APOTHEKE ADHOC, 28.05.2015 12:13 Uhr

Berlin - 

Rückschlag für Boehringer Ingelheim: Eigentlich wollte der Pharmakonzern sein Grippemittel Boxagrippal mit einem Erkältungssaft voran bringen. Jetzt muss die geplante Auslieferung für die bevorstehende Erkältungssaison 2015/2016 ausfallen. Der britische Lohnhersteller hat Probleme bei der Produktion.

Seit der Einführung von Boxagrippal im September 2013 hat Boehringer mehr als 40 Millionen Euro in Werbung investiert – bei Umsätzen von weniger als 20 Millionen Euro. Um die Marke bekannter zu machen, sollte im Sommer ein Erkältungssaft auf den Markt kommen, der 200 Milligramm Ibuprofen und 30 Milligramm Pseudoephedrin je 10 Milliliter enthält.

Doch die Einführung wird sich auf unbestimmte Zeit verzögern. Der Hersteller rechnet in diesem Jahr überhaupt nicht mehr mit einer nennenswerten Produktion beim Partner, dem britischen Lohnhersteller Orbis. Weil dieser eine kontinuierliche Produktverfügbarkeit in ausreichender Menge nicht zusagen konnte, hat sich der Hersteller entschieden, die Einführung komplett zu verschieben. Die Aufträge der Apotheken wurden sämtlich storniert.

Dadurch verzögert sich die Markteinführung: Die geplante Auslieferung für die kommende Saison entfällt laut Hersteller. Betroffen sei aber nur der Saft, die Tabletten seien verfügbar. Diese sollen auch zu den vereinbarten Konditionen ausgeliefert werden.

Schon nach der Markteinführung hatte die schwache Erkältungssaison dem Hersteller den Start erschwert. Zudem hatten die Platzhirsche im Erkältungsmittelmarkt reagiert: Grippostad (Stada), Aspirin complex (Bayer) und Wick Medinait/Daymed (Wick), die sich drei Viertel des Marktes teilen, wurden ebenfalls massiv beworben.

Mit dem Erkältungssaft wollte sich Boehringer breiter aufstellen. Die flüssige Form war ein Angriff auf Wick Medinait. Procter & Gamble hatte unter der Marke Duogrippal zuletzt ein direktes Konkurrenzprodukt zu Boxagrippal auf den Markt gebracht; allerdings sind die Abverkäufe, genauso wie bei dem deutlich günstigeren Spaltgrippal von Pfizer, noch überschaubar.

Boehringer ist mit Boxagrippal noch vom Breakeven entfernt: In den ersten beiden Monaten kletterten die Erlöse um 40 Prozent auf 4,5 Millionen Euro – im selben Zeitraum wurden Werbeplätze im Bruttowert von 10 Millionen Euro gebucht. Das Produkt entwickelte sich außerdem schwächer als die Konkurrenz: Grippostad legte um 81 Prozent auf 21 Millionen Euro zu, Medinait um 71 Prozent auf 13 Millionen Euro, Aspirin complex um 56 Prozent auf 17 Millionen Euro. Einführungsaktionen von Newcomern beflügeln eben immer auch die Platzhirsche.