Schlankheitsmittel

Drogerien überholen Apotheken Patrick Hollstein, 23.09.2016 10:35 Uhr

Berlin - 

Almased = Apotheke? Von wegen. Im vergangenen Jahr wurden nach Zahlen von IMS Health wieder mehr Packungen an Schlankheitsmitteln in der Drogerie verkauft als in der Offizin. Eine Trendwende ist nicht in Sicht. Noch vor zwei Jahren hatte es so ausgesehen, als ob die Apotheken Terrain zurückgewinnen könnten.

Laut IMS wurden im vergangenen Jahr 12,5 Millionen Packungen an Schlankheitsmitteln im Wert von 102 Millionen Euro auf Basis der Endkundenpreise verkauft. Davon entfielen 4,5 Millionen Packungen auf Apotheken und 5,8 Millionen auf Drogerien, entsprechend 36 beziehungsweise 46 Prozent. Grund ist das um 24 Prozent rückläufige Geschäft mit Almased, Yokebe und Apoday in der Offizin und im Versandhandel, der nach Packungen je nach Produkt bis zu ein Drittel ausmacht. dm, Rossmann & Co. legten um 6 Prozent zu.

Noch 2014 hatten die Apotheken erstmals seit mehreren Jahren wieder die Nase vorn gehabt mit 42 versus 39 Prozent – ein Ausreißer, wie sich jetzt zeigt. Aktuell hält der Trend weiter an: In den zwölf Monaten bis Ende Juni haben die Apotheken nach Absatz 28 Prozent verloren, die Drogerien allerdings ebenfalls 4 Prozent.

Auf Basis der Umsätze ist der Effekt mit minus 32 Prozent in der Offizin noch ausgeprägter, hier konnten die Drogerien zuletzt um 4 Prozent zulegen. Allerdings ist der Durchschnittspreis mit 5 Euro deutlich günstiger als in der Apotheke (15 Euro): Nicht nur, dass es die Shakes deutlich preiswerter gibt; vielmehr werden auch Eigenmarken sowie andere niedrigpreisige Produkte aus dem Bereich angeboten. Seit Almased bei Edeka, Kaufland & Co. auftaucht, ist der Durchschnittspreis in Verbrauchermärkten sogar höher als in der Drogerie.

Auch im Bereich der Produkte zur Gewichtsabnahme haben sich die Vorzeichen seit 2014 wieder gedreht: Mehr als jede zweite der insgesamt 5,6 Millionen Packungen von Formoline, XLS Medical & Co. wurde 2015 in der Drogerie verkauft, Tendenz zuletzt weiter steigend. Die Apotheken verloren im vergangenen Jahr 11 Prozent und sind nach weiteren Verlusten aktuell auf einen Marktanteil von 27 Prozent zurückgefallen.

Immerhin: Nach Umsatz lagen die Apotheken im vergangenen Jahr mit 74 Prozent von insgesamt 12,5 Millionen Euro noch weit vor den Drogerien (21 Prozent). Auch wenn Formoline längst standardmäßig und mit Diebstahlschutz bei dm angeboten wird, sind bei durchschnittlichen Packungspreisen von 30 versus 5 Euro die Sortimente wohl nur zum Teil vergleichbar. Der Lebensmitteleinzelhandel ist sogar mit noch preiswerteren Produkten vertreten.

Allerdings kämpfen die Apotheken nicht nur mit der Konkurrenz durch Drogerie- und Supermärkte. Mit „I make you sexy“ und „Ich mach Dich krass“ sind seit einiger Zeit im Netz weitere „Apotheken-Killer“ sehr aktiv.

In Apotheken gibt es insgesamt rund 500 verschiedene Diätetika. In der Gesamtbetrachtung verliert das Segment der Ersatzmahlzeiten stärker an Bedeutung als der Bereich der Fettbinder. Führend sind Proteinpulver wie Almased, Yokebe (Naturwohl), Apoday (Wepa), Xlim (Biomo), Slim Fast (Allpharm) und Multan (Weber & Weber). Neu ist Body Control von Dr. Scheffler. Die Kooperationen sind bei den Diätpulvern mit Eigenmarken am Start.

Unter den Produkten zur Gewichtsabnahme dominiert Formoline (Certmedica) vor Orlistat von Hexal und von Ratiopharm sowie Xenical (Roche) und XLS Medical (Omega). Alli (GlaxoSmithKline) ist seit zwei Jahren außer Handel. Neu ist der Fettbinder von Doppelherz (Queisser).

Biofax (Strathmann) wirkt entwässernd und wird ebenfalls zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Dr. Slym soll den Heißhunger stoppen.