Gründer will sich Legalisierung widmen

Cannabis: Merck-Manager führt Demecan APOTHEKE ADHOC, 14.03.2022 14:18 Uhr

Neuaufstellung: Bei Demecan wechselt Gründer Dr. Cornelius Maurer (l.) in den Beirat und der ehemalige Merck-Manager Dr. Philipp Goebel übernimmt die Geschäftsführung. Foto: Demecan
Berlin - 

Bei Demecan stehen die Zeichen auf Legalisierung: Der einzige deutsche Produzent von medizinischem Cannabis will sich für die Zukunft wappnen und stellt seine Geschäftsführung deshalb neu auf. Gründer Dr. Cornelius Maurer wechselt in den Beirat, um sich strategischen Fragen zu widmen. Die operative Verantwortung gibt er in die Hände des ehemaligen Merck-Managers Dr. Philipp Goebel.

Demecan hat sich in den vergangenen fünf Jahren zu einem der wichtigsten Anbieter von medizinischem Cannabis entwickelt: 2017 von Maurer, Dr. Adrian Fischer und Dr. Constantin von der Groeben in Berlin gegründet, ist es mittlerweile nicht mehr nur Großhändler und Importeur, sondern zählt neben Aphria/Tilray und Aurora auch zu den drei Unternehmen, die im Mai 2019 vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) einen Zuschlag für den Anbau von medizinischem Cannabis erhalten haben.

Demecan ist deshalb nach eigenen Angaben das einzige unabhängige deutsche Unternehmen, das die gesamte Produktionskette für medizinisches Cannabis vom Anbau über die Weiterverarbeitung und Lagerung bis hin zur Distribution an Apotheken abdeckt.

Noch konnte Demecan kein Cannabis beim BfArM abliefern, aber bereits jetzt peilt die Geschäftsführung aber den nächsten großen Sprung an: Mit der geplanten Legalisierung von Cannabis als Genussmittel winken enorme Geschäftsperspektiven, die Demecan so gut wie möglich in geschäftlichen Erfolg verwandeln will. Dazu hat sich Maurer nun entschieden, Verantwortung abzugeben. Die bevorstehende erste Lieferung ans BfArM sei der ideale Zeitpunkt für einen Wechsel in den Beirat und eine strategische Neuausrichtung, so das Unternehmen.

Maurer werde sich deshalb künftig auf die strategisch wichtigen Themen Legalisierung von Cannabis zu Genusszwecken, Verbandsarbeit und Kapitalakquise fokussieren. Gleichzeitig werde er sich operativ neuen Herausforderungen zuwenden und als Gründer und Geschäftsführer zukünftig die Investmentgesellschaft 420 Venture Capital von Berlin aus führen. „Fünf Jahre nach Gründung hat sich Demecan als einziger unabhängiger Produzent und Großhändler von medizinischem Cannabis in Deutschland etabliert und es ist der richtige Zeitpunkt, um mich zukünftig voll auf strategische Themen, wie den neu entstehenden Genussmittelmarkt für Cannabis, Verbandsarbeit und Fundraising, zu konzentrieren“, so Maurer.

„Der Schritt, den Dr. Cornelius Maurer nun vollzogen hat, ist für keinen Gründer leicht. Es zeugt von großer Stärke und Führungsqualität, die operative Verantwortung unserer Unternehmung zu übergeben und sich fortan als Gesellschafter und Beirat auf strategische Themen zu fokussieren“, lobt ihn sein Komagnon von der Groeben. Er sowie Fischer und Jörg Sellmann bleiben weiterhin in der Geschäftsführer operativ tätig.

Maurers Nachfolger bringt Erfahrung aus dem Pharmageschäft mit: Sechs Jahre war Goebel bei Merck für Vertrieb, Marketing und Supply Chain Management zuständig, zuletzt drei Jahre als Leiter der Business Unit Neurologie und Immunologie, davor auch als Marketingleiter in der Onkologie. Seine Vertriebs- und Marketingerfahrung in diesen Bereichen – beide zählen zu den wichtigsten Anwendungsbereichen von medizinischem Cannabis – ergänzten die Expertise des gesamten Managements und würden eine Fortführung des rasanten Wachstums garantieren, so Demecan.

„Die Entwicklung der vergangenen fünf Jahre unter Dr. Cornelius Maurer war enorm, und Demecan ist durch unsere modular erweiterbaren Produktionskapazitäten, unseren Fokus auf fortlaufende Erforschung und Entwicklung neuer Blütenprodukte, die breite Lieferantenbasis sowie die starken Vertriebskanäle in einer idealen Ausgangsposition, um deutscher Marktführer für medizinisches Cannabis und Genussmittelcannabis zu werden“, so von der Groeben.

Ausgangspunkt dafür ist die Anlage in Sachsen: 2020 hatte Demecan vom insolvent gegangenen Cannabis-Unternehmen Wayland einen ehemaligen Schlachthof in der Nähe von Dresden gekauft. Vertraut waren sie da bereits mit der Anlage, sie hatten sie zuvor gemietet. Die 30.000 Quadratmeter große Anlage ist nach Unternehmensangaben die größte Indoor-Cannabisproduktionsstätte Europas. Mit automatisierten Anbaumethoden sollen die Cannabispflanzen in der speziell für Betäubungsmittel hergerichteten und gesicherten Produktionshalle unter künstlicher Beleuchtung nach pharmazeutischen Produktstandards angebaut und weiterverarbeitet werden. Computergesteuerte Wachstumsbedingungen sollen dabei eine gleichmäßige Blütenqualität sicherstellen, sodass Qualitätsschwankungen ausgeschlossen werden. Außerdem sind die Kapazitäten größer als die vom BfArM ausgeschriebene Menge – Demecan hält somit Kapazitäten nicht nur für eine mögliche Erhöhung der Mengen vor, sondern auch für einen Einstieg in den Markt für Cannabis als Genussmittel.