Covid-Medikamente

Actemra plus Remdesivir: Studie prüft Corona-Kombi dpa/APOTHEKE ADHOC, 28.05.2020 08:34 Uhr

Zusammenarbeit mit Gilead: Roche untersucht in einer Studie die Wirksamkeit von Tocilizumab in Kombination mit Remdesivir (Gilead). Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Roche hatte von der US-Gesundheitsbehörde FDA grünes Licht für eine Studie erhalten, bei der der potenzielle Nutzen von  Actemra (Tocilizumab) bei Patienten mit einer schweren Coronavirus-Lungenentzündung untersucht werden soll. Doch nicht nur der alleinige Nutzen des monoklonalen Antikörpers soll untersucht werden. In einer weiteren Studie soll ein möglicher synergistischer Effekt von Actemra in Kombination mit Remdesivir (Gilead) geprüft werden.

Die Kombination eines antiviralen Medikaments mit einem Immunmodulator ist laut Angaben der Hersteller ein möglicher wirksamer Ansatz. Studienbeginn sei voraussichtlich im Juni. Insgesamt sollen 450 Patienten weltweit teilnehmen, erklärte Roche. Bereits deutlich weiter fortgeschritten ist der Konzern mit der bereits eingeleiteten Actemra-Studie zur Behandlung Covid-19-induzierter Lungenentzündungen. Dort stehe man kurz vor dem Abschluss der Rekrutierung. Hier werden die Ergebnisse für Sommer erwartet.

Parallel dazu arbeite der Konzern mit Hochdruck an der Erhöhung der Produktionskapazitäten. Ziel sei es, die Produktion von Actemra „wo immer möglich“ zu maximieren. Roche wurde ebenfalls von der Corona-Krise getroffen und hat zahlreiche Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt, versucht aber dennoch, im Rennen um ein Arzneimittel gegen Covid-19 mitzuhalten.

Einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) zufolge fährt Roche dabei eine zweigleisige Strategie: Nach außen versuche der Konzern die Erwartungen niedrig zu halten und auch einen Off-Label-Use von Actemra nicht zu befördern. Intern werde aber bereits daran gearbeitet, Produktionsanlagen freizubekommen. So solle im Fall einer erfolgreichen Studie und schnellen Zulassung die hergestellte Menge verzehnfacht werden.

Remdesivir

Remdesivir kann die Erkrankungsdauer reduzieren – in Studien konnte gezeigt werden, dass die Liegedauer im Krankenhaus um durchschnittlich ein Viertel verkürzt werden konnte (innerhalb der Studie sank die Dauer von 15 auf 11 Tage). Nach Einschätzung der meisten Experten ist Remdesivir am ehesten in der Lage, den Verlauf von Covid-19 günstig zu beeinflussen. Die Substanz hemmt die Replikation von Coronaviren und verschiedenen anderen RNA-Viren.

In den USA und Japan ist der Wirkstoff Remdesivir zur Behandlung schwerer Covid-19-Verläufe bereits zugelassen. Das Präparat wird in Japan unter dem Namen Veklury vertrieben. In Deutschland ist das Mittel innerhalb eines vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bestätigten Arzneimittel-Härtefallprogrammes zugänglich und wird in klinischen Studien getestet. Anfang April hatte die EMA Vorraussetzungen für einen „Compassionate Use“ erstellt.

Tocilizumab

Tocilizumab ist ein humanisierter, monoklonaler Antikörper gegen den Interleukin-6-Rezeptor. Er wird zur Behandlung der rheumatoiden Arthritis und schwersten Formen des kindlichen Rheumas sowie der systemischen juvenilen idiopathischen Arthritis eingesetzt. In Deutschland wird Tocilizumab unter dem Handelsnamen RoActemra und in der Schweiz unter der Bezeichnung Actemra vertrieben. IL-6 ist ein Zytokin, das im menschlichen Körper Entzündungsreaktionen reguliert und bei der RA vermehrt produziert wird. Der monoklonale Antikörper könnte bei Covid-Patienten zu einer Unterdrückung des Zytokinsturms führen. Dieser wird immer wieder als möglicher Faktor auf das Multi-Organversagen diskutiert.