Inhalatives Kortison

Mit Asthmasprays gegen Covid-19? APOTHEKE ADHOC, 12.04.2021 16:08 Uhr

Budesonid & Co.: Kortisonhaltige Asthmasprays könnten einen positiven Einfluss auf den Covid-Verlauf haben. Foto: New Africa/shutterstock.com
Berlin - 

Der Umfang der Covid-Therapien ist noch immer begrenzt. Als wesentlicher Baustein für schwere Verläufe konnte sich unter anderem der Wirkstoff Dexamethason behaupten. Forscher:innen aus Oxford haben nun untersucht, ob auch eine inhalative Anwendung von Kortisonen bei Covid-19 zum Einsatz kommen könnte.

Kortison ist in Bezug auf Covid-19 nichts Neues: Die Recovery-Studie zeigte bereits, dass Glukokortikoide den Verlauf von Covid-19 und die Sterblichkeitsrate günstig beeinflussen können. Steroide wie Dexamethason gehören daher bei schweren Verläufen mittlerweile zum Behandlungsstandard. Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) befürwortete den Einsatz des Wirkstoffs zur Behandlung schwerkranker Covid-Patienten bereits im vergangenen Herbst. Doch wie sieht es mit einer inhalativen Anwendung bei ambulanten Patienten aus?

Weniger Entzündung, geringere Virus-Vermehrung

Verschiedene Studien konnten mittlerweile die positiven Effekte der Asthmasprays herausstellen: Neben einer Reduktion der Entzündungsreaktionen im Lungengewebe wurde durch die Kortikoide auch die Vermehrung der Coronaviren in den Atemwegen gehemmt. Die Universität Oxford hat sich daher mit der Frage beschäftigt, ob eine zweimal tägliche Anwendung schwere Verläufe verhindern und die Infektion positiv beeinflussen kann.

Insgesamt nahmen an der Untersuchung knapp 150 Patienten mit Covid-19 teil: Eine Gruppe erhielt innerhalb von sieben Tagen nach Auftreten der ersten Symptome eine inhalative Therapie mit einem Budesonid-haltigen Asthmaspray, die andere Gruppe erhielt die übliche Behandlung ohne Spray.

Dabei konnte das Team positive Auswirkungen der Budesonid-Therapie feststellen: Bei einer Anwendung über 28 Tage konnte das Risiko für einen schweren Verlauf um 90 Prozent gesenkt werden, milde Verläufe wurden durchschnittlich um einen Tag verkürzt. Auch das Ausmaß der Symptome war insgesamt milder – das betraf sowohl Husten, Fieber und Kopfschmerzen, aber auch Veränderungen des Geruchs- und Geschmackssinnes und Abgeschlagenheit. Keiner der Teilnehmer musste hospitalisiert werden, auch nach 28 Tagen zeigten weniger Probanden anhaltende Symptome der Covid-Erkrankung.

Die Forscher:innen gehen somit davon aus, dass die inhalative Behandlung mit Budesonid schwere Covid-Verläufe verhindern kann und Erkrankte schneller genesen. Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl seien jedoch größer angelegte Studien notwendig, um die Hinweise zu untermauern.

Risikoabschätzung bei Lungenerkrankungen

Verschiedene Vorerkrankungen der Atemwege gelten als Risikofaktor für Covid-19: So sind beispielsweise Patienten mit COPD, Lungenfibrose, Lungenkrebs oder einer Lungentransplantation nach bisherigem Kenntnisstand stärker gefährdet. Asthmatiker scheinen jedoch eine besondere Gruppe darzustellen: Obwohl bei Asthma die Atemwege chronisch gereizt und entzündet sind, scheinen Betroffene seltener schwer an Covid-19 zu erkranken.

Auch die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) und der Bundesverband der Pneumologen, Schlaf- und Beatmungsmediziner (BdP) hatten Ende 2020 in einer gemeinsamen Stellungnahme erklärt, „dass Asthma (aller Schweregrade) kein unabhängiger Risikofaktor für schwere Covid-19-Verläufe ist.“