Untersuchungen in HNO-Klinik

Jenaer Forscher untersuchen Riechstörung bei Covid-19 dpa/ APOTHEKE ADHOC, 20.10.2020 18:16 Uhr

Typisches Symptom: Wissenschaftler des Universitätsklinikums Jena erforschen die Auswirkungen einer Infektion mit Sars-CoV-2 auf das Riechvermögen von Betroffenen. Foto: Asier Romero/shutterstock.com
Berlin - 

Wissenschaftler des Universitätsklinikums Jena erforschen die Auswirkungen einer Infektion mit Sars-CoV-2 auf das Riechvermögen von Betroffenen. Menschen, die eine Infektion überstanden haben, können ihr Riechvermögen in der Hals-Nase-Ohrenklinik untersuchen lassen, teilte das Klinikum am Dienstag mit.

Die Beeinträchtigung beim Riechen und Schmecken ist eines der typischen Covid-19-Symptome. Ein Großteil der Patienten berichtet den Wissenschaftlern zufolge schon in einer frühen Phase der Erkrankung von der Störung des Geruchs- und Geschmackssinns. Eine Schädigung oder der komplette Verlust des Riechvermögens sei auch als Folge anderer Virusinfektionen wie etwa schweren Erkältungen bekannt.

„Die von den Betroffenen beschriebene Schmeckstörung ist jedoch meist auf das fehlende Feinaroma von Nahrungsmitteln zurückzuführen, das über den Riechsinn wahrgenommen wird, der nun gestört ist“, erläuterte Thomas Bitter von der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde. „Uns interessiert vor allem die Dynamik: Wie läuft die Wiedererlangung des Riechvermögens ab, wie groß ist die Besserungsrate, und lassen sich Anzeichen für Risikogruppen erkennen.“ Getestet wird die Fähigkeit von Patienten, Gerüche wahrzunehmen und zu unterscheiden, mit Hilfe von standardisierten Riechstiften. Zusätzlich wird auch das Schmeckvermögen erfasst. Die Untersuchung dauert den Angaben zufolge eine halbe Stunde.

Ein Team der Johns Hopkins University School of Medicine aus Baltimore hatte die Beeinträchtigungen bereits untersucht und will eine Störung der Riechschleimhaut als Ursache ermittelt haben. Die Erkenntnisse decken sich allerdings nicht mit anderen Untersuchungen. Für die Analyse erforschte das Team Gewebeproben von 23 Menschen. Mithilfe von Leuchtmarkern konnten die Forscher unter dem Mikroskop in den Zellen der Riechschleimhaut extrem hohe Mengen des ACE-2-Enzyms nachweisen – bis zu 700-Mal mehr als in Geweben anderer Körperregionen. ACE-2 war in der Vergangenheit häufiger im Zusammenhang mit Covid-19 in den Fokus gerückt, da es bisherigen Erkenntnissen zufolge eine zentrale Rolle beim Eindringen von Sars-CoV-2 in die Körperzellen spielt.

Da sich ACE-2 den Forschern zufolge in hohen Mengen in der Riechschleimhaut befindet, könnte dadurch der Riech- und Geschmacksverlust der Covid-Patienten erklärt werden. Dennoch müssten die Ergebnisse weiter überprüft werden, merkt das Team an. Bestätigt sich die Erkenntnis, so könnten antivirale Therapien, die direkt in die Nase appliziert werden, eine mögliche Behandlungsoption darstellen.