Corona-Strategie

Drosten: Ältere nicht völlig abschirmen Alexandra Negt, 14.10.2020 08:34 Uhr

Man könne ältere Menschen nicht einfach vom alltäglichen Leben abschirmen, so die Ansicht von Professor Dr. Christian Drosten, Virologe an der Charité. Foto: Peitz / Charité
Berlin - 

Der Virologe Professor Dr. Christian Drosten hat sich deutlich gegen die Idee ausgesprochen, sich in der Corona-Pandemie nur auf den Schutz von Älteren und anderen Risikogruppen zu konzentrieren, während der Rest der Gesellschaft zum Alltag zurückkehrt. Zum einen könne es nicht gelingen, die Älteren komplett abzuschirmen, sagte der Charité-Wissenschaftler in der am Dienstag veröffentlichten Folge des „Coronavirus-Update“ bei NDR-Info. Zum anderen gebe es auch in den jüngeren Altersgruppen nicht so wenige Risikopatienten.

Professor Dr. Christian Drosten distanziert sich von Corona-Strategien, die sich nur auf den Schutz von Älteren und anderen Risikogruppen zu konzentrieren. Dies sei eine unzureichende Betrachtung der Gesamtsituation, so der Virologe. Es sei utopisch, dass man alle Menschen über 60 Jahre komplett abschirmen könne. In der aktuellen Folge des „Coronavirus-Update“ rückt er zudem auch die anderen Risikogruppen erneut in den Fokus – auch in den jüngeren Altersgruppen gebe es zahlreiche Risikopatienten.

Ließe man das Virus in den jüngeren Altersgruppen durchlaufen, gäbe es viele Infektionen auf einmal und man komme auch da an die Belastungsgrenze der Medizin, so Drosten. Dabei gehe es dann aber um einen Patiententyp mit anderer gesellschaftlicher Wahrnehmung: „Da würden eben junge Familien auch den Familienvater verlieren oder auch die Mutter.“ Das sei „eine ganz andere Konsequenz und das kann man einfach so nicht durchlaufen lassen“, betonte der Virologe. Hintergrund ist ein offener Brief von drei Wissenschaftlern aus den USA und Großbritannien, die sich gegen bevölkerungsweite Maßnahmen aussprechen – auch andere Experten widersprachen ihnen bereits.

Eine Maßnahme gegen strikte Besuchsverbote in Krankenhäusern und Pflegeheimen könnte der flächendeckende Einsatz von Antigen-Schnelltests sein. Einrichtungen sollen hierbei über ein bestimmtes Kontingent an Tests pro Patienten und Bewohner verfügen. Diese Idee ist Teil der neuen Teststrategie des Bundesgesundheitsministeriums. Durch den Einsatz der Schnelltests soll zum einen eine Ausbreitung innerhalb der Einrichtungen vermieden werden. Zum anderen sollen die Besuchsregeln durch den Einsatz dieser Tests gelockert werden. Schnelltests von Roche oder Nal von Minden liefern innerhalb von 15 Minuten, bei richtiger Durchführung, ein zuverlässiges Ergebnis. Wer zur Durchführung berechtigt ist, müsste vor allem im Bereich der Pflege noch konkretisiert werden.