APOTHEKE ADHOC UMFRAGE

Angst vor „Apotheker light“ APOTHEKE ADHOC, 04.06.2015 08:28 Uhr

Berlin - 

Sollte auch das Pharmaziestudium in Deutschland vom Staatsexamen auf das Bachelor- und Mastersystem umgestellt werden? In vielen europäischen Ländern hat sich im Zuge der Bologna-Reform bereits der Pharmazie-Masterabschluss durchgesetzt. Doch die Mehrheit der Teilnehmer an einer Umfrage von APOTHEKE ADHOC zu dem Thema sehen die Reform kritisch; sie fürchten einen berufsqualifizierenden Pharmazie-Bachelor als „Apotheker light“. 

43 Prozent der Umfrageteilnehmer halten demnach eine Umstellung des Studiensystems für gefährlich. Sie sehen darin den ersten Schritt zum „Apotheker light“. Bislang berechtigt der Bachelorabschluss jedoch nur in Schweden und Finnland zur Arbeit in Apotheken. Das hat auch dort für Bedenken gesorgt. Das Argument: Wenn schon ein dreijähriges Studium zum Arbeiten als Apotheker ausreicht, wird der Mehrwert eines fünfjährigen Vollstudiums infrage gestellt. Die Skandinavier diskutieren zudem, ob ein Studium von nur sechs Semestern Länge genügt, um die notwendige Wissensbasis für die Arbeit als Apotheker zu legen.

Weitere 21 Prozent der Teilnehmer an der Umfrage denken nicht, dass das Bachelor- und Mastersystem im Studienfach Pharmazie funktionieren würde. Diese Sichtweise scheinen viele europäische Staaten zu teilen: Denn in der Mehrzahl der Länder gibt es keinen Pharmazie-Bachelor, sondern lediglich einen sogenannten integrierten Master. Somit dauert es bis zum ersten berufsqualifizierenden Studienabschluss trotz Bologna-Umstellung weiterhin fünf Jahre.

Doch 21 Prozent der Umfrageteilnehmer sehen auch einen Vorteil in einer Systemänderung. Nach einem grundlegenden Bachelorabschluss im anschließenden Master eine Spezialisierung einzuschlagen, halten sie für eine gute Idee. In einigen Staaten Europas, beispielsweise ab Wintersemester 2015 in Österreich, ist es außerdem möglich, mit einem Pharmazie-Bachelor in den Master eines verwandten naturwissenschaftliches Fachs einzusteigen – etwa in die Biochemie.

Dass die Umstellung überflüssig sei denken 14 Prozent der Teilnehmer. Denn für Karrieren in der Pharmaindustrie gebe es bereits andere passende Studiengänge. An der Umfrage nahmen am 2. und 3. Juni 2015 insgesamt 275 Leserinnen und Leser von APOTHEKE ADHOC teil.

In Deutschland ist eine Umstellung des Pharmaziestudiums derzeit ohnehin nicht im Gespräch. Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Goethe-Universität Frankfurt sieht die Reform von keiner Seite als gewollt; weder die Politik noch die Fakultäten forderten das Bachelor- und Mastersystem. Daher werde sich dort in nächster Zeit auch nichts tun.

Auch die deutschen Pharmaziestudierenden machten deutlich, dass sie das Staatsexamen beibehalten wollen. Allerdings fordern sie mehr Freiraum für Spezialisierung, etwa über eine Verlängerung der Regelstudienzeit.