Iodmangel & euthyreote Struma

NRF-Vorschrift: Aus Kaliumiodid-Tropfen wird Iodid-Lösung Cynthia Möthrath, 17.08.2022 09:01 Uhr

Die NRF-Vorschrift 20.4 wurde umbenannt: Aus Kaliumiodid-Tropfen wird Iodid-Lösung. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Kaliumiodid war zuletzt durch die erhöhte Nachfrage nach entsprechenden Tabletten zur Vorbereitung im Falle eines Atom-Angriffs durch Russland in den Fokus geraten. Auch die Nachfrage zur Rezeptursubstanz stieg an. Kürzlich wurde die NRF-Vorschrift Kaliumiodid-Tropfen umbenannt. Hier kommt alles Wichtige zur Vorschrift.

Das NRF verfügt lediglich über zwei Vorschriften zu Kaliumiodid: Kaliumiodid-Tropfen 0,05 Prozent (NRF 20.4.) und Iodid-Lösung 500 mg/ml (NRF 28.1.). Erstere wurde kürzlich umbenannt und trägt nun analog zur hochdosierten Variante den Namen „Iodid-Lösung 100 μg/ml“.

Iodid-Lösungen werden zur Prophylaxe des alimentären Iodmangels und Therapie der euthyreoten Struma verwendet. Die nun umbenannte NRF-Vorschrift ist bereits seit 1987 standardisiert. Da die Bezugsgröße in Therapie und Prophylaxe der Schilddrüsenerkrankungen Iod beziehungsweise Iodid ist, wurde der Name nun angepasst.

Herstellung & Dosierung: Was ist zu beachten?

Die Lösung enthält 130,8 µg Kaliumiodid entsprechend 100 μg Iodid je Milliliter. Die Basis der Rezeptur stellt Glycerol 85 % dar. Außerdem ist gereinigtes Wasser enthalten. Da Kaliumiodid in Glycerol 85 % nur sehr langsam löslich ist, soll der Wirkstoff zuerst in Gereinigtem Wasser gelöst werden. Wasserfreies Glycerol wird anschließend ergänzt. Das NRF empfiehlt, die Lösung ohne unnötige Verzögerung herzustellen, da Iodid-Ionen lichtempfindlich sind. Abgefüllt wird dann in eine Braunglasflasche.

Für die Dosierung sind Kolbenpipetten am besten geeignet: Sie können zusammen mit dem geeigneten Steckeinsatz die einfache, sichere und genaue Entnahme aus der umgedreht gehaltenen Flasche ermöglichen. Dosierbecher und -löffel sind aufgrund der geringen Dosierungs-Volumina unbrauchbar.

Bei der Prophylaxe und Therapie des Iodmangels sind verschiedene Dosisbereiche zu unterscheiden:

  • Strumaprophylaxe:

    • Säuglinge und Kinder 50 bis 100 μg Iod/Tag, entsprechend etwa 65 bis 131 μg Kaliumiodid/Tag
    • Jugendliche und Erwachsene 100 bis 200 μg Iod/Tag, entsprechend etwa 131 bis 262 μg Kaliumiodid/Tag
    • Schwangerschaft und Stillzeit 150 bis 200 μg Iod/Tag, entsprechend etwa 196 bis 262 μg Kaliumiodid/Tag
    • Rezidivprophylaxe nach Resektion von Iodmangelstrumen 100 bis 200 μg Iod/Tag, entsprechend etwa 131 bis 262 μg Kaliumiodid/Tag
  • Therapie der euthyreoten Struma:

    • Neugeborene, Kinder und Jugendliche 100 bis 200 μg Iod/Tag, entsprechend etwa 131 bis 262 μg Kaliumiodid/Tag
    • Erwachsene etwa 300 bis 500 μg Iod/Tag (nach vorläufigen Erkenntnissen), entsprechend etwa 392 bis 654 μg Kaliumiodid/Tag

Hinweise zur Einnahme

Die hergestellte Iodid-Lösung kann verdünnt in Flüssigkeit oder unverdünnt eingenommen werden. Ist die Zubereitung für einen Säugling, sollten die Eltern darauf hingewiesen werden, dass die Lösung in jedem Fall verdünnt werden sollte. Alternativ muss ausreichend Flüssigkeit nachgetrunken werden. Grund dafür ist der hohe Glycerol-Gehalt: Der empfindliche Magen-Darm-Trakt von Säuglingen kann andernfalls osmotische Reizungen erleiden.