Mehr als nur Juckreiz

Entzündete Insektenstiche: Zwischen Kühlen und Kortison Cynthia Möthrath, 02.07.2022 08:35 Uhr

Rötung, Schwellung, Schmerzen: Insektenstiche sorgen häufig für Probleme. Oft helfen verschiedene Präparate aus der Apotheke. Foto: PKpix/shutterstock.com
Berlin - 

Sobald die Temperaturen wärmer werden, häufen sich die Insektenstiche: Neben Bienen- und Wespenstichen führen auch Bremsen- oder Mückenstiche immer häufiger zu Problemen. Oft suchen Betroffene Hilfe in der Apotheke. Was kann bei einem entzündeten Stich helfen und wann sollten Betroffene zum Arzt/zur Ärztin?

Nach einem Insektenstich kann es durch vermehrte Histaminausschüttung zu einer vorübergehenden Schwellung und Rötung des umliegenden Hautareals kommen. Außerdem kann sich eine mit Flüssigkeit gefüllte Quaddel bilden. Diese Reaktionen sind vollkommen normal und gehen in der Regel innerhalb weniger Stunden oder Tage zurück.

Manchmal können die Symptome jedoch ungewöhnlich stark ausgeprägt sein: Durch Kratzen oder den Stich selbst können Erreger in die Wunde gelangen und zu einer Entzündung führen. Ein unnötiges Anfassen der Einstichstelle sollte daher unbedingt vermieden werden. Vor der Behandlung sollten die Hände daher gründlich gewaschen werden, um eine Verunreinigung zu vermeiden.

Wenn der Stich zu Problemen führt

Kommt es trotz aller Sorgfalt zu einer Entzündung, klagen Betroffene oft über Schmerzen, außerdem ist die Stelle meist stark gerötet, geschwollen und warm. Je nach Lage, kann die Bewegung von Extremitäten eingeschränkt sein – beispielsweise an den Fingern oder im Knöchelbereich. Außerdem kann die Stelle druckempfindlich sein und stark spannen. In schweren Fällen kann sich Eiter an der Einstichstelle bilden.

Meist sind Insektenstiche – abseits von anaphylaktischen Reaktionen – hierzulande harmlos. Unbehandelt können jedoch verschiedene Komplikationen drohen:

  • oberflächliche Hautentzündung
  • Entzündung des Bindegewebes
  • Haarwurzelentzündung
  • Lymphbahnenentzündung
  • Blutvergiftung (Sepsis)

Eine ungewöhnlich starke Reaktion auf einen Insektenstich sollte immer behandelt werden. Im Zweifelsfall sollte ein Arztbesuch erfolgen!

Kühlen, kühlen, kühlen

Sind die Symptome nur leicht ausgeprägt, können sie meist in der Selbstmedikation behandelt werden. Ein wichtiger Bestandteil der Behandlung ist das Kühlen: Mit einer Kalt-Warm-Kompresse aus dem Kühlschrank (nicht Eisfach!) oder einem kühlen Umschlag kann die betroffene Stelle mehrfach täglich gekühlt werden. Dadurch werden Schwellung und Überhitzung gelindert und der Juckreiz geht zurück.

Kortison gegen die Entzündung

Neben antiallergischen Gelen mit Dimetindenmaleat kommen bei entzündeten Stichen vor allem kortisonhaltige Cremes zum Einsatz, die sich positiv auf den Entzündungsprozess auswirken. Freiverkäuflich sind Präparate mit Hydrocortison bis zu einer Konzentration von 0,5 Prozent erhältlich. Stärkere Dosierungen oder andere Wirkstoffe müssen vom Arzt/von der Ärztin verordnet werden. Auch eine Anwendung im Wechsel ist denkbar, um die Reaktion in den Griff zu bekommen. Dabei sollte die jeweilige Höchstdosis beider Präparate beachtet werden.

Umschläge mit Rivanol oder Octenisept

Je nach Einstichstelle können auch Umschläge eine gute Alternative sein: Gut geeignet sind die Wirkstoffe Ethacridinlactat – bekannt aus Rivanol – oder Octenidindihydrochlorid – bekannt aus Octenisept. Ethacridinlactat wirkt einer möglichen Entzündung entgegen und hat kühlende und juckreizlindernde Eigenschaften. Die Lösung kann unverdünnt oder in einer Verdünnung mit Wasser von 1:2 bis 1:4 verwendet werden. Doch Achtung: Durch die gelbe Flüssigkeit können Kleidung und Haut verfärbt werden. Octenidindihydrochlorid kann ebenfalls als Umschlag verwendet oder als Flüssigkeit auf den Stich aufgesprüht werden. Der Inhaltsstoff schützt vor Wundinfektionen durch Bakterien, Viren, Pilze und Hefen.

Cetirizin & Co: Antihistaminika gegen die allergische Reaktion

Zusätzlich zu äußeren Therapien können systemische Antihistaminika die allergische Reaktion nach einem Stich lindern: Dabei kommen freiverkäuflich die Wirkstoffe Cetirizin, Loratadin sowie die neueren Verbindungen Levocetirizin und Desloratadin zum Einsatz. Sie können die allergische Komponente der Reaktion eindämmen. Bei schweren Fällen kann zusätzlich jedoch der Einsatz von Antibiotika notwendig sein, um die Entzündung in den Griff zu bekommen.

Hausmittel: Zwiebel, Speichel, heiße Löffel

Oft berichten Betroffene bereits verschiedene Hausmittelchen ausprobiert zu haben – denn die Palette ist groß. Doch nicht bei allen kann wirklich von einer Wirkung gesprochen werden. So beispielsweise beim Speichel: Bis auf eine kurzzeitige kühlende Wirkung kann man dem Anfeuchten des frischen Stiches keine Wirkung zuschreiben.

Etwas anders sieht es bei dem Tipp mit dem heißen Löffel aus: Hitze kann tatsächlich zu einem abgeschwächten Juckreiz führen. Wer positive Erfahrungen mit der Anwendung von Wärme gemacht hat, sollte gegebenenfalls auf einen sogenannten Stichheiler zurückgreifen. Diese Medizinprodukte lassen sich gezielter einsetzen. Zudem wird die Temperatur automatisch eingestellt, sodass es nicht zu versehentlichen Verbrennungen kommen kann.

Ebenfalls ein beliebter Tipp, vor allem unter der älteren Generation: Eine frisch aufgeschnittene Zwiebel auf den Stich legen. Zwiebeln gelten als antientzündlich und werden als Hausmittel bei zahlreichen Leiden eingesetzt. Bei Insektenstichen kann das Gemüse zum einen kühlen und zum anderen besitzt es eine leicht desinfizierende Wirkung.

Zwei weitere Substanzen, die immer wieder im Gespräch stehen sind Aloe Vera und Schwarzer Tee. Aloe Vera weist ebenfalls wie der Speichel und die Zwiebel kühlende Eigenschaften auf. Gleichzeitig wirkt der Pflanzensaft etwas hautberuhigend. Stark aufgebrühter Tee soll darüber hinaus adstringierend wirken und den Juckreiz nehmen. Für die Wirkung werden die enthaltenen Gerbstoffe verantwortlich gemacht.