Ungewollte Schwangerschaft

Aktivkohle stört Empfängnisverhütung APOTHEKE ADHOC, 10.01.2018 14:32 Uhr

Berlin - 

Schwarz ist die Farbe des Detox-Trends. Egal ob Zahncreme, Gesichtsmaske, Shampoo, Eiswaffeln oder Smoothie: Aktivkohle erlebt einen Hype, der nicht ohne Folgen ist.

Aktivkohle findet seit Jahrhunderten in der Medizin Verwendung. Carbo medicinalis ist zwischen Superfood & Co. das neue Grün der Detox-Trendsetter, das Adsorptionsmittel bindet seine Anhänger wie sonst Giftstoffe. Ein Gramm Pulver kann eine Oberfläche von 1000 bis zu 1500 Quadratmetern erreichen. Drei Gramm Aktivkohle können so etwa die Größe eines Fußballfeldes haben. Zu finden ist Carbo medicinalis auch im Notfalldepot der Apotheken. Eingesetzt wird Kohle zur Beschleunigung der Elimination bei Vergiftungen von Substanzen, die dem enterohepatischem Kreislauf unterliegen. Beispiele sind Carbamazepin, Phenobarbital und Theophyllin. Auch bei Durchfallerkrankungen wird Aktivkohle eingesetzt.

Die Kohle selbst wird im Magen-Darm-Trakt nicht resorbiert, somit wird die Ausscheidung der gebundenen Giftstoffe über den Stuhl beschleunigt. Die Wirkung ist jedoch nicht kontrollierbar und das schwarze Pulver nicht selektiv. Gebunden wird alles – auch Medikamente, Vitamine und Mineralstoffe. Hier liegt die Gefahr.

Mediziner und Pharmakologen warnen vor Wirksamkeitsverlusten von Arzneimitteln: Therapien seien in Gefahr und sogar ungewollte Schwangerschaften möglich. Bedingt durch die bekannten adsorptiven Eigenschaften erscheine eine Verminderung der Arzneistoffspiegel durchaus plausibel, wurde Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz bereits 2015 in der „Welt am Sonntag“ zitiert. Da eine ungewollte Schwangerschaft nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden könne, riet der Pharmakologe „zu einer zusätzlichen Barrieremaßnahme“. Aktivkohle und Arzneimittel sollten außerdem nicht zum gleichen Einnahmezeitpunkt geschluckt werden.

Britische Zahnärzte warnten im Dezember vor dem schwarzen Hype, denn die in Zahncremes enthaltene Aktivkohle können den Zahnschmelz abschleifen. Eine zahnaufhellende Wirkung sei nicht bestätigt. Das zum Teil in den Zahncremes fehlende Fluorid könne zudem die Entstehung von Karies fördern.

Die Hersteller halten jedoch dagegen. Schwarze Zahncreme sei zahnschmelzfreundlich und nicht abrasiv. Die Aktivkohle sauge Partikel auf, die Verfärbungen verursachten, vor allem Tee, Kaffee, Nikotin und Wein, so ein Hersteller auf seiner Website. Das enthaltene Hydroxylapatit schütze den Zahnschmelz und fülle sogar kleine Löcher auf, heißt es weiter. Zudem helle ein physikalischer Blaufilter die Zähne optisch auf.

Zahnärzte stehen der Aktivkohle jedoch kritisch gegenüber, denn aufgrund der anderen enthaltenen Inhaltsstoffe sei unklar, ob nicht bereits die Sättigung der Aktivkohle erreicht sei. Sind Hydroxylapatit und Natriumfluorid in einer Zahncreme enthalten, könne sich die Wirksamkeit reduzieren, da beide Verbindungen bereits in der Tube reagierten, wurde ein Zahnarzt auf dem Portal ZM Online zitiert.