DAV-Portal beim DAT

Zertifikate-Chaos: Delegierte wollen Abrechnung mit DAV APOTHEKE ADHOC, 16.08.2021 15:15 Uhr

Auf die Tagesordnung: Delegierte der Basis-Apotheker aus Westfalen-Lippe verlangen, dass das Debakel um die Impfzertifikate auf dem Deutschen Apothekertag diskutiert wird (Archivbild). Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Der Deutsche Apothekerverband (DAV) lässt bis jetzt keine Ambitionen erkennen, das Debakel rund um die Sicherheitslücke und den Ausfall seines Impfzertifikatemoduls aufzuarbeiten. Grund zur selbstkritischen Analyse sieht der Verband offenbar nicht. Die Delegierten der Basis-Apotheker aus Westfalen-Lippe wollen den DAV aber nicht so leicht davonkommen lassen, sie verlangen, dass das Thema beim Deutschen Apothekertag (DAT) auf die Tagesordnung kommt.

Der DAV würde das Thema offensichtlich am liebsten zu den Akten legen. Bis auf ein paar kurzgefasste Meldungen zur Abschaltung und späteren Migration des Moduls veröffentlichte er bisher kaum Informationen zu der Panne. Eigentlich würde sich eine Aussprache beim DAT anbieten, um die auseinandergehenden Wahrnehmungen an der Basis und der Spitze der Standesvertretung abzugleichen. Das bisher nicht geplant, doch Apotheker Gunnar Müller möchte das ändern.

Müller, Inhaber der Sonnen-Apotheke in Detmold und bei den Basis-Apothekern für den Bezirk Detmold zuständig, hat eine Eingabe an alle Verbände und Kammern sowie die Abda in Berlin gesendet, in der er in deutlichen Worten eine Abrechnung im September in Düsseldorf fordert. Um „einer im Hinblick auf das E-Rezept zu befürchtenden weiteren und nachhaltigen Beschädigung der Integrität des Berufsstandes entgegenzuwirken“, erwarten er und die Basis-Apotheker von DAV und Abda eine vollständige Offenlegung der zutage getretenen Mängel, deren nachhaltige Abstellung, eine Aufarbeitung der zugrundeliegenden Fehler und einen Bericht an die deutschen Apotheken und deren Mitarbeiter:innen.

Warum er diese Maßnahmen für notwendig erachtet, daran lässt Müller wenig Zweifel: Mit der Panne habe der DAV dem Ansehen unseres Berufsstands und den verbliebenen rund 18.600 Apotheken sowie Mitarbeiter:innen einen Bärendienst erwiesen. Allein das dürfte schon Diskussionsstoff bieten, schließlich sieht es der DAV nach eigener Aussage ganz anders. Dem Image der Apotheken hätten die Sicherheitslücke und die Performanceprobleme des Moduls nicht geschadet, sondern ganz im Gegenteil: „Vor-Ort-Apotheken werden damit mehr denn je als digital affine Problemlöser und Troubleshooter in der Pandemie wahrgenommen. Daran ändert die kurzfristige Nicht-Verfügbarkeit des Portals aus Sicherheitsgründen im Grundsatz nichts“, erklärte der DAV vergangene Woche auf Anfrage.

Aus Sicht Müllers und der Basis-Apotheker müsste der DAV sich ganz anders verhalten: „Wir vermissen in Ihren Pressemitteilungen zudem eine gehörige Portion an Demut gegenüber der Tragweite des offenbarten Problems, eine Entschuldigung bei unseren Kund:innen und Patient:innen und einen Dank für das überwältigende Vertrauen, das diese den Apotheken vor Ort und ihren Mitarbeiter:innen nach wie vor tagtäglich aufs Neue erweisen“, schreibt er. Ebenso vermissen würden sie aber auch eine Entschuldigung bei ebendiesen Apotheken vor Ort und deren Mitarbeiter:innen, „für genau die diese zentrale Struktur von Abda, DAV und BAK dienen und arbeiten sollte und von deren Einsatz und von deren Erträgen diese Struktur von Abda, DAV und BAK lebt und finanziert wird.“

Das Thema müsse deshalb auf dem DAT diskutiert werden. Die Basis-Apotheker bitten die Abda deshalb, die Tagesordnung zu ergänzen und einen eigenständigen Tagesordnungspunkt „Digitalisierte Impfnachweise“ inklusive eines eigenständigen Berichts der Verantwortlichen und einer Möglichkeit zur Aussprache einzufügen.

Welche Chancen die Eingabe hat, ist noch nicht abzuschätzen. Müller sagt, er habe bisher keinerlei Rückmeldung vonseiten der Abda erhalten. Aus Kammerkreisen ist allerdings hinter vorgehaltener Hand zu hören, dass sich die Bereitschaft dazu in Grenzen halten könnte. Und zwar nicht, weil man dort mit der Arbeit des DAV zufrieden wäre, sondern ganz im Gegenteil vor allem die Kommunikation der Berliner Zentrale in die Landesverbände- und Kammern zu großem Frust in mehreren Bundesländern geführt habe. Statt sich öffentlich auszusprechen und gegebenenfalls eine neue Lagerbildung zu befördern, müsse intern geschaut werden, welche strukturellen Probleme zu der für alle Seiten unbefriedigenden Situation geführt haben.