Innovationsfonds

PKV: 100 Millionen für Digital-Start-ups Tobias Lau, 10.09.2019 12:10 Uhr

Die öffentlichen Dienstherren gewähren bislang nur Beihilfen zur PKV. 8,8 Millionen Menschen sind in Deutschland privat krankenversichert. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Der Verband der Privaten Krankenversicherung setzt einen Fonds für digitale Innovationen im Gesundheitssystems auf. Mit insgesamt 100 Millionen Euro sollen Start-ups unterstützt werden, deren Entwicklungen Potenzial zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung haben.

„Heal Capital“ heißt der neue Fonds und der Name ist zweideutig: Denn nicht nur soll er Kapital für Innovationen in Heilberufen bereitstellen, er soll auch die Finanzierungsstruktur für Unternehmensgründer in dem Bereich „heilen“. Denn die mangelnde Verfügbarkeit von Risikokapital gilt seit längerem als eine der größten Innovationsbremsen in Deutschland. Nun wollen die privaten Versicherer Abhilfe schaffen. Noch im vierten Quartal 2019 soll der Fonds starten und eine Laufzeit von mindestens zehn Jahren haben.

Um die Kasse zu füllen, hat sich der PKV-Verband mit den Berliner Digital-Health-Investoren Heartbeat Labs und Flying Health zusammengetan, die jeweils eine Millionensumme beisteuern. „Wir sind froh, dass wir mit ‚Heartbeat Labs‘ und ‚Flying Health‘ zwei Partner gefunden haben, die große Gesundheitsexpertise und Digitalkompetenz mit einer starken Vernetzung in der Investment- und Startup-Szene vereinen“, so der Verbandsvorsitzende Ralf Kantak.

Die geförderten Start-ups sollen nicht nur Geld, sondern auch Wissen erhalten: Teil der Förderung sind auch Beratungsleistungen, die den Unternehmen helfen sollen, zügig in den Versorgungsalltag zu kommen. „Mit dem PKV-Fonds treiben wir die digitale Transformation des deutschen Gesundheitswesens und sorgen dafür, dass digitale Innovationen schneller in der Versorgung ankommen“, sagt Dr. Markus Müschenich, Managing Partner bei Flying Health. Für die PKV sei dabei laut Kantak das Ziel entscheidend, dass die neuen digitalen Entwicklungen zu einer besseren Versorgung in Deutschland beitragen.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) begrüßt das Vorhaben. Er werbe bereits seit Jahren dafür, „dass sich Versicherer mit ihren Milliardenrücklagen stärker in der Start-up-Finanzierung engagieren“, sagte er dem Handelsblatt. Das bringe Rendite und diene dem Digitalstandort Deutschland. Der Schwerpunkt der Investitionen des Fonds wird laut PKV-Verband auf den Bereichen digitale Gesundheitsanwendungen, Telemedizin, digitale Prävention und Digitalisierung der Pflege liegen. „Wir sind überzeugt, dass durch heal capital viele weitere patientenorientierte Lösungen gefördert werden und durch die Synergien mit den Privaten Krankenversicherern sinnvoll zum Einsatz kommen”, sagt Eckhardt Weber, Gründer und Geschäftsführer von Heartbeat Labs.

Die Gesetzlichen Krankenversicherer haben bereits 2016 einen Innovationsfonds aufgesetzt, der beim gemeinsamen Bundesausschuss angesiedelt ist und ein Volumen von rund 300 Millionen Euro im Jahr umfasst. Über die Vergabe der Mittel entscheidet ein Innovationsausschuss, dem auch der GKV-Spitzenverband angehört.

In den vergangenen beiden Jahren überschritten die beantragten Summen die zur Verfügung stehenden Mittel jedoch bei Weitem. So waren 2018 innerhalb der gesetzten Frist 93 Anträge zur Förderung von Projekten zu neuen Versorgungsformen eingegangen sowie mehr als 200 Anträge im Bereich der Versorgungsforschung – mit einem Gesamtvolumen von knapp 440 Millionen Euro. Spahn will den Fond noch bis 2024 fortführen.