Flächenmäßig größtes Grippeimpfprojekt

Nächstes Modellprojekt: Auch Niedersachsen will impfen APOTHEKE ADHOC, 23.10.2020 13:56 Uhr

Modellprojekt Nr.4: Auch in Niedersachsen sollen Apotheken bald gegen Grippe impfen können. Foto: BioNTech
Berlin - 

Apothekerverband und -kammer in Niedersachsen wollen das vierte Modellprojekt zu Grippeschutzimpfungen in Apotheken auf die Beine stellen. Apotheken sollen bald in der Lage sein, sich freiwillig an dem Projekt zu beteiligen. Wie viele es voraussichtlich werden, steht noch nicht fest: Das Projekt sei derzeit noch im Aufbau, so der Verband (AVNS). Gespräche mit den Kassen seien aber bereits abgeschlossen.

Nach dem Kammerbezirk Nordrhein, dem Saarland und der Oberpfalz soll Niedersachsen die vierte Region in Deutschland werden, in der sich Versicherte in Apotheken impfen lassen können. Verband und Kammer haben nach eigenen Angaben bereits die notwendigen vertraglichen Vereinbarungen mit mehreren Krankenkassen getroffen. Welche das sind, wann genau und in welchem Umfang es losgehen soll – oder je nach Verfügbarkeit der Impfstoffe überhaupt losgehen kann – stehe aber noch nicht fest, so der Verband auf Anfrage. Die weiteren Schritte seien zwar bereits eingeleitet, da noch nicht alle Vorbereitungen abgeschlossen seien, könnten aber noch keine weiteren Details bekanntgegeben werden.

Die verpflichtenden Schulungen für die teilnehmenden Apotheken haben allerdings bereits Ende September begonnen, teilt der Verband mit. Wie bei anderen Modellprojekten basieren sie inhaltlich auf dem Curriculum der Bundesapothekerkammer (BAK) und bestehen aus einem theoretischen Teil, der online durchgeführt wird, sowie aus einer praktischen Vor-Ort-Schulung mit einem Arzt. Interessierte Apotheker können sich laut Verband weiterhin für die von der Kammer durchgeführten Schulungen anmelden.

Die rechtlichen Grundlagen für das Modellprojekt hatte die Kammer schon im April bereitet. Damals hatte die Kammerversammlung die bisherige Berufsordnung mit ihrem Verbot der Heilkunde angepasst. Die Leitlinien des Deutschen Apothekerverbands (DAV) und das Curriculum der BAK folgten dann im Juni.

Läuft das Projekt an, ist Niedersachsen zumindest nach Fläche die größte Region, in der sich Versicherte in Apotheken gegen Grippe impfen lassen können. Gerade in einem Flächenland wie Niedersachsen seien die Apotheke vor Ort eine wichtige und unkomplizierte Anlaufstelle für Menschen, die kompetente Gesundheitsberatung suchen, so der Verband. Kammer und Verband wollen deshalb ihren Teil dazu beitragen, dass sich in Niedersachsen mehr Menschen impfen lassen.

Wenn alles gut geht, könnte der spätere Zeitpunkt des Projektbeginns die Teilnehmer vor Unannehmlichkeiten bewahren, mit denen ihre Kollegen in Nordrhein und in Bayern konfrontiert sind: Dort steht zwar alles bereit – doch es mangelt massiv an Impfstoffen. In Nordrhein wurde deshalb die Werbung für das Projekt eingestellt, in der Oberpfalz wurde sogar der Beginn verschoben. Die Versorgungsengpässe haben das Modellprojekt schlicht überschattet. „In den vergangenen beiden Wochen ist das das dominierende Thema, wir erhalten viele Presseanfragen und Anfragen von Kollegen. Von daher stellt sich die Frage momentan gar nicht, den Startschuss zu geben“, so ein Sprecher des Bayerischen Apothekerverbands (BAV).

In Nordrhein, wo das Projekt bereits angelaufen ist, könnten die Engpässe die teilnehmenden Apotheken gar vor schwierige Entscheidungen treffen. Denn selbst wenn Apotheken noch an Impfstoff kommen, stellt sich die Frage, wie sie damit umgehen sollen. „Wenn rundherum alle Ärzte nicht mehr impfen können, weil sie kein Impfstoff mehr haben, und ich habe etwas zurückgelegt und fange jetzt an, dann tut das dem Verhältnis vielleicht nicht so gut, selbst wenn es ein entspanntes ist. Das muss man bedenken, finde ich“, gibt Verbandsvize Doris Schönwald zu bedenken.