„Toiletten-Papier-Effekt“

Münch: „Wir sind die falschen Adressaten für frustrierte Patienten“ APOTHEKE ADHOC, 17.12.2020 15:19 Uhr

„Vermehrt enttäuschte Patienten“: Sachsen-Anhalts Kammerpräsident Dr. Jens-Andreas Münch verteidigt seine Kollegen gegen uneinsichtige Kunden. Foto: Apothekerkammer Sachsen-Anhalt
Berlin - 

Es ist Tag 3 der kostenlosen Maskenverteilaktion und viele Apotheken haben ihr Pulver bereits verschossen. Mancherorts wurde schon alles abgegeben, mache Apotheken haben sogar erst gar keine oder nicht genug FFP2-Masken erhalten – und müssen sich dafür nicht selten von frustrierten Kunden rechtfertigen. Die Apothekerkammer Sachsen-Anhalt (AKSA) wirbt deshalb in einer Stellungnahme für Verständnis – und gibt den Patienten Tipps, wie sie mit ihren FFP2-Masken umgehen sollten.

„Wir haben es nun vermehrt mit enttäuschten Patienten zu tun, die sich zum Teil auch lautstark beschweren, keine kostenlosen Masken zu erhalten“, erklärt AKSA-Präsident Dr. Jens-Andreas Münch. „Wir beobachten den ‚Toilettenpapier-Effekt‘. Die plötzliche extrem hohe Nachfrage bringt den Nachschub zum Erliegen. Dafür können wir Apotheker aber nichts.“ Denn die für alle Apotheken sehr kurze Vorbereitungszeit von nur drei Werktagen habe eine ungleiche Liefersituation hervorgebracht. Ein Teil der Apotheken habe Masken erhalten, wurde aber teilweise von der Nachfrage überrollt, so dass die Lager bereits wieder leer sind. Nachschub werde jedoch momentan nicht so geliefert, wie erhofft. Andere Apotheken warteten dagegen noch bis heute auf die Zustellung der bestellten FFP2-Masken.

„Wir sind definitiv die falschen Adressaten für frustrierte und aufgebrachte Patienten“, so Münch. „Denn wir haben landesweit alles uns Mögliche getan, unsere Patienten zu versorgen und werden das auch weiter tun. Die entstandene Situation ist der Kurzfristigkeit geschuldet. Wir können nicht vorhersagen, wann sich der Markt wieder entspannen wird. Der Anspruch auf die kostenlosen Masken bleibt jedoch bis zum 6. Januar 2021 bestehen.“

Um die Patienten zu beruhigen, erklärt Münch, dass nicht immer und überall eine FFP2-Maske getragen werden sollte. Denn auch die anderen Mund-Nasen-Schutz-Masken habe ihre Berechtigung. „Eine FFP2-Maske sollte immer dann genutzt werden, wenn das Infektionsrisiko besonders hoch ist, also zum Beispiel beim Einkaufen, in öffentlichen Verkehrsmitteln oder im Wartezimmer, wenn ein Arztbesuch notwendig ist“, so Münch. „Wenn der Abstand größer ist, reicht auch eine einfache Maske vollkommen aus.“ Ohnehin solle man FFP2-Masken nicht ununterbrochen tragen. „Sie können nur wirksam schützen, wenn sie überall dicht am Gesicht anliegen, also auch der Nasenbügel fest angedrückt wird. Dadurch ist aber auch der Atemwiderstand erhöht. Man bekommt viel schlechter Luft und sollte sie nach 75 Minuten für mindestens eine halbe Stunde ablegen.“

Außerdem seien FFP2-Masken nicht waschbare Einwegprodukte. Wenn sie im Alltag nur kurz getragen werden, können sie nochmals verwendet werden, wenn sie nach dem Gebrauch so gelagert werden, dass sie gut austrocknen können. „Also die Masken am besten aufhängen, auf keinem Fall nach der Benutzung in einer Plastiktüte aufbewahren“, rät Münch. Auch eine Behandlung mit Hitze im Backofen werde nicht mehr empfohlen.