Ketten für Landregionen

Haucap: Apothekensterben durch Fremdbesitzverbot 09.10.2025 12:16 Uhr

Berlin - 

Seit seiner Zeit als Vorsitzender der Monopolkommission trommelt Professor Dr. Justus Haucap für eine Liberalisierung des Apothekenmarktes. In einem Gastbeitrag für die Rubrik „Geld und Leben“ der Rheinischen Post schlägt der Ökonom vom Düsseldorfer Institut für Wettbewerbsökonomie (DICE) an der Heinrich-Heine-Universität erneut die Zulassung von Ketten vor – weil aus seiner Sicht damit insbesondere auf dem Land die Versorgung verbessert werden könnte.

„Apotheker, die sich eine Expansion vorstellen können, werden durch die gesetzlichen Beschränkungen beim Mehr- und Fremdbesitz davon abgehalten“, schreibt Haucap. „Das dürfte zum Apothekensterben auf dem Land beitragen“, so seine These, die er wie folgt begründet: „Überlegt etwa ein geschäftstüchtiger Apotheker, eine Landapotheke zu übernehmen, so bedeutet das automatisch, dass er dafür eine – meist deutlich profitablere – Stadtapotheke weniger betreiben darf. Er kann die Landapotheke nicht etwa als fünfte oder sechste Apotheke betreiben.“

Zwar treffe es zu, dass viele Apotheker gar nicht fünf oder sechs Apotheken betreiben wollten. „Aber gerade die Apotheker, die sich eine Expansion durchaus vorstellen können, werden durch diese Regulierung davon abgehalten, auch Landapotheken zu übernehmen“, so Haucap. „Auch die Übernahme durch Dritte ist verboten, selbst wenn sie für die Leitung einen ausgebildeten Apotheker einstellen würden. Im Rahmen der geplanten Apothekenreform sollten auch diese Regeln unbedingt überdacht werden.“

Apotheken wie Weinläden

Als Chef der Monopolkommission hatte Haucap bereits 2009 eine massive Liberalisierung des Apothekenmarkts gefordert, unter anderem die Zulassung von Apothekenketten und die komplette Freigabe der Rx-Preise. Im vergangenen Jahr schlug er bei der Zukunftskonferenz VISION.A powered by APOTHEKE ADHOC, ARZ Haan AG, APOTHEKENTOUR und PTA IN LOVE vor, entsprechende Modellversuche in einem Bundesland wie Thüringen oder dem Saarland zu starten. Befürchtungen, solche Liberalisierungsschritte könnten die Patientensicherheit gefährden, teilte er nicht. Er zog den Vergleich zu Weinhandlungen im Prenzlauer Berg, wo inhabergeführte, kleine Geschäfte wegen der Beratung bevorzugt würden.