Standespolitik

Protestapotheker: Sechs Fragen an Schmidt Benjamin Rohrer, 10.07.2013 14:25 Uhr

Brief an Schmidt: 13 Protestapotheker haben ABDA-Präsident Friedemann Schmidt einen Brief geschrieben, in dem sie den Zwischenstand der angekündigten Reformen abfragen. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Patientenorientierte Pharmazie, Leitbild, Medikationsmanagement, neues Honorarmodell – ABDA-Präsident Friedemann Schmidt hat sich viel vorgenommen. Eine Gruppe von Apothekern hat sich nun dazu entschlossen, bei Schmidt den Zwischenstand bei den angekündigten Reformen abzufragen. Wie die Politiker von der ABDA bekommt Schmidt von der Basis sechs Fragen gestellt.

Insgesamt 13 Apotheker haben sich zusammengetan und Schmidt einen Brief geschrieben. In der Gruppe sind mehrere Pharmazeuten der „Protestapotheker“-Bewegung, die insbesondere im vergangenen Herbst auf dem Deutschen Apothekertag (DAT) auf sich aufmerksam gemacht hatte.

Die Apotheker beziehen sich auf die gesundheitspolitischen Positionen des GKV-Spitzenverbandes, der die Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbotes fordert. Sie wollen wissen, wie Schmidt sich das neue Leitbild vor diesem Hintergrund vorstellt: „Was gedenken Sie bis zur Fertigstellung und Implementierung des Apothekers 2.0 zu tun, um Frontalangriffen der GKV, wie jüngst geschehen, entschlossen entgegenzutreten?“

Schmidt hatte Anfang des Jahres erklärt, dass die ABDA eine Arbeitsgruppe zum Thema Leitbild gegründet habe. Weil bislang noch keine Ergebnisse vorliegen, fragen die Protestapotheker: „Wie weit ist die Arbeitsgruppe 'Leitbild' bisher mit der Ausarbeitung?“ Die Gruppe interessiert sich zudem dafür, in welchem Maße die Basis in den Entstehungsprozess einbezogen werde.

Auch zum Thema Medikationsmanagement haben die Apotheker einige Fragen. Die ABDA hatte ebenfalls eine Arbeitsgruppe zum Thema „patientenorientierte Pharmazie“ ins Leben gerufen. Mit Blick auf den kürzlich zwischen dem Verband der Ersatzkassen (vdek) und den Hausärzten geschlossenen Vertrag, demzufolge die Hausärzte einen Medikationscheck durchführen, fragen die Apotheker: „Wie sollen wir 'näher an den Patienten' kommen, wenn wir von Versorgung und Medikatonsmanagement schrittweise ausgeschlossen werden sollen?“

Die Pharmazeuten hinterfragen zudem, wie ein zusätzliches Beratungshonorar an Apotheker ausgezahlt werden solle, wenn das Medikationsmanagement schon heute kostenlos durchgeführt werde. Schließlich sei die Beratung bereits gesetzlich etabliert. „Warum sollten Kassen und die Politik hier einer Vergütung zustimmen?“ Deswegen erkundigen sich die Apotheker nach einem „Plan B“: „Welche neuen Aufgabenfelder sollen von den Apotheken besetzt werden und wie wollen Sie dafür Sorge tragen, dass dafür auch eine Vergütung gewährleistet wird?“

Mitglieder in der Gruppe sind unter anderem die Apothekerinnen Ann-Katrin Kossendey und Gabriela Aures. Kossendey hatte über Youtube mit mehreren gesundheitspolitischen Ansprachen auf sich aufmerksam gemacht. Aures hatte der ABDA erst kürzlich eine Plakatkampagne vorgeschlagen. Einige Apotheker aus der Gruppe waren im Januar zudem bereits mit Schmidt zusammen getroffen, um über standespolitische Themen zu diskutieren.