Fachkräftemangel

FDP will „Masterplan Pharmazie-Ost“ erarbeiten APOTHEKE ADHOC, 11.02.2022 15:23 Uhr

Gemeinsame Anstrengung: FDP-Politiker Robert-Martin Montag fordert einen „Masterplan Pharmazie-Ost“. Foto: FDP Thüringen
Berlin - 

Seit Jahren ist der Fachkräftemangel eines der größten Probleme in der Apothekenbranche. Unzählige Betriebe mussten schon schließen, weil sich keine Approbierten gefunden haben, um sie weiterzuführen. Dabei ist das Problem in den ostdeutschen Bundesländern noch schwerwiegender als in der alten Bundesrepublik – und daran sind nicht zuletzt die Bundesländer selbst schuld, findet die FDP in Thüringen. Sie wirft insbesondere Sachsen und Brandenburg Versäumnisse vor und will einen „Masterplan Pharmazie-Ost“ auf die Beine stellen.

Die Vor-Ort-Apotheken-Versorgung dünnt vor allem in den ländlichen Regionen der ostdeutschen Bundesländer immer weiter aus. Das gilt auch für das überwiegend ländlich geprägte Thüringen. Die dortige FDP-Fraktion im Landtag hat deshalb im Dezember eine Ausweitung der Niederlassungsförderung für Apotheken erreicht, die sich in unterversorgten Regionen ansiedeln.

Keine Approbierten, keine Apotheken

Nun hat die FDP-Fraktion um ihren gesundheitspolitischen Sprecher Robert-Martin Montag nachgelegt. Denn ohne Approbierte gibt es auch keine Übernahmen oder Neugründen. Und da ist die Perspektive schlecht: Bis 2040 werden allein in Thüringen rund 400 Apotheker und 600 Pharmazieingenieure in den Ruhestand. Die Pharmazieingenieure sind dabei ein Berufszweig, der ausstirbt – sind sie weg, kommen keinen neuen nach. Der Fachkräftmangel wird sich also auf absehbare Zeit noch verschlimmern. Schon jetzt würden 67 von vormals 581 Apotheken im Freistaat fehlen.

Dabei steht der noch ganz gut da. Denn Thüringen hat mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena eine große Hochschule, an der jährlich rund 75 neue Pharmazeuten ihren Abschluss machen. Damit liegt Thüringen weit vor manch anderem ostdeutschen Bundesland, das nach Flächen und Einwohnerzahl größer ist: In Sachsen – mit 4 Millionen Einwohnern doppelt so groß – werden jährlich nur 48 neue Pharmazeuten ausgebildet, in Mecklenburg-Vorpommern sind es 64. Einsames Schlusslicht ist Brandenburg, wo es gar nicht möglich ist, Pharmazie überhaupt zu studieren.

Dass dieser Mangel behoben werden muss, ist in Brandenburg seit Jahren ein Thema. Nur getan hat sich bisher nichts. Montag reicht es auch deshalb, er wirft den Landesregierungen vor, ein wichtiges Thema für die Zukunft der Gesundheitsversorgung seit Jahren systematisch zu verschlafen. „Es ist mittlerweile fünf vor zwölf. Das unsolidarische Versäumnis Einzelner gefährdet die Versorgung aller“, sagt er.

Der Nachwuchsmangel in den einzelnen ostdeutschen Bundesländern sei ein eklatantes Versäumnis jeder einzelnen Landesregierung, denn die Studienplatzkapazitäten sind nicht ausreichend, um den Bedarf langfristig zu decken. So hätten 2019 in den ostdeutschen Bundesländern lediglich 397 Studienplätze in Pharmazie zur Verfügung gestanden, so Montag.

Das sei „perspektivisch nicht ausreichend“ und müsse dringend geändert werden. „Es bedarf jetzt eines gemeinsamen abgestimmten Vorgehens der Gesundheitsminister im Rahmen eines ‚Masterplans Pharmazie-Ost‘, um langfristig die Arzneimittelversorgung in der Fläche in Ostdeutschland zu gewährleisten“, so Montag. Er fordert ein gemeinsam abgestimmtes Vorgehen der Wissenschafts- und Gesundheitsminister im Rahmen eines solchen Masterplans, um langfristig die wohnortnahe Arzneimittelversorgung zu gewährleisten.

Förderung für Landapotheken

Montag legt dabei Wert darauf, Gesundheitsversorgung ganzheitlich zu denken, wie er erklärt. Unter dieser Prämisse hatte seine Fraktion auch im Dezember die Erweiterung der Niederlassungsförderung erwirkt. Die bisherige Förderung bezog sich nämlich nur auf Landärzte, die bis zu 40.000 Euro erhalten können, wenn sie sich in unterversorgten Gegenden niederlassen.

Der erweiterten Richtlinie nach gilt das nun auch für Apotheken und Zahnärzte. Approbierte können demnach auf das Geld hoffen, wenn sie eine Apotheke gründen oder übernehmen, die sich durch einen solitären Standort im Umkreis von sechs Fahrtkilometern auszeichnet, in einer Gemeinde mit einer Apothekendichte von über 3500 Einwohner pro Apotheke liegt oder mindestens eine Allgemeinarztpraxis vor Ort existiert.