AvP-Pleite

Benkert und Hubmann bitten Söder um Hilfe APOTHEKE ADHOC, 01.10.2020 18:43 Uhr

Wegen AvP-Pleite: Bayerns Kammerpräsident Thomas Benkert und Verbandschef Dr. Hans-Peter Hubmann haben sich in einem gemeinsamen Brief an Ministerpräsident Markus Söder gewandt. Foto: Christof Stache
Berlin - 

In Bayern haben sich Apothekerkammer und -verband in einem offenen Brief gemeinsam an Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gewandt. Kammerpräsident Thomas Benkert und Verbandsvorsitzender Dr. Hans-Peter Hubmann warnen vor Apothekenschließungen in Folge der Pleite und „einer Gefährdung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung der Bevölkerung“. Söder möge prüfen, ob die Apotheken mit Mitteln des Freistaates unterstützt werden können.

„Leider muss sich die Apothekerschaft in Bayern heute in einer sehr ernsten Angelegenheit an Sie als Ministerpräsidenten wenden“, beginnen Benkert und Hubmann ihren Brief. Im Folgenden schildern sie die AvP-Pleite und äußern die Vermutung, dass allein im Freistaat mindestens 300 Apotheken betroffen sein dürften „mehr als 10 Prozent aller bayerischen Apotheken“.

Noch sei unklar, ob und in welchem Umfang die Forderungen der Apotheken von AvP bedient werden könnten. „Fest steht jedoch, dass ein kompletter Forderungsausfall eine Vielzahl von Apotheken – auch in Bayern – völlig unverschuldet in eine existenzielle Bedrohungslage bringen wird, die in manchen Fällen mit wochenlangen coronabedingten Umsatzrückgängen kumuliert“, schreiben Benkert und Hubmann.

Wie viele Apotheken in welchem Umfang von der AvP-Pleite betroffen sind, kann man bei Kammer und Verband noch nicht genau abschätzen. Die obersten Standesvertreter warnen Söder aber, dass Versorgungsprobleme drohen: „Die Schließung einer nennenswerten Zahl von Apotheken kann – nach mehreren aufeinanderfolgenden Jahren des Rückgangs der Anzahl von Präsenzapotheken – jedoch in Regionen Bayerns zu einer Gefährdung der flächendeckenden Arzneimittelversorgung der Bevölkerung führen.“

Die betroffenen Apotheken benötigten jetzt unbürokratische Hilfe. Zwar hätten sowohl Banken als auch andere Rechenzentren signalisiert, mit Überbrückungskrediten auszuhelfen, doch bei einem Zahlungsausfall von AvP sei das Geld dann trotzdem weg. „Eine Situation, die für viele Apotheken das Aus bedeuten würde“, warnen Benkert und Hubmann erneut. Denn die wirtschaftliche Lage der Apotheken sei aufgrund der Rahmenbedingungen ohnehin „sehr angespannt“. Kammer- und Verbandschef beenden ihren Brief mit der Bitte um Staatshilfe: „Wir bitten Sie deshalb zu prüfen, inwieweit es möglich ist, die unverschuldet in Not geratenen Apotheken aus Mitteln des Freistaates zu unterstützen.“

Benkert und Hubmann sind nicht die ersten Berufspolitiker, die sich mit dieser Forderung an ihre Landesregierung wenden. Auch auf Bundesebene wird das Thema schon diskutiert – die AvP-Pleite ist im Bundestag angekommen: Der Gesundheitsausschuss wird sich in der kommenden Woche damit befassen.

Was Bayerns Ministerpräsident Söder betrifft, war dieser über die Situation wohl schon im Bilde. Apothekerin Beatrice Guttenberger aus Ochsenfurt hatte sich ebenfalls in einem Brief an ihn gewandt – und wegen der Untätigkeit der Politik gleichzeitig ihren Austritt aus der CSU erklärt.

Dabei hat der CSU-Chef just heute den Berufsstand gelobt: „Ich bin ein großer Anhänger des Apothekerberufs“, sagte er beim Health Lab des Burda-Verlags. „Ich glaube, dass die inhabergeführte Apotheke ein wesentliches Element für die Gesundheitsvorsorge ist. Gerade übrigens auch in den ländlichen Räumen.“ Sie zeichne sich durch ein „hohes Maß an Qualität“ sowie „ethische und unternehmerische Verantwortung“ aus. „Deswegen bin ich eigentlich ein Fan der Apotheken“, so Söder weiter. Bayerns Ministerpräsident findet, dass man aus einer Apotheke schlauer herauskommt – wegen der Zusatzinformationen. „Diese Leistung, die muss ich auch stärker finanziell abbilden können.“ Und dazu sei es wichtig, dass nicht nur drei, vier Großkonzerne alles kontrollieren.