Juvenile Arthritis und Psoriasis-Arthritis

Xeljanz: Kinder-Empfehlung und Rote-Hand-Brief APOTHEKE ADHOC, 06.07.2021 15:22 Uhr

Wenn der Empfehlung des CHMP gefolgt wird, könnte Xeljanz künftig auch bei Kindern und Jugendlichen mit Arthritis und Psoriasis-Arthritis zum Einsatz kommen. Foto: Krakenimages.com/shutterstock.com
Berlin - 

Der Wirkstoff Tofacitinib – bekannt aus Xeljanz – ist von Pfizer bereits zur Behandlung von Erwachsenen mit rheumatoider Arthritis (RA) auf dem Markt. Nun hat der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) eine positive Empfehlung zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit polyartikulärer juveniler idiopathischer Arthritis sowie juveniler Psoriasis-Arthritis ausgesprochen. Fast zeitgleich erscheint ein neuer Rote-Hand-Brief, der über ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende kardiovaskuläre Ereignisse und maligne Erkrankungen informiert.

Nach der Empfehlung des CHMP muss nun die EU-Kommission über die Zulassungserweiterung von Xeljanz entscheiden. Wird sie erteilt, wäre Tofacitinib in Abhängigkeit von Alter und Gewicht als Lösung zum Einnehmen oder als Tablette bei Patienten ab zwei Jahren indiziert. Voraussetzung für die Therapie ist das unzureichende Ansprechen auf eine vorausgegangene Therapie mit einem krankheitsmodifizierenden Arzneimittel (DMARD). Tofacitinib kann als Monotherapie verabreicht werden oder auch in Kombination mit Methotrexat (MTX).

Beim Wirkstoff Tofacitinib handelt es sich um einen sogenannten Januskinase-Inhibitor (JAK-Inhibitor). Seit März 2017 ist er in Europa zur Behandlung der mittelschweren bis schweren rheumatoiden Arthritis bei Erwachsenen zugelassen. Im Juni 2018 folgte die Zulassungserweiterung für die aktive Psoriasis-Arthritis bei erwachsenen Patienten, die auf ein oder mehrere DMARD unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben.

Außerdem ist Xeljanz seit Juli 2018 indiziert zur Behandlung erwachsener Patienten mit mittelschwerer bis schwerer aktiver Colitis ulcerosa (CU), die auf eine konventionelle Therapie oder ein Biologikum unzureichend angesprochen haben, nicht mehr darauf ansprechen oder diese nicht vertragen haben.

Xeljanz war bereits im März 2020 in den Fokus gerückt: In Abstimmung mit der EMA und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hatte Pfizer mittels Rote-Hand-Brief über ein erhöhtes Risiko für venöse thromboembolische Ereignisse und ein erhöhtes Risiko für schwerwiegende und tödlich verlaufende Infektionen unter der Therapie mit Xeljanz informiert.

Aktueller Rote-Hand-Brief

Parallel veröffentliche Pfizer erneut einen Rote-Hand-Brief zu dem JAK-Inhibitor: Der Hersteller informiert darin über das erhöhte Risiko für schwerwiegende unerwünschte kardiovaskuläre Ereignisse sowie maligne Erkrankungen, unter Xeljanz im Vergleich zu Tumornekrosefaktor(TNF)-α-Inhibitoren.

Nach Abschluss des europäischen Bewertungsverfahrens der Studiendaten wurden die Empfehlungen konkretisiert: Tofacitinib soll bei

  • Patienten über 65 Jahren
  • Patienten, die gegenwärtig rauchen oder früher geraucht haben
  • Patienten mit anderen kardiovaskulären Risikofaktoren
  • Patienten mit anderen Risikofaktoren für maligne Erkrankungen

nur dann eingesetzt werden, wenn keine geeigneten Behandlungsalternativen zur Verfügung stehen. Zudem sollten mit den Patienten die Risiken, die mit der Anwendung des Arzneimittels verbunden sind, einschließlich des Risikos für Myokardinfarkt, Lungenkrebs und Lymphom, besprochen werden.

In der abgeschlossenen klinischen Prüfung bei Patienten mit rheumatoider Arthritis (RA), die 50 Jahre oder älter waren und mindestens einen zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktor aufwiesen, wurde eine erhöhte Inzidenz von Myokardinfarkten unter Tofacitinib im Vergleich zu TNF-alpha-Inhibitoren beobachtet. Die Studie zeigte unter Tofacitinib im Vergleich zu TNF-alpha-Inhibitoren auch eine erhöhte Inzidenz von malignen Erkrankungen, insbesondere von Lungenkrebs und Lymphomen, mit Ausnahme von nicht-melanozytärem Hautkrebs (NMSC).