Lieferengpässe

Update: L-Thyroxin + Jod APOTHEKE ADHOC, 30.01.2020 13:36 Uhr

Angespannte Liefersituation: Einige Schilddrüsenpräparate sind seit längerem nicht verfügbar. Foto: APOTHEKE ADHOC
Berlin - 

Seit fast einem Jahr stehen Lieferschwierigkeiten bei der Schilddrüsen-Fixkombination von Levothyroxin und Jod an der Tagesordnung in Apotheken: Zahlreiche Hersteller können nicht liefern. Wie ist die aktuelle Lage und wann ist mit einem Ende zu rechnen? Ein Überblick.

Einer der Engpass-Kandidaten ist Jodthyrox (Merck): Seit März steht das Schilddrüsenpräparat auf der Engpassliste des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM). Der Grund für den Lieferengpass sind laut Merck Kapazitätsprobleme: Die stetig steigende Nachfrage könne mit den derzeitigen Produktionskapazitäten nicht gedeckt werden.

Im Juli hatte der Hersteller zunächst gemeldet, dass die Fixkombination aus 100 µg Levothyroxin-Natrium und 130,8 µg Kaliumiodid voraussichtlich ab September wieder lieferbar sei. Doch der Lieferengpass dauerte an: Frühestens im März 2020 könnte es neue Ware geben hieß es im Herbst. Doch es gibt Hoffnung: Laut einer Sprecherin des Unternehmens werde Jodthyrox – nach derzeitigem Stand – weiterhin voraussichtlich ab März 2020 wieder zur Verfügung stehen.

Weitere Schwierigkeiten gibt es bei Hexal: Das Präparat des Herstellers steht seit Dezember auf der Engpassliste. Laut Hersteller handele es sich dabei jedoch nur um eine vorübergehende Situation. Trotz der aktuell vorherrschenden Enpässe sei kein Versorgungsengpass zu erwarten. Es werde mit Hochdruck daran gearbeitet in Kürze wieder lieferfähig zu sein – laut BfArM-Liste bereits ab Januar. Um die Lieferfähigkeit langfristig zu sichern, werde seit einigen Monaten die Kapazität am Produktionsstandort in Barleben ausgebaut, teilte eine Sprecherin des Konzerns mit.

Einige weniger Hersteller können nach wie vor liefern, so beispielsweise Aristo und Sanofi: Beide Unternehmen geben an, trotz der sprunghaft gestiegendenen Nachfrage lieferfähig zu sein. Aristo produziere sowohl Eferox Jod wie auch L-Thyroxin Jod Aristo im eigenen Werk in Hilden bei der Lindopharm – deshalb sei man in der Lage sehr schnell auf Anfragen im Markt zu reagieren.

Für die nicht verfügbaren Präparate stehen zwar Alternativpräparate von anderen Herstellern mit gleicher Zusammensetzung zur Verfügung, jedoch steht die Kombination der beiden Wirkstoffe bekanntermaßen auf der Substitutionsausschlussliste. Dementsprechend darf nicht einfach gegen ein anderes, wirkstoffgleiches Präparat ausgetauscht werden. Für die Apotheken bedeutet das zusätzlichen Aufwand, da zunächst eine Rücksprache mit dem verordnenden Arzt erfolgen muss und ein neues Rezept ausgestellt werden sollte.

Schilddrüsenpräparate dürfen aufgrund der engen therapeutischen Breite grundsätzlich nicht einfach ausgetauscht werden. Durch einen Wechsel auf ein anderes Präparat können unterschiedliche Wirkstoffspiegel entstehen. Eine Umstellung muss daher vom Arzt angeordnet und überwacht werden. Die Wirkstoffkombination wird angewendet zur Behandlung von Jodmangelstruma und zur Ergänzung des Jodbedarfs bei euthyreoter Struma bei Jugendlichen, euthyreoter Struma diffusa bei Erwachsenen und in der Schwangerschaft und zur Rezidivprophylaxe nach Operation einer Jodmangelstruma.