Protonenpumpenhemmer

Konkurrenz für OTC-Nexium Patrick Hollstein, 26.08.2015 09:52 Uhr

Berlin - 

Blockieren statt Neutralisieren: Seit 2009 Omeprazol und Pantoprazol aus der Rezeptpflicht entlassen wurde, ist der Markt der Medikamente gegen Sodbrennen in Bewegung. Die Protonenpumpenhemmer (PPI) verdrängen die klassischen Antazida; im vergangenen Jahr kam mit Esomeprazol ein dritter Wirkstoff dazu. Jetzt bieten die ersten Generikahersteller ein Konkurrenzprodukt zu Nexium control an.

Nexium war im Jahr 2000 auf den Markt gekommen; 2011 verlor der Originalhersteller AstraZeneca das Patent für den Wirkstoff. Seitdem sind zahlreiche Esomeprazol-Generika auf dem Markt. Im August 2013 stimmte die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) für die Entlassung aus der Verschreibungspflicht; grünes Licht aus Brüssel kam im Frühjahr 2014. Im vergangenen August brachte Pfizer Nexium control in die Apothekenweil AstraZeneca kein OTC-Portfolio hat, konnte sich der US-Konzern die OTC-Vertriebsrechte sichern. Bei Antra hatten die Briten noch auf Bayer gesetzt.

Nach der Erstbevorratung hat sich der Absatz bei rund 17.000 Packungen pro Monat eingependelt; insgesamt wurden bislang knapp 430.000 Packungen verkauft. Dabei hatte sich Pfizer bei der Werbung ordentlich ins Zeug gelegt: Auf knapp sieben Millionen Euro (Bruttolistenpreise nach Nielsen) summierten sich die Ausgaben für den TV-Spot alleine bis zum Jahresende.

Immerhin: Unter den OTC-PPI kommt Nexium control mittlerweile auf einen Marktanteil von 9 Prozent, unter allen Präparaten zur Reflux-Selbstmedikation sind es 3 Prozent. „Der OTC-Switch war und ist eine besondere Herausforderung“, sagt der zuständige Marketing Manager, Nikolas Schimann. „Nexium wird auch als OTC-Produkt von vielen Apothekern und Kunden positiv aufgenommen. Die Apotheker sind mit dem Wirkstoff Esomeprazol vertraut und schätzen seine gute Wirksamkeit.“

Jetzt bekommt der Konzern Konkurrenz. TAD hat seit Mitte Juli ein Esomeprazol-Generikum auf dem Markt. Hexal hat sich beim TAD-Mutterkonzern Krka eine Zulassung besorgt und die Einführung für September angekündigt.

Die 7er-Packung von TAD hat einen Verkaufspreis von 6,90 Euro, die Packung à 14 Stück kostet 10,98 Euro. Hexal geht mit einem Verkaufspreis von 7,25 Euro beziehungsweise 11,79 Euro in den Markt. Zum Vergleich: Nexium control kostet 7,59 Euro beziehungsweise 11,97 Euro. Pfizer hatte sich an den Preisen von Omep und Pantozol control orientiert; nur die Omeprazol- beziehungsweise Pantoprazol-Generika sind etwas preiswerter.

Obwohl der Bundesrat die Änderung der Arzneimittelverschreibungsverordnung (AMVV) bereits im vergangenen Dezember beschlossen hat, ist bislang kein anderer Hersteller bei Esomeprazol zum Zuge gekommen. Auch TAD und Hexal mussten seit Januar auf die Genehmigung ihrer Anträge durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) warten. Schon bei Pantoprazol hatten sich die beiden Anbieter gemeinsam einen halben Monat Vorsprung gesichert.

Für TAD ist der Wirkstoff ein „alter Hut“: Dank zahlreicher Rabattverträge, unter anderem mit der AOK und der TK, hat sich das Unternehmen einen Marktanteil von 60 Prozent gesichert. Andere wichtige Anbieter im Rx-Bereich sind Ratiopharm/CT/AbZ (18,5 Prozent), AstraZeneca mit Nexium mups (9 Prozent) sowie Hexal und Actavis (je 4 Prozent).

Die ersten PPI hatten im Sommer 2009 Einzug in die Sichtwahl gehalten: Mitte Juli kam Pantozol control auf den Markt; der Hersteller Nycomed hatte auf EU-Ebene eine OTC-Zulassung für seinen Blockbuster erhalten und sich so einen Vorsprung verschafft. Kurz vor Weihnachten stimmte der Bundesrat dem Switch zu; im Januar 2010 kamen mit TAD und Hexal die ersten Generikaanbieter mit entsprechenden Präparaten auf den Markt. Für Omeprazol war der Weg in die Sichtwahl nach der Änderung der AMVV für alle Anbieter schon ab August 2009 frei. Allerdings mussten einige Firmen wie Hexal nachbessern und den Zusatz „akut“ aus dem Produktnamen streichen.

Die Markteinführungen wurden durch groß angelegte Werbekampagnen begleitet. Omeprazol kam aus dem Stand in den ersten zwölf Monaten auf 2,4 Millionen Packungen, Pantoprazol auf 900.000 Stück. Seitdem entwickelt sich der Markt flach; die erheblichen Einbußen im Bereich der Antazida konnten jedenfalls nicht kompensiert werden. Seit zwei Jahren ist auch der Absatz von OTC-Omeprazol rückläufig; dagegen ist Pantoprazol weiter gewachsen. Einen Trend zu neueren Wirkstoffen unterstellt, könnte Esomeprazol von der zusätzlichen Konkurrenz durch Generika sogar profitieren.

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