Phytopharmaka

Hersteller: Wenig Interesse an Kava-Kava Julia Pradel, 24.06.2014 15:22 Uhr

Wenig Interesse: Die Hersteller sind bei Kava-Kava-Präparaten noch zurückhaltend. Foto: Elke Hinkelbein
Berlin - 

Das Verwaltungsgericht Köln hat den Weg frei gemacht für ein Comeback von Kava-Kava: Die Richter entschieden, dass der Widerruf der Zulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Jahr 2007 rechtswidrig war. Doch mehrere Unternehmen wollen Kava-Kava nicht wieder ins Portfolio nehmen - einige Hersteller haben sich schon von der Heilpflanze verabschiedet.

Um die Jahrtausendwende wurden mit Kava-Kava-Präparaten rund 18 Millionen Euro im Jahr umgesetzt. Zum Vergleich: Mit Johanneskraut wurde fast das Zehnfache eingespielt. Marktführer bei den Kava-Kava-Präparaten war Krewel Meuselbach mit seinem Präparat Antares. Müller Göppingen war dem Konkurrenten mit seinen Präparaten Kavosporal und Kavosporal forte dicht auf den Fersen.

Bei dem Familienunternehmen denkt man über eine Neuauflage nach: „Wir prüfen derzeit, inwiefern man das Präparat wieder aufleben lassen kann“, sagt Steffen Spaich, Sohn des derzeitigen Geschäftsführers Carl-Friedrich Spaich. Das Problem: „Die Zulassung hat ein gewisses Alter.“

Sollte sich Müller Göppingen für einen Neustart entscheiden, könnte das Unternehmen von dem Desinteresse der Konkurrenz profitieren: Denn auch Schwabe schließt ein neues Kava-Kava-Präparat als Nachfolger von Laitan aus. Auf die drei genannten Produkte entfiel um die Jahrtausendwende etwa die Hälfte des Umsatzes mit Kava-Kava-Präparaten.

Schwabe setzt inzwischen auf Lasea (Lavendelöl) – einer Unternehmenssprecherin zufolge ein etabliertes Arzneimittel mit einem gut dokumentierten Wirksamkeits- und Sicherheitsprofil in der Indikation. „Auch vor dem Hintergrund einer möglichen neuen Rechtslage planen wir keinen erneuten Markteintritt mit einem Arzneimittel auf Basis von Kava-Kava“, so die Sprecherin.

Auch bei Queisser schließt man eine Neuzulassung für das Präparat Jakava vorerst aus: „Wir wagen uns da erst einmal nicht ran, weil der Verbraucher ein negatives Image gelernt hat“, heißt es aus dem Unternehmen. Der Wirkstoff habe insgesamt eine sehr kurze Karriere in Deutschland gehabt und sich nicht etabliert. Eine Veränderung des Image sei daher sehr schwer. „Wir halten uns erst einmal zurück und schauen, was die Konkurrenz macht.“ Mit dem Präparat hatte Queisser ohnehin nur marginale Umsätze erzielt.

Bionorica prüft derzeit eine mögliche Neuauflage von Kava-Kava. Der Phytohersteller hatte seinerzeit mit dem Präparat Kavatino rund eine halbe Million Euro umgesetzt. „Kava-Kava ist für uns nach wie vor interessant“, sagt eine Sprecherin.

Das BfArM hatte 2002 die Zulassung für Arzneimittel mit Kava-Kava und Kavain widerrufen. Die Unternehmen legten Widerspruch ein und das BfArM ordnete zunächst ein Ruhen der Zulassung an. Weil sich die Behörde und die Hersteller aber nicht darauf einigen konnten, welche Studien vorgelegt werden müssten, widerrief das BfArM 2007 die Zulassung erneut.