Antibiotika

Pfizer: Zavicefta gegen resistente Keime Nadine Tröbitscher, 16.01.2017 08:59 Uhr

Berlin - 

Pfizer gab erst kürzlich die Übernahme der Entwicklungs- und Vermarktungsrechte der Antiinfektiva von AstraZeneca bekannt. Zu den Produkten zählt auch das neue Antibiotikum Zavicefta, dessen Markteinführung gerade geplant wird.

Zavicefta (Ceftazidem/Avibactam) soll bereits in Kürze in Deutschland eingeführt werden. Das Medikament könnte gerade in Hinblick auf die steigende Zahl der Resistenzen von medizinischer Bedeutung sein. Die Kombination wirkt spezifisch gegen Infektionen, die durch multiresistente gramnegative Bakterien ausgelöst werden.

Zugelassen werden soll Zavicefta für die Behandlung von Erwachsenen mit komplizierten intraabdominellen Infektionen (cIAI) oder Harnwegsinfektionen (cUTI) einschließlich Pyelonephritis sowie im Krankenhaus erworbene Pneumonie (HAP) einschließlich ventilatorassoziierte Pneumonie (VAP). Außerdem ist der Einsatz bei Infektionen mit aeroben gramnegativen Keimen bei Erwachsenen möglich, wenn andere Behandlungsoptionen eingeschränkt sind.

Ceftazidem ist ein bekanntes Cephalosporin und zählt zu den Beta-Laktamen. Diese Antibiotika hemmen die bakterielle Zellwandsynthese. Sie blockieren Penicillin-bindende-Proteine (PBP) in der Wachstumsphase und verursachen so eine bakterizide Wirkung. Beta-Lactam-Antibiotika binden mit mittlerer bis hoher Affinität an PBP und blockieren deren aktives Zentrum. PBP sind an der Synthese der bakteriellen Zellwand beteiligt. Ohne Zellwandsynthese können sich die Mikroorganismen nicht vermehren.

Avibactam ist ein Beta-Laktamase-Inhibitor und verhindert somit den Abbau des Beta-Laktam-Antibiotikums. Der Inhibitor selbst hat keine eigene antibakterielle Aktivität. Die Substanz ist der erste Beta-Laktamase-Inhibitor, der selbst keinen Beta-Laktam-Ring aufweist und reversibel an das Bakterien-Enzym bindet. Wird eine Bindung gelöst, kann der Wirkstoff erneut an ein Molekül binden. Avibactam hemmt verschiedene Beta-Laktamasen der Klassen A, C und D und verhindert so die Hydrolyse des Antibiotikums in vielen Carbapenem-resistenten Enterobakterien.

Das Medikament wird als Trockensubstanz zur Herstellung einer Infusionslösung auf dem Markt kommen. Die Fixkombination wird voraussichtlich 2000 mg Ceftazidem und 500 mg Avibactam enthalten. Die Infusion soll dreimal täglich über zwei Stunden erfolgen. Je nach Art und Schwere der Erkrankung kann die Behandlung bis zu zwei Wochen andauern.

Eine Zulassungsempfehlung von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) hatte das Medikament schon im vergangenen Jahr erhalten. In den USA ist die Kombination bereits seit 2015 zugelassen und wird unter den Namen Avycaz im Handel. Die bekanntesten Kombinationen aus Beta-Laktam-Antibiotikum und Beta-Laktamase-Hemmer sind Amoxicillin/Clavulansäure und Ampicillin/Sulbactam.